Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Kit entflammte erneut.
Sobald er sich in ihr bewegte, wollte sie auch gar nicht mehr, dass er aufhörte. Temperamentvoll krallte sie die Finger in seine angespannte Schultermuskulatur und vergrub ihren Mund in seiner Halsbeuge, schmeckte die saubere Haut mit dem leisen Hauch von Meersalz. Seine Bewegungen wurden intensiver. Im Sturm eroberte er ihr Herz und ihre Seele, ließ sie dahinschmelzen.
Sie wand und wälzte sich unter ihm, entfesselt in einem wilden Sinnentaumel. Sie vergaß alles um sich herum, klammerte sich sehnsuchtsvoll an ihn, spürte seine pulsierende Männlichkeit, die tiefer und immer tiefer in sie eindrang und sie dem rauschhaften Zenit ihrer Lust entgegentrug. Und während Millionen winziger Lichtpunkte vor Kits Augen tanzten, stimmte sie in Cains befreiendes Stöhnen mit ein.
Vierter Teil
Katharine Louise
Frieden findest du nur in dir selbst.
Ralph Waldo Emerson
15
Kit lag allein in dem zerwühlten Riesenbett, als sie von einem Geräusch im Korridor geweckt wurde. Sie blinzelte ins Sonnenlicht und setzte sich kerzengerade auf, als ihr schlagartig klar wurde, wo sie sich befand.
Sophronia stürmte ohne anzuklopfen ins Zimmer. »Kit! Schätzchen, alles in Ordnung mit dir? Magnus wollte mich nicht gehen lassen, sonst wäre ich schon viel eher wieder bei dir.«
Kit konnte Sophronia nicht in die Augen sehen. »Mir geht es prächtig.« Sie warf die Bettdecke zurück. Ihr Morgenmantel lag am Fußende ausgebreitet. Bestimmt hatte Cain ihn dort hingelegt.
Als sie hineinschlüpfte, erstarrte die Haushälterin. Kit sah, wie sie den blassroten Flecken auf dem Laken fixierte. Um sie abzulenken, fragte sie hastig: »Du warst heute Nacht bei Magnus?«
Sophronia nahm den Blick vom Bett und sagte betreten: »Der Major ließ mir keine Wahl. Magnus hat auf der Veranda geschlafen.«
»Ach so.« Als wäre nichts gewesen, steuerte Kit in ihr eigenes Zimmer. »Eine herrliche Nacht, um draußen zu schlafen.«
Sophronia folgte ihr. Kit wusch sich in dem Wasser, das Lucy für sie bereitgestellt hatte. Die Grabesstille hing bedrückend im Raum.
Sophronia brach als Erste das Schweigen. »Hat er dir wehgetan? Mir kannst du es ruhig anvertrauen.«
»Mir geht es prächtig«, wiederholte Kit, eine Spur zu hastig.
Sophronia setzte sich auf den Rand von Kits unbenutztem Bett. »Ich hab dir das nie erzählt, weil… eigentlich wollte ich es auch nie, aber jetzt …«
Kit drehte sich von der Waschschüssel zu ihr. »Was hast du denn auf dem Herzen, Sophronia?«
»Ich … ich weiß, wie es ist, wenn… wenn ein Mann einem wehtut.« Sie rang die Hände im Schoß.
»Oh Sophronia …«
»Ich war vierzehn beim ersten Mal. Er… er war ein Weißer. Nachher wollte ich sterben, ich fühlte mich so schmutzig. Und den ganzen Sommer über ging das so weiter. Er fand mich immer, egal wo ich mich versteckte. ›He Puppe‹, rief er dann. ›Du da. Komm mal her.‹«
Kits Augen füllten sich mit Tränen. Sie lief zu ihrer Freundin und kniete sich neben sie. »Es tut mir so leid, das wusste ich nicht.«
»Solltest du auch eigentlich nie erfahren.«
Sie streichelte Sophronia über die Wange. »Warum warst du nicht bei meinem Vater und hast ihm alles erzählt?«
Sophronias Nasenflügel bebten, und sie schob Kits Hand weg. »Er wusste doch genau Bescheid. Die weißen Männer waren immer bestens informiert, wie die Sklavenfrauen auf ihren Plantagen behandelt wurden.«
Kit war froh, dass sie noch nichts gegessen hatte, sonst hätte sie sich übergeben müssen. Sie hatte von derartigen Geschichten gehört, aber nicht im Traum vermutet, dass so etwas auch auf Risen Glory passierte.
»Ich erzähl dir das nicht, damit du hier herumheulst.« Sophronia wischte ihr eine Träne von der Wange.
Bisher hatte Kit noch jedes Mal staatsrechtlich argumentiert, wenn man ihr damit gekommen war, dass der
Krieg in erster Linie der Abschaffung der Sklaverei diente. Jetzt begriff sie, warum sie sich hinter dieser Argumentation verschanzt hatte. Damals hatte sie das Elend der Sklaven gar nicht wahrhaben wollen. »Es ist entsetzlich. So gemein.«
Sophronia erhob sich und entfernte sich vom Bett. »Ich versuche es so gut wie möglich zu verdrängen. Im Moment mache ich mir mehr Gedanken um dich.«
Kit hatte keine Lust, über sich zu reden. Als wäre nichts gewesen, widmete sie sich wieder ihrer Körperpflege. »Mach dir wegen mir keine Sorgen.«
»Ich sah sein Gesicht, als er dich ins Haus trug. Von daher kann ich mir schon ausmalen, wie
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