Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Sophronia so weitermachen wie bisher.«
Sie hatte sich auf eine längere Auseinandersetzung gefasst gemacht, aber er nahm ihr spontan den Wind aus den Segeln.
»Ach, um eine Sache solltest du dich aber noch kümmern. Einmal abgesehen von mir«, grinste er süffisant.
Sie versteifte sich. Jetzt kam es. Irgendetwas, von dem er genau wusste, dass sie es nicht ausstehen konnte.
»Heute Nacht hat ein Fuchs eines unserer Hühner gerissen. Kümmere dich darum, dass du den Burschen erwischst. Du schießt bestimmt besser als die meisten meiner Arbeiter.«
Sie starrte ihn nur an.
»Und wenn wir was spielen wollen, dann leg die Karten schon mal bereit. Solange ich mit der Spinnerei beschäftigt bin, hab ich für so was nicht die Zeit.«
Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte, und wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen, weil er sie las wie ein offenes Buch. Bei Brandon hätte sie niemals so viele Freiheiten gehabt. Aber der hätte sie auch nicht so lüstern angeschaut wie Cain jetzt.
Das Bett türmte sich unverkennbar vor ihr auf. Ihre Schultern versteiften sich vor Anspannung. Sie betrachtete
die funkelnden Lichtfacetten, die die Lampe auf den Tisch warf, ließ den Blick zu den Büchern wandern, die neben seinem Bett lagen.
Dieses Bett.
Ihre Augen waren auf seine Hände geheftet. Kräftig, mit langen, schlanken Fingern. Hände, die ihren Körper streichelten und jede Rundung umschlossen. Geübte Finger, die ihre intimsten Zonen erforschten …
»Brot?«
Sie fuhr zusammen. Er hielt ihr höflich ein Stück Brot hin.
»Nein. Nein danke.« Sie kämpfte um Fassung. »Ach übrigens, Miss Dolly hatte heute ihre seelische Krise. Nachdem ich jetzt keine Anstandsdame mehr brauche, fürchtet sie, dass du sie wegschicken könntest.« Kit taxierte ihn herausfordernd. »Ich hab ihr gesagt, dass sie sich überhaupt keine Sorgen zu machen braucht. Dass sie so lange hierbleiben kann, wie sie mag.«
Sie rechnete mit seinem Protest, dabei reagierte er lediglich mit einem gleichgültigen Schulterzucken. »Schätze, Miss Dolly bleibt an uns hängen, ob wir wollen oder nicht. Da wir beide nichts von gesellschaftlichen Konventionen halten, sorgt die Gute wenigstens dafür, dass wir halbwegs manierlich bleiben.«
Kit schnellte vom Tisch hoch. »Hör auf, so verdammt sachlich zu sein.«
»In Ordnung. Zieh dich aus.«
»Nein. Ich …«
»Hast du ernsthaft geglaubt, ich will nicht mehr von dir als ein Bad und eine warme Mahlzeit?«
»Wenn du mehr willst, musst du es dir holen.«
»Ach ja?« Er lehnte sich lasziv in dem Sessel zurück und betrachtete sie intensiv. »Schnür dein Mieder auf. Ich seh dir gern beim Ausziehen zu.«
Sie war schockiert, denn sie verspürte eine leichte Erregung, die sie geflissentlich ignorierte. »Ich gehe jetzt ins Bett. Und zwar allein.«
Cain beobachtete, wie sie zur Tür marschierte, und nahm ihren inneren Kampf wahr. Nachdem sie einmal dem Feuer der Leidenschaft erlegen war, begehrte sie ihn genauso wie er sie. Aber Kit war eine wahre Meisterin der Verdrängung.
Sie war so wunderschön, dass es ihn fast schmerzte, sie anzusehen. War sein Vater bei seiner Mutter genauso schwach und willenlos gewesen?
Bei dem Gedanken überlief ihn eine Gänsehaut. Er hatte sich fest vorgenommen, Kit in dieser Nacht die höchsten Wonnen der Leidenschaft zu bescheren. Bis sie sich ekstatisch unter ihm wälzte und ihre Lust laut herausschrie. Aber so einfach ließ sie sich nicht manipulieren.
Außerdem hatte er ihr zeigen wollen, wie wenig sie ihm bedeutete. Und dass sie nach seiner Pfeife zu tanzen hatte. Sobald sie das kapierte, fiele es ihm leichter, sie in die Arme zu schließen und sie zu lieben, wie es ihm passte.
Er begehrte sie und würde sie heute Nacht nehmen. Aber nicht zärtlich und rücksichtsvoll. Nein, er war schließlich kein solcher Idiot!
Er stand auf und steuerte durch den kleinen Salon auf ihr Schlafzimmer zu. Sie hatte die Tür abgeschlossen, keine Frage. Er hatte nichts anderes erwartet. Mit etwas Geduld glückte es ihm vielleicht, ihren Widerstand zu brechen, aber die hatte er nicht: Die Tür sprang nach dem ersten Tritt auf.
Noch immer in Unterwäsche, hatte sie ihr Hemdband gelöst, und das Haar kringelte sich in weichen, schwarzen Locken um ihre nackten Schultern. Ihre Nasenflügel bebten vor Zorn. »Raus hier! Ich fühle mich nicht gut.«
»Wart’s ab, du wirst dich gleich besser fühlen.« Er riss sie in seine Arme und trug sie zurück zu seinem Bett, wo sie seiner Meinung
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