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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Freilassung in Aussicht. Zu viele Münder waren zu stopfen. Und es fehlte an Geld. Die Teufelssamen.
    Irgendwann kam ein Lehrer nach Savannah. Ein begnadeter Bastler aus Massachusetts, der in seiner Freizeit Maschinen konstruierte. Die Leute erzählten ihm von den Teufelssamen und den kurzen, rauen Fasern. Daraufhin setzte er sich in den Säuberungsschuppen und sah ihnen bei der Arbeit zu.
    Drei Pfund Saat für ein Pfund Baumwolllint. Zehn Stunden Arbeit.
    Der Lehrer fing an zu tüfteln. Er brauchte zehn Tage. Dann war der Süden gerettet. Er erfand nämlich die so genannte Egreniermaschine, mit deren Hilfe sich die Samen aus den Fasern lösten. Ein Arbeiter. Ein Tag. Zehn Pfund Baumwolllint.
    Das Wunder war geschehen. Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich ein. Der Süden war die ungekrönte Königin, und König Baumwolle schwang sich auf den Thron. Die Plantagenbesitzer kauften weitere Sklaven. Gnadenlos. Riesige Anbauflächen sollten mit Baumwolle bepflanzt werden, und dafür brauchte man kräftige Arbeiter. Die Zusage der Freiheit wurde schleunigst unter den Tisch gekehrt. Eli Whitney, ein Lehrer aus Massachusetts, hatte die Baumwollentkörnungsmaschine entwickelt. Es war ein wahrer Segen für den Süden.
    Ein Segen und ein Fluch.
    Kit band Temptation an einem Holzgeländer an und schlenderte zu dem Backsteingebäude hinüber. Währenddessen überlegte sie, dass die Maschine den Süden zwar einerseits gerettet, andererseits aber in ein Chaos gestürzt hatte. Ohne sie wäre der Sklavenhandel schon viel früher abgeschafft worden, und es hätte somit auch keinen Krieg gegeben. Ob die Baumwollspinnerei wohl ähnlich katastrophale Auswirkungen zeitigte?
    Cain war sicher nicht der Einzige, der begriff, was es für den Süden bedeutete, über eigene Spinnereien zu verfügen, statt die Rohbaumwolle in den Nordosten oder nach England verschiffen zu müssen. So wie er dachten gewiss immer mehr Plantagenbesitzer. Zumal der Süden dann die gesamte Verarbeitung der Baumwolle in Eigenregie übernehmen konnte – von der Anpflanzung bis zum fertig gewebten Kattun. Die Spinnereien könnten den Wohlstand zurückbringen, den der Krieg genommen hatte. Aber genau wie die Entkörnungsmaschinen brachten die
Spinnereien Veränderungen mit sich, insbesondere auch für Plantagen wie Risen Glory.
    Jacob Childs machte mit ihr einen Rundgang durch die Fabrik. Dabei ließ er sich mit keiner Geste anmerken, ob er sich heimlich wunderte, warum die Frau seines Arbeitgebers nach zwei Monaten das erste Mal wieder dort auftauchte. Soweit Kit wusste, hatte Cain niemandem erzählt, dass sie den Brand gelegt hatte. Nur Magnus und Sophronia schienen die Wahrheit zu ahnen. Als Kit wieder aufbrach, war sie auch ein bisschen neugierig auf die riesigen Maschinen, die im Oktober in Betrieb genommen werden sollten.
    Auf dem Heimweg gewahrte sie Cain neben einem Karren, der mit Baumwolle beladen wurde. Sein nackter Oberkörper glänzte von Schweiß. Während sie zu ihm spähte, nahm er einem der Arbeiter einen vollen Sack vom Rücken und schüttete den Inhalt auf den Karren. Dann setzte er den Hut ab und wischte sich mit dem Unterarm über die verschwitzte Stirn.
    Dabei wogten die sehnigen Muskelstränge unter seiner gebräunten Haut wie Wellen auf dem Wasser. Er war schon immer schlank und trainiert gewesen, aber die harte Arbeit auf der Plantage hatte ein Übriges dazu beigetragen. Kit ertappte sich dabei, dass sie wohlig erschauerte bei der Vorstellung, wie sein nackter Körper sich an sie schmiegte. Rasch wischte sie das Bild beiseite.
    Wieder im Haus, lenkte sie sich damit ab, dass sie Berge von Essen kochte, obwohl es in der Küche drückend heiß war. Die letzten Augusttage waren schwül gewesen. Gegen Abend konnte sie mit Schildkrötensuppe, Maisbrötchen und einem Apfelkuchen aufwarten, aber ihre innere Unruhe blieb.
    Sie beschloss, vor dem Essen noch eine Runde im Teich zu schwimmen. Als sie den Stall auf Temptation verließ,
fiel ihr ein, dass Cain auf dem Feld arbeitete, das auf dem Weg zu ihrem Wäldchen lag. Folglich würde er sofort merken, wohin sie ritt. Eigenartigerweise beflügelte sie der Gedanke. Sie presste die Fersen in Temptations Flanken und ritt los.
    Cain sah sie schon von weitem. Er winkte sogar kurz, kam ihr aber nicht nach. Sie schwamm in den kühlen Fluten, nackt und allein.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, hatte ihre Periode eingesetzt. Die Erleichterung darüber, nicht schwanger zu sein, wurde am Nachmittag von

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