Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
»Es gibt einen Balsam in Gilead, der macht die Verwundeten gesund. Es gibt einen . . .«
    Kit schlenderte zum Fenster. Es war zwecklos. Die weise Frau wollte ihr nicht helfen.
    »Dieser Yankee-Mann. Er hat zwar den Teufel im Leib, aber er ist ein guter Mensch.«
    »Das mit dem Teufel stimmt, das andere weniger.«
    Die Alte gluckste. »Ein Mann wie er ist ungemein potent.
Da muss man starke Geschütze auffahren.« Sie erhob sich behäbig von ihrem Schemel und schlurfte zu den Holzregalen, wo sie in mehrere Tiegel spähte. Schließlich füllte sie einen großen Löffel von einem grauweißen Pulver in ein leeres Einweckglas, legte ein Stück Baumwolltuch darüber und band es mit einer Kordel zu. »Verrühr eine Messerspitze von diesem Pulver in einem Glas Wasser und trink es morgens in einem Zug aus, wenn er nachts etwas mit dir hatte.«
    Kit nahm das Glas und umarmte die Alte kurz. »Tausend Dank.« Dann drückte sie ihr ein paar Scheine in die Hand.
    »Und nicht vergessen, was die weise Frau gesagt hat! Die weise Frau weiß, was gut für dich ist!« Darauf ertönte ein weiteres trockenes Kichern. Sie setzte sich wieder auf ihren Schemel und schüttelte sich, als lachte sie über einen guten Witz.

16
    Kit stand auf einer niedrigen Leiter in der Bibliothek, wo sie ein Buch suchte. Dabei hörte sie, wie die Eingangstür geöffnet wurde. Die Standuhr im Salon schlug zehn. Cain war der Einzige, der die Tür derart schwungvoll zustieß. Schon den ganzen Abend hatte sie seiner Rückkehr mit gemischten Gefühlen entgegengesehen.
    Am Nachmittag, auf dem Rückweg von der weisen Alten, hatte sie ihn aus der Ferne wahrgenommen. Da Sonntag war, arbeitete er allein an der Spinnerei. Sein Oberkörper entblößt, lud er Holz ab, das er in Charleston gekauft hatte.
    »Kit!«
    Das Licht in der Bibliothek hatte sie verraten. Nach seinem harschen Ton zu urteilen war seine Laune eher bescheiden.
    Die Tür zur Bibliothek schwang abrupt auf. Sein Hemd war verschwitzt, seine schmutzige Arbeitshose steckte in Stiefeln, die zweifellos im gesamten Flur Lehmspuren hinterlassen hatten. Sophronia konnte sich freuen!
    »Wenn ich dich rufe, möchte ich, dass du auf der Stelle kommst«, knurrte er.
    »Ich hab keine Flügel«, sagte sie zuckersüß, aber er verstand in diesem Moment keinen Humor.
    »Und ich keine Lust, dich nach meiner Rückkehr jedes Mal im ganzen Haus suchen zu müssen.«
    Er war so in Rage, dass es schon grotesk wirkte. Es fehlte nicht viel, und sie hätte schallend gelacht. »Was hältst du davon, wenn du mir eine Glocke um den Hals bindest? Möchtest du denn irgendwas?«
    »Verflucht, das kannst du laut sagen! Als Erstes ein Bad und dann frische Sachen. Und dann will ich mein Abendessen. In meinem Zimmer.«
    »Ich werde es Sophronia gleich ausrichten.« Schon als sie das sagte, war ihr klar, dass ihm etwas ganz anderes vorschwebte.
    »Sophronia ist nicht meine Frau. Wegen ihr musste ich nicht sechs Stunden lang Holz schleppen. Wer war denn hier so fix mit den Zündhölzern?« Er lehnte sich unverschämt grinsend gegen den Türpfosten. »Du hast dich gefälligst um mein Wohlbefinden zu kümmern!« Sein Ton duldete keinen Widerspruch.
    Sie überging seine Unverfrorenheit. »Mit dem größten Vergnügen. Ich seh mal nach deinem Bad.«
    »Und nach dem Abendessen.«
    »Wird gemacht.« Während sie an ihm vorbei in die Küche steuerte, spielte sie kurz mit dem Gedanken, sich auf
Temptation zu schwingen und der Plantage auf Nimmerwiedersehen den Rücken zu kehren. Aber so schnell warf sie die Flinte nicht ins Korn, und schon gar nicht wegen eines übellaunigen Ehemannes!
    Da Sophronia unauffindbar blieb, musste Lucy das Bad vorbereiten, während Kit unschlüssig in den Schränken herumwühlte. Eine Portion Rattengift wäre nicht übel, dachte sie hämisch, aber dann entdeckte sie den abgedeckten Teller, den Patsy auf dem Herd warm gestellt hatte. Gehässig nahm sie das Handtuch herunter. Damit es schön abkühlte, bevor er überhaupt zum Essen käme.
    Lucy tauchte etwas atemlos in der Küchentür auf. »Mr. Cain möchte, dass Sie zu ihm hinaufkommen.«
    »Danke, Lucy.« Während sie den Teller hinauftrug, pustete sie immer wieder kräftig über den warmen Braten und die Kartoffeln, inständig hoffend, dass die Speisen rasch abkühlten. Eigentlich hatte sie noch eine kräftige Portion Salz darüber streuen wollen, es dann aber doch nicht über sich gebracht. Er war zwar ein Martyrium, aber immerhin hatte er den ganzen Tag schwer

Weitere Kostenlose Bücher