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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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eine glückliche Braut wie du! Ich hab dir doch schon geschrieben, dass ich oft mit Edward Matthews, dem langjährigen Freund meines Bruders, zusammen bin. Edward, der etwas älter ist als ich, hat mich noch bis vor kurzem wie ein dummes, kleines Mädchen behandelt. Sei versichert, das macht er jetzt nicht mehr!
    Liebste Kit, ich finde es jammerschade, dass du so weit
weg bist. Wie gern würde ich mit dir über die beiden Männer plaudern, die wir lieben, deinen Baron und meinen geliebten Edward. Nachdem du die Hochzeitsnacht hinter dir hast, würde ich dich gern einiges fragen, wozu ich bei meiner lieben Mama nicht den Mut aufbringe.
    Ist Evas Sündenfall wirklich so schrecklich, wie Mrs. Templeton immer gepredigt hat? So langsam beschleicht mich der Verdacht, dass sie Unrecht hat, zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Schatz irgendetwas Ekelhaftes mit mir machen würde. Ach, du meine Güte, ich sollte dergleichen nicht schreiben, nicht einmal dir, aber mir schwirrt so furchtbar viel im Kopf herum. Bevor ich mich zu irgendwelchen Indiskretionen hinreißen lasse, höre ich jetzt besser auf. Ich vermisse dich sehr.
    Deine herzallerbeste Freundin
    Elsbeth
     
    Eine Woche lang starrte Elsbeth’ Brief Kit vorwurfsvoll entgegen. Sie setzte sich mehrmals an den Schreibtisch, um ihre Feder dann jedes Mal wieder unbenutzt wegzulegen. Schließlich konnte sie es nicht länger vor sich herschieben. Also schwindelte sie ihrer Freundin das Blaue vom Himmel herunter.
     
    Liebste Elsbeth,
    dein Brief hat mich sehr glücklich gemacht. Ich freue mich ja so für dich. Dein Edward ist bestimmt himmlisch und mithin der ideale Mann für dich. Ich weiß genau, dass du die schönste Braut in ganz New York sein wirst! Könnte ich doch nur dabei sein!
    Erstaunlich, wie nah deine Vorstellung die Wahrheit getroffen hat. Barons Heiratsantrag war genau, wie du gesagt hast. Sogar das mit dem Ballkleid stimmt.
    Entschuldige, dass ich nur kurz schreibe, aber hier gibt es immer viel zu tun.
    In tiefer Liebe
    Kit
     
    PS – Mach dir keine Gedanken wegen Evas Sündenfall. Mrs. Templeton hat schamlos gelogen.
     
     
    Erst gegen Ende August konnte Kit sich dazu durchringen, die Baumwollspinnerei zu besichtigen. Und auch nur, weil sie wusste, dass Cain nicht dort war. Während der Ernte war er mit Magnus von früh bis spät auf den Feldern, während Jacob Childs die Leitung der Spinnerei übernahm.
    Auch wenn Kit seit jener folgenschweren Nacht nie wieder einen Fuß auf das Gelände gesetzt hatte, war ihr die Spinnerei nicht aus dem Kopf gegangen. Sie empfand sie als Bedrohung und rechnete im Stillen damit, dass Cain sich mit weiteren Ausbauplänen trug. Auf Kosten der Plantage. Andererseits faszinierte sie der Betrieb. Als Südstaatlerin war sie mit Baumwolle aufgewachsen. War die Baumwollspinnerei ein vergleichbarer Segen wie seinerzeit die Baumwollentkörnungsmaschine? Oder eher ein Fluch?
    Wie alle Südstaatler kannte sie die Geschichte in- und auswendig. Sie wurde überall herumerzählt, von Weiß und Schwarz, Arm und Reich. Wie der Süden innerhalb von zehn Tagen gerettet worden war. Als sie zu der Spinnerei ritt, erinnerte sie sich…
    Es war gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts gewesen, als die klebrige Baumwollsaat den Süden fast in die Knie zwang. Oh ja, es gab Baumwollkulturen mit langen, seidigen Fasern und glatten Samen, die sich wie reife
Kirschkerne entfernen ließen. Aber die wuchsen nur an den fruchtbaren Küstenstreifen und sonst nirgends.
    Gewiss, man hätte Tabak anpflanzen können, aber der laugte den Boden nach ein paar Jahren so aus, dass gar nichts mehr wuchs.
    Reis? Indigo? Mais? Aber von Getreide wurde man nicht reich. Und ebendies schwebte dem Süden vor. Eine lukrative Anbaupflanze. Und ein Agrarprodukt, dessentwegen die ganze Welt Schlange stand.
    Aber da waren diese klebrigen Samen. Überall im Süden wurde eine anspruchslose Baumwollpflanze angebaut, die weder sandigen Boden noch Meeresluft benötigte. Sie wuchs im wahrsten Sinne des Wortes wie Unkraut. Und sie war auch nicht viel mehr wert, da an den kurzen, rauen Fasern Kerne klebten, die sich nur mühsam entfernen ließen.
    Ein Arbeiter brauchte zehn Stunden, um ein Pfund Baumwollfasern von drei Pfund jener unsäglichen Saat zu befreien. Zehn Stunden Arbeit! Absolut unrentabel!
    Aber wo sollte die lukrative Anbaupflanze herkommen? Wo blieb der Reichtum, der dem Süden Aufschwung brachte?
    Man kaufte keine Sklaven mehr und stellte den vorhandenen die

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