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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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atmen, sich zu bewegen, zu fühlen und zu weinen.
    „Ich hörte auf zu leben. Jegliches Gefühl, was mich ausmacht, verschwand. Zurück blieben Hass, Angst und Leere.“
    Kendrick hielt ihre zitternden Hände, bis seine Stärke beruhigend auf sie übergriff.
    „Es war das erste Mal, dass ich meine Kräfte bewusst eingesetzt habe. Was soll ich tun, Kendrick? Sie greift auf mich zu, wenn ich die Armanachkräfte nutze.“
    Sie grinste ihn zynisch an. „Ich fühlte mich wie ein Zombie. Gibt es die auch?“
    Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung verneinte er die Frage und zog sie auf die Füße.
    Lior fing sie auf dem Weg zu Kendricks Zimmer ab. Morven warf innerlich seufzend einen Blick in sein Gesicht.
    „Baodan erweist uns die Ehre seines Besuchs.“
    „Ich bringe Morven in mein Zimmer.“
    Lior schüttelte den Kopf.
    „Er verlangte ausdrücklich nach der Armanach.“
    Für einen Sekundenbruchteil spielte sie mit dem Gedanken, sich zu verstecken.
    „Deine Entscheidung, Morven. Wenn du ihm nicht gegenübertreten möchtest ...“, sagte Lior.
    „Keine Angst, Flùr. Er kann dir nichts anhaben. Sollte er dich nur schief ansehen, töte ich ihn.“ Kendrick äußerte den Satz derart beiläufig, dass es sie erschreckte. Bis jetzt hatten sie keine Zeit gefunden, Informationen über die Vergangenheit auszutauschen. Sie verspürte eine leichte Unruhe, ob sie alles von ihm wissen wollte.
    Lior schnaubte. „Bevor du mit der Wimper zuckst, erledigt Nosferat ihn.“
    „Was will er? Ich dachte, ihr seid Feinde. Stecken nicht die Angelus hinter den Morden oder haben zumindest eine Mitschuld?“ Eine Eiseskälte erfasste sie. Konnte sie dem Monster gegenübertreten, das Brian getötet hatte? Was,wenn Hass und das Urchaid sie überwältigten? Wenn sie jeden umbrachte, der sich im Raum mit ihr aufhielt?
    Kendrick umfasste ihre Schultern.
    „Das geschieht nicht“, sagte er sanft. „Wir sollten uns anhören, was er zu sagen hat. Ich glaube nicht, dass er Brian ermordet hat.“
    Er nahm ihre Hand und hielt sie besänftigend.
    Sie gingen in die Bibliothek. Baodan stand bei ihrem Eintreten auf und ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, das ihr ein Schaudern über die Kopfhaut jagte. Ein weißer Hai blieb ein Hai, selbst in einem Maßanzug und handgefertigten Schuhen.
    „Morven, es freut mich, dich wohlbehalten zu sehen.“
    Sie spürte, dass Kendrick seine Muskeln anspannte. Baodan trat einen Schritt näher, unternahm Anstalten, sie auf die Wange zu küssen.
    Kendrick stand vor ihr und sie starrte auf seinen breiten Rücken. „Wenn du sie berührst, töte ich dich.“ Seine Stimme war ein bedrohliches Flüstern. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Liors Hand auf seinem Dolch ruhte. Nosferat lehnte entspannt an dem Tisch. Es täuschte sie nicht. Er war der Tödlichste von allen.
    „Schon gut, Söldner. Ich respektiere deinen Wunsch.“ Ein trockenes Lachen. „Ich verstehe dich.“
    Erleichtert hörte sie, dass er sich hinsetzte. Kendrick küsste Morven auf die Stirn und sah sie prüfend an.
    Ich schaffe das
.
    Kendrick und Lior saßen neben ihr, sie kam sich wie ein Bild vor, abgeschirmt durch einen schützenden Rahmen. Nosferat und Baodan nahmen ihr gegenüber Platz. Die Miene von Nosferat verriet ihr so viel wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Dàn schlenderte in die Bibliothek, warf dem Anführer der Angelus einen Blick unverhohlener Verachtung zu. Er lehnte sich an die Wand hinter Baodan, die Fingerspitzen lagen auf den Kurzschwertern.
    „Ich komme, um eure Hilfe zu ersuchen.“
    Er sah ihr direkt in die Augen. Hunger lag in dem hellen Blick, der sie an Eissplitter erinnerte und etwas anderes - Angst. Der Angelus verspürte Furcht, nicht vor den Lugus, sondern vor ihrer Mutter.
    „Wobei können wir den Engeln der Finsternis behilflich sein? Wieso wendest du dich nicht an die Tuatha Dé Danann?“ Nosferats Tonfall war zu ruhig, es ängstigte sie.
    „An den Rat?“ Baodan schnaubte missbilligend. „Das taten wir, als die Morde anfingen.“
    „Du behauptest, ihr seid nicht für die Massaker verantwortlich?“ Morven erschreckte sich vor dem Klang der eigenen Stimme, denn Hass und Verzweiflung tränkten sie.
    Baodan lächelte zynisch.
    „Wir lassen unsere Leichen nicht in der Öffentlichkeit herumliegen. Wir töten, das leugne ich nicht, jedoch nur die, die uns zugeteilt werden. Die Menschheit sprudelt vor Abschaum, eine niemals versiegende Quelle.“
    Unsicherheit stieg auf. Alles in ihr verlangte, dieses Monster schuldig

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