Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
ihre bohrenden Laseraugen auf sie gerichtet.
Morven stellte sich unter die Dusche. Sie wünschte, ihre umherrasenden Gefühle würden mit dem Schaum im Abguss landen. Sie musste sachlich und logisch an die Angelegenheit herangehen. Verflucht, der Hunger biss gnadenlos zu, lieferte ihr die Entschuldigung, dass sie unstrukturiert und aufgeregt war.
Zu viel war geschehen. Vielleicht ging es ihr nach dem Essen besser. Nur nicht an Brian und Betty denken, in Tränen aufgelöst nützte sie niemandem.
Als sie aus dem Badezimmer trat, wartete Kendrick auf sie. Er sah verdammt sexy in Jeans und T-Shirt aus, aber auch in einem Sack würde er einer verbotenen Sünde entsprechen, selbst diese gelbe Schrecklichkeit könnte seine Wirkung nicht beeinträchtigen. Daran musste sie festhalten, er war gefährlich, durch und durch. Und wie es sie lockte.
Was wollte er von ihr? Erfolglos versuchte sie, die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, zu unterdrücken. Sie bewegte sich auf dünnem Eis und brach mit einem Fuß ein.
Er lächelte sie an, während er sie musterte, erinnerte mehr denn je an ein Raubtier. Kendrick legte einen Arm um sie und es fühlte sich vertraut und beruhigend an.
„Du brauchst nicht nervös zu sein.“
Selbstverständlich nicht, warum auch?
„Was ist das für ein Gebäude?“
„Es ist die Festung der Lugus, unser Hauptquartier, das Caisteal.“
Ihre flachen Schuhe machten kein Geräusch auf den Steinböden. Bewundernd betrachtete sie den geschnitzten Handlauf der geschwungenen Treppe.
Kendrick lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Stuck an der Decke, es waren die gleichen verschnörkelten Schriftzeichen wie in dem Futter der Lederjacke.
Es fehlte lediglich die blasse hagere Gestalt, die in einem Cape durch das Foyer schritt, denn jeder Stein schien Geschichte auszustrahlen.
Sie erreichten eine verzierte Flügeltür und sie fühlte sich in der Zeit zurückversetzt. Ein offener Kamin zierte ein Ende des Zimmers. Groß genug, um ganze Baumstämme zu verbrennen. Rote Samtvorhänge schmückten bodentiefe Fenster. Ein kompliziertes Fliesenmuster bedeckte den Boden, das sie an die Bodenfliesen in ihrem Bad erinnerte. Sie versuchte zu erkennen, was es darstellte, aber es verschwamm vor ihren Augen.
Er schob sie auf einen riesigen Holztisch zu, der mitten im Raum thronte, eine Tafel für Könige.
Die Unterhaltung verstummte. Lior, Nosferat und ein Fremder saßen am Tisch. Sie wünschte, sie könnte flüchten, doch Mr. Felsenhart hielt sie. DieseSituation war perfekt für sie.
Fremde Menschen ...
Hier unterbrach sie sich und ein hysterisches Geräusch entschlüpfte ihr, denn sie waren nicht menschlich.
Nosferat trat lächelnd auf sie zu und umfasste ihre zitternden Hände. Seine Kräfte krochen über ihre Haut.
„Du hast keinen Grund, ängstlich und scheu zu sein. Du musst deine Körpersprache besser kontrollieren, es ist unnötig, deine Gedanken zu lesen.“
Kendrick drückte sie sanft auf einen Stuhl, ließ seine Hände auf ihren Schultern liegen und küsste sie überraschend auf den Scheitel, bevor er sich neben sie setzte. Der unbekannte Lugus stand auf, um sie zu begrüßen. Er sah nicht weniger bedrohlich aus als der Rest von ihnen. Er lächelte sie an und strich über seine kurzen schwarzen Haare. Das Lächeln erreichte seine Augen, die von einem so hellen Braun waren, dass sie fast bernsteinfarben wirkten.
Er drücke seine Lippen auf ihre Stirn. „Ich bin Dàn und helfe Kendrick bei deiner Ausbildung.“ Er musterte sie und sein Blick blieb an ihrem Ausschnitt hängen. Kendrick schubste ihn fast auf einen Stuhl.
Sie versuchte, ihre Nervosität nicht zu zeigen. Von so vielen Ultramännern umrundet zu sein, zwang eine Suffragette in die Knie.
Das Aroma von Speisen trat in ihre Nase und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Kendrick schaufelte ihr eine gigantische Portion Spaghetti auf den Teller.
Morven kostete einen Bissen, unfähig, sich zurückzuhalten.
Köstlich.
Auf den Punkt gegarter Spargel und Scampi rundeten die Nudeln ab. Sie bemerkte, dass alle Blicke auf ihr lagen und wie unhöflich sie sich benahm. Wie ein Kerl.
„Tatsächlich?“, fragte Lior.
Wahrscheinlich stand das Rot ihrer Wangen dem der Kleidung in nichts nach.
„Es tut mir leid.“ Noch als sie die Worte sprach, konnte sie es kaum erwarten, mehr zu essen. Im Geist rechnete sie die Kalorien und Kohlenhydrate aus, sie würde ewig brauchen, um die Menge abzutrainieren.
Egal, eine weitere Gabel gefüllt mit Nudeln
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