Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
vergewaltigt?
Mehrmals. Morven sollte es jetzt nicht erfahren
.
Das stank zum Himmel. Meduren brauchten niemals ihre Opfer zu vergewaltigen. Sie bekamen mit Leichtigkeit, was sie wollten. Jemand hatte Betty überfallen, nachdem Bethana aus dem Haus gegangen war. Morven tastete nach seiner Hand, bevor sie an das Bett herantrat.
Anstatt sie zurückzuziehen, umfasste er ihre kalten Finger. Sie selbst ahnte am wenigsten, dass viel Stärke in ihr steckte.
„Ihre Wunden kann ich heilen“, sagte Nosferat. Die Decke verbarg den Unterkörper. Diesen Verletzungen widmete Nosferat sich, sobald Morven das Zimmer verließ. Bettys Haut schimmerte unter seinen Handflächen. Die meisten Schnitte und kleineren Bisswunden waren kaum noch sichtbar.
„Dann wacht sie auf?“ Die Hoffnung, die in ihrer Stimme klang, traf ihntief. Er biss die Zähne aufeinander, und streckte die Fühler nach der Bestie aus.
„Wir wissen es nicht, Flùr. Ihre Seele hat gelitten und Betty hat sich weit zurückgezogen.“
Morven legte eine Hand auf die Stirn von Betty. Tränen rannen ihre Wangen hinunter, silberfarben und kostbar. Die Tränen der Armanach entstanden durch großes Leid. Die Angelus würden alles tun, um sie zu erhalten. Vielleicht war dies von Anfang an ihr Ziel gewesen und die Meduris war ihren Anweisungen gefolgt. Arbeiteten die Angelus mit der unbekannten Bedrohung zusammen? Er traute den Engeln der Finsternis viel zu, jedoch nicht, dass sie einen Pakt mit dem Urchaid schlossen und auf den Mitternachtsspuren wandelten.
Kendrick unterdrückte den Reiz, die Tränen mit den Fingerspitzen aufzunehmen. Als er es letztes Mal getan hatte, erfasste Wärme seinen Körper. Noch immer spürte er die Nachwirkung. Gleichzeitig stärkte es das seltsame Gefühl der Verbundenheit.
„Was kann ich tun, um ihr zu helfen?“ Er versank in ihrem Blick. Ihre grünen Augen bettelten ihn an und ihr Schmerz bohrte sich in ihn. Sie schluchzte. Er erstarrte und versuchte die Emotionen zu bekämpfen, die sich in sein Herz schlichen.
Sie konnte nichts tun. Betty konnte sich nur allein aus der Starre lösen.
Morven drehte sich zu ihm, lehnte die Wange gegen seinen Brustkorb und schaute zu ihm hoch. Als sie die Arme um ihn legte, beschleunigte sich sein Herzschlag, es war eine unerwartete körperliche Reaktion.
Es schockte ihn bis ins Mark, verursachte Risse in seinem Panzer. Er musste es aufhalten.
Als er zu Nosferat blickte, sah er, dass er lächelte.
Nosferat reichte ihm ein Tuch und er wischte die Tränenspuren aus ihrem Gesicht, darauf bedacht, dass sie die Farbe nicht sah. Damit würde er sie früh genug konfrontieren.
„Ist die Schlampe hier?“
Er tauschte einen Blick mit Nosferat aus. Der Mächtige nickte.
„Ich will sie sehen.“
Ein erneutes Nicken, es zählte zu ihrem Plan.
Kendrick spürte Morvens Energie, nicht nur die Armanachkräfte, sondern emotionale Stärke.
„Bereite dich auf eine schwierige Begegnung vor. Die Meduris wird alles versuchen, um dich zu reizen. Sie wird dich mit Worten verletzen, in einer Weise, die du dir nicht vorstellen kannst. Sie weiß genau, wo deine Schwächen liegen.“
Aus ihrer Kehle kam ein beängstigendes Lachen.
„Sie hat mir viel genommen.“
„Lior und Dàn begleiten euch. Du darfst Bethana nicht berühren. Schwör es mir“, sagte Nosferat eindringlich.
Morven drückte ihre Schultern durch und sah dem Obersten in die Augen.
„Ich schwöre es.“
„Wenn du nicht gehorchst, ziehe ich dich zur Rechenschaft.“
„Ich muss mir hoffentlich nicht in die Handfläche schneiden, um es mit Blut zu besiegeln?“
Sie lächelte erleichtert, als Nosferat den Kopf schüttelte, unwissend, was es bedeutete, eine Strafe von Nosferat zu erhalten, sonst hätte sie ihn kaum derart freundlich angelächelt.
Morven strich ihrer Freundin über die blasse Wange mit der irrigen Hoffnung, sie würde die Augen aufschlagen.
„Es tut mir leid.“
Schuldgefühlte pressten sie nieder, erstickten sie fast.
Kendricks Worte prallten an ihr ab, denn sie allein trug die Schuld. Brian würde noch leben, wenn sie ihm geglaubt hätte. Sie war verantwortlich für die Qualen, die Betty erlitten hatte und in diesem Moment durchlebte.
Der Anblick der Wunden brannte in ihrem Gehirn. Sie verbargen Bettys Unterkörper vor ihr und sie vermutete, dass er schlimme Verletzungen aufwies. Sie musste aufhören sich auszumalen, was jemand ihr angetan hatte, dazu war später Zeit.
Sie warf Nosferat einen nachdenklichen Blick zu. Er
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