Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
nicht gab. Sich selbst zu schützen, befand sich außerhalb ihrer Möglichkeiten, und sie wusste es. Kendrick fühlte, wie sehr es ihr missfiel, sich auf jemanden einzulassen und ihm zu vertrauen. Der Rat hielt an den alten Ritualen undGeflogenheiten fest. Sie würden nicht zimperlich sein, und sie ohne mit der Wimper zu zucken an die Engel der Finsternis ausliefern.
Ihre Gedanken rasten konfus umher.
„Es wäre ein Kampf auf Leben und Tod“, sagte Nosferat.
Morven war ein Puzzleteilchen für Nosferat. Krieg drohte schon lange auszubrechen.
„Ihr wollt, dass ich eine Allianz mit euch eingehe?“
„Entweder wir oder die Angelus.“
„Wie sieht diese Bindung aus?“
Kendrick tauschte einen Blick mit Lior. Wie brachte ihr Oberster ihr die Nachricht bei?
„Wir binden dich an einen von uns. Beide Partner erhalten eine Tätowierung. Das Ritual, das Nasgadh, besiegelt das Band.“
Sie sah Kendrick an, als wüsste sie, was jetzt kam.
„Scooby Doo hat sich dazu bereit erklärt.“
„Wähle zwischen ihm und Taran.“
Die Option besaß sie nicht. Durch Kendricks Zustimmung hatte der erste Schritt der Zeremonie stattgefunden. Ihr Ausdruck war zornig, als sie nach Luft schnappte. Sie fiel genauso darauf rein wie er, erbleichte noch mehr bei dem Gedanken an den Folterer. Der Kerl hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Frauen.
„Wie sieht diese Bindung aus? Verändert sie mich?“
Nosferats Gesicht war eine Maske der Neutralität.
„Es bedeutet, dass du zu uns gehörst und von uns beschützt wirst. Kendrick wird dein Bodyguard.“
Mit Mühe unterdrückte Kendrick ein Schnauben.
Er log sie nicht direkt an, verschwieg lediglich, dass die Bindung mit einer ewigen Vermählung gleichzusetzen war, nur der Tod löste sie.
„Kann ich einen Augenblick allein mit Kendrick sprechen?“ Sie sah Lior und Nosferat durchdringend an.
„Ich erwarte, dass ihr nicht meine Gedanken lest, egal wo ihr euch aufhaltet.“
Nosferat nickte und verließ mit Lior den Raum.
„Was passiert mit mir, falls ich ablehne?“
„Wenn wir dich dir selbst überlassen, stirbst du einen langsamen Tod.“
Morven blinzelte und drückte ihren Rücken durch. Sie sah Kendrick mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte.
„Verstehe ich es richtig, ich bin eine Droge? Und die Angelus wollen mich langsam zu Tode melken?“ Entsetzen klang in ihrer Stimme.
Sie sah Kendrick an, es wirkte zugleich herausfordernd und verunsichert.
„Ich akzeptiere die dämliche Tätowierung.“
Sie schluckte.
„Sie zwingen dich aber nicht dazu?“
„Ich stimme freiwillig zu.“
Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
„Ich danke dir.“
Er fing ihren Gedanken auf.
Wenigstens bin ich nicht mehr allein
.
Verflucht!
Alle ihre Instinkte schrien auf. Wieso geriet sie in diesen Schlamassel? Eine Verbindung mit den Lugus, und mit Mr. Heiß wie die Sünde im Besonderen. Naja, letztlich gab es Schlimmeres, als diesen unglaublichen Mann als Bodyguard zu haben.
Und wenn sie einen Fehler beging? Dann konnte sie die Verbindung lösen. Verdammt, sie wusste nicht, wie das Tattoo aussah und an welche Körperstelle es sollte. Die Idee, es ihr auf den Po zu platzieren, vergaßen sie am besten sofort. Nosferat brach in Lachen aus und sah sie entschuldigend an.
„Ich konnte nicht widerstehen. Es ist ein stilisiertes
K
und kommt auf dein rechtes Schulterblatt. Kendrick erhält ein
M
.“
Als wollte er sie an einer Flucht hindern, umfasste er ihre Schultern.
„Zieh dein Shirt aus und leg dich auf den Bauch. Ich werde behutsam sein, du wirst nicht viel spüren.“
Als ob sie Angst vor einer Tätowierung hatte, sie epilierte sich Beine, Achselhöhlen und Bikinizone. Die körperlichen Reaktionen deckten sich nicht mit ihren Gedanken. Ihre Hände zitterten, widerstanden hartnäckig ihren Bemühungen, es zu unterdrücken. Sie legte ihr Gesicht seitlich auf das Kissen. Kendrick löste den Verschluss des BHs und schob ihre Haare zur Seite. Er sah ihr in die Augen, es war seltsam tröstlich. Er ergriff ihre Hände. Dass er von ihren Bedenken wusste, sah sie ihm an.
Verdammt.
Zu ihrem Erstaunen arbeitete Nosferat nicht mit einer Zeichnung, die Nadel fuhr ohne Vorwarnung in ihre Schulter. Es schmerzte höllisch. Bestürzt spürte sie, dass sie fast anfing zu weinen. Kendrick sah aus, als spielte er mit der Idee, Nosferat zu töten.
Nosferat gab ihr nach den ersten Stichen Zeit, sich an die Pein zu gewöhnen. Die Tinte brannte eigenartig und prickelte
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