Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
Sie entspannte sich. Sein Lächeln verriet, dass er es wusste und es ihm gefiel.
Er beendete den Kontakt.
„Wer immer die Erinnerung gelöscht hat, tat es gründlich. Ich mussNosferat informieren.“
„Noch nicht. Verrat mir zuerst, was es mit einer Wächterin auf sich hat.“
„Normalerweise hätte Una sich dir bei deiner Geburt angenommen, dich langsam in deine Kräfte eingewiesen. Deine Abstammung ist entscheidend. Entweder waren deine Eltern gezwungen, dich zu verbergen oder die Ereignisse zwangen sie, dich zurückzulassen.“
„Wer lässt sein Kind zurück?“ Wie schlimm mussten die Umstände sein? Vielleicht lebten sie noch. Sie unterdrückte die Hoffnung, die sich ausbreiten wollte.
„Wir müssen aufklären, was geschehen ist.“ Sein unergründlicher Blick lag auf ihr, beunruhigend und beruhigend zugleich.
„Denk nach, was ist dir Ungewöhnliches zugestoßen? Es hat deine Energie aktiviert.“
Sie schnaubte.
„Ehe du uns kennenlerntest.“
Aber natürlich!
„Kurz bevor Una an mich herangetreten ist, hatte ich einen Radunfall. Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist.“
Der Gedanke, wie sie vor einigen Wochen allein und verwirrt im Wald aufgewacht war, jagte ihr Angst ein.
Sie war mit dem Mountainbike einen schmalen Pfad entlanggefahren. Hier hörte die Erinnerung auf. Sie kam in einem Graben zu sich, durchnässt und unterkühlt. Stunden waren vergangen, Dunkelheit brach herein und ihr Kopf schmerzte. Blut klebte an ihrer Wange, dennoch fand sie keine offene Wunde. Unglaublicherweise hatte sie keine Knochenbrüche. Sie tastete über die Narbe auf ihrer Kopfhaut.
„Was hast du da?“ Er richtete sich auf und sie spürte das Zittern seiner Fingerspitzen. Seine Reaktion ängstigte sie.
„Daingit!“
Er sprang aus dem Sessel und drückte einen Knopf. Nosferat meldete sich am anderen Ende des Haustelefons.
„Ein Dämon hat sie gebrandmarkt.“
Sie starrte ihn an, versuchte verzweifelt, nicht zu schreien. Sie musste atmen, tief ein und aus, das würde helfen.
Kendrick umarmte sie, die Berührung beruhigte sie sofort. Der Geruch von Gras und Bäumen hing in den hellblauen Fasern seines T-Shirts. Die Tür knallte gegen die Wand. Lior und Nosferat stürmten in die Bibliothek.
Ihre Beunruhigung erreichte einen neuen Höhepunkt. Die beiden Lugus hielten in den Bewegungen inne, denn sie erkannten, wie sehr sie Morven ängstigten.
Nosferats blaue Augen waren nicht neutral, sie glühten vor Sorge, das erste Mal zeigte er eine offene Emotion. Er legte seine Hände auf ihren Kopf undteilte ihre Haare.
„Mephistopheles. Erst jetzt lässt er uns das Mal sehen.“
Sie atmete heftig und unterdrückte den Reiz zu schreien, obwohl alles in ihr danach verlangte, es zu tun. Warum erklärten sie ihr nicht endlich, was vor sich ging?
„Mephistopheles hat dich markiert. Man kennt ihn als den, der das Licht meidet, ein Vampirdämon.“ Nosferat sprach die Worte zu ruhig.
Der perfekte Zeitpunkt für Hysterie.
„Ich brauche ein paar Minuten, bitte.“ Übelkeit erfasste sie. Sie musste an die frische Luft, einen Moment allein sein, um die Kerle aus ihrem Gehirn zu verbannen.
Kendrick zeigte auf die Terrassentür am Ende der Bibliothek. Erleichtert, dass er ihr nicht folgte, glich ihr Hinauseilen mehr einer Flucht.
Little Miss Muffet sat on a tuffet
,
eating her curds and whey
,
along came a spider
,
and sat beside her
and frightened Miss Muffet away
.
Immer wieder dachte sie das Gedicht, damit ihre Gedanken sie nicht verrieten. Sie wollte rennen, bis sie ihr Cottage erreichte.
Sie ging ein paar Schritte und hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie war, dennoch beschleunigte sie. Irgendwo musste eine Straße sein.
„Was!“ Nosferat lief in der Bibliothek auf und ab und trat gegen einen Sessel, der polternd umfiel. Der Oberste zeigte selten offene Beunruhigung.
„Jemand hat ihr Gedächtnis teilweise gelöscht. Bei der Untersuchung habe ich nichts davon bemerkt.“
„Derjenige hinterließ nur leichte Spuren und verwischte sie gut.“ Kendrick bohrte seinen Blick in den von Nosferat. „Ohne das Ritual hätte ich es nicht gefunden. Wer immer das getan hat, ist ein Meister.“
„Babylonus“, knurrte Nosferat.
Der König der Dämonen hatte die Spielfläche betreten. Inzwischen wunderte es Kendrick nicht, dass er mitmischte. Lior und Nosferat hatten beide den gleichen Ausdruck auf dem Gesicht.
Der Oberste hob die Hände.
„Vertrau mir, Söldner. Kein Wort zu Morven über den
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