Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
auf der Haut. Das Gefühl drang tiefer in ihr Fleisch, verwandelte sich in lodernde Agonie. Sie biss in das Kissen, um den Schrei zu unterdrücken. Wenn sie das nur vorher gewusst hätte. Kendrick durchbrach mit seinen Augen den Schmerz.
„Ist alles in Ordnung, Kleines?“ fragte er sanft. Die Zärtlichkeit in seiner Stimme beunruhigte sie.
„Ich weiß nicht.“ Verflixt, sie fühlte sich sonderbar, als hätte sie ein Glas Single Malt in einem Zug geleert. Sie schnappte beschämt nach Luft.
Nosferat arbeitete schnell, dennoch kam es ihr ewig vor. Sie drückte Kendricks Finger fester als sie beabsichtigte. Er erduldete es, ohne sich zu rühren.
Die Tinte wurde unerträglich heiß. Kendrick legte seine Handfläche auf ihre Lendenwirbel, rieb über ihre Haut und lenkte sie von dem unangenehmen Gefühl ab. Jetzt zerquetschte sie Liors Hände.
Erneut plagten Zweifel sie. Was, wenn sie einen Fehler beging? Andererseits konnte sie nicht allein mit der Situation umgehen. Sie wollte Rache für Brian und Betty und brauchte Schutz.
„Fertig.“ Nosferat riss sie aus den Gedanken.
Kendrick verschloss den BH und half ihr, sich aufzusetzen. Sie lehnte sich an ihn, bis der Schwindel verging und der Schmerz abstumpfte. Sie ignorierte seinen Blick auf den grünen Spitzen-BH. Stattdessen betrachtete sie das verschnörkelte, schwarze, etwa fingerlange K im Spiegel. Das Tattoo sah hübsch aus. Es prickelte und stach.
„Das hört auf.“ Kendrick lächelte sie an. Es zerschmolz sie.
Er setzte sich auf die Liege, ertrug die Prozedur, ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Blick drang tief. Fühlte er die gleiche Hitze und Anziehung? Siedend heiß fiel Morven ein, dass sie nicht wusste, wie das Ritual, das Nasgadh, besiegelt wurde.
„Durch einen Kuss, Flùr.“ Kendrick grinste sie provozierend an.
„Ein Kuss?“
Er sprach es kaum aus, da lagen seine Lippen warm auf ihren und seine Zunge strich über ihre Unterlippe. Gleichzeitig presste er sie dermaßen hart gegen sich, dass sie nur noch mit Mühe atmen konnte und bewegungslos blieb. Nosferat murmelte in einer unbekannten Sprache, berührte die Tätowierungen. Ein schneidender, alles auslöschender Schmerz durchfuhr ihre Schulter. Nur Kendrick hinderte sie daran, zu Boden zu fallen. Er versteifte sich kurz, er spürte die gleiche Pein.
„Schon vorbei“, sagte er zärtlich. Das Gefühl äußerster Verbundenheit löste das Schmerzgefühl ab. Sie wollte nie mehr von ihm getrennt sein. Das Tattoo pulsierte fordernd.
Hatte sie den Unsinn gerade gedacht?
Es ist kein Unsinn, du bist meine Gefährtin
.
Langsam drangen seine mentalen Worte bis in ihre letzte Gehirnzelle vor.
Gefährtin? Was zum Teufel meinte er?
Sie strampelte in seinen Armen.
„Du bist für die Ewigkeit an mich gebunden.“
„Das habt ihr nicht getan.“
„Finde dich damit ab, Morven. Setze es mit einer Heirat gleich, Scheidung ausgeschlossen. Ich habe dich in mir aufgenommen und du hast dich mir nicht widersetzt.“
„Ihr habt mich reingelegt.“ Sie starrte auf die drei Ausgeburten der Hölle. Sie wollte ihn schlagen, ihre Zähne in seine Schulter bohren, ihm wehtun. Nosferat dort treten, wo es am meisten schmerzte. Kendrick umfasste ihren Nacken.
„Das möchtest du tun?“
Er sah sie dermaßen verletzt an, dass sie innehielt.
„Warum hast du dich dazu bereit erklärt?“
Er blieb ihr die Antwort schuldig. Sie warf Nosferat einen Blick zu, der ihn töten müsste. Er reagierte mit einem Ausdruck, der ihr demonstrierte, er hatte sein Ziel erreicht, und nahm gern ihren Zorn in Kauf.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihr
Gefährte
führte sie am Arm aus dem Krankenzimmer.
„Morven, beruhige dich sofort. Ich verfüge über Mittel und Wege, um dich ruhig zu stellen. Ich erkläre dir alles, hör auf, dich wie ein trotziges Kind zu benehmen.“
Morven zählte von zehn rückwärts, verunsichert durch die Drohung. Für den Moment würde sie sich beruhigen. Sie war die Frau der Testosteronbombe und tief in ihrem Inneren gab sie zu, dass sie ihm vertraute, ihn mochte, mehr als ihr lieb war. Von dem ersten Augenblick, als sie ihn gesehen hatte. Sie drohte, ihm Hals über Kopf zu verfallen, und spürte nicht nur Widerwillen bei dem Gedanken.
Kapitel 8
Kendrick brachte sie in die Bibliothek und sie ließ die besänftigende Atmosphäre des Raumes auf sich wirken. Sie liebte Bücher, auch jetzt verfehlten sie nicht ihre Wirkung. Geschockt bis in ihr Innerstes betrachtete sie die alten
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