Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
eilte er
die Treppe hinauf.
»Wer war das?«, fragte Caroline, als Tony den Arm um ihre
Schultern legte und sie zurück ins Schlafzimmer führte.
Tony zögerte nur einen Augenblick. »Jemand von der
Polizei. Ihr Name war Hernandez, glaube ich. Sie wollte mit
dir über Andrea Costanza sprechen.«
»Das hättest du mir sagen sollen«, meinte Caroline, als sie
sich von Tony wieder ins Bett bringen ließ.
»Sie wird morgen früh noch einmal anrufen.«
»Aber –«
»Kein Aber«, tadelte Tony sie mit gespieltem Ernst. »Sag,
wie fühlst du dich? Geht es dir besser?«
Carolines Verstand raste, während sie seine Miene nach
einem Anzeichen dafür absuchte, dass er von ihrem
Erkundungszug wusste, aber sie konnte nichts als Sorge in
seinem Blick entdecken. Spiel weiter, ermahnte sie sich.
»Ich … ich glaube«, stammelte sie, obwohl es ihr viel
schlechter ging als am Morgen vor Dr. Humphries’ Visite. Und
plötzlich kam ihr ein neuer Gedanke. War das wirklich eine
Arznei gewesen, die er ihr gegeben hatte, oder eine Droge?
Aber warum sollte er so was tun? Nein – es musste so sein,
dass sie sich Lauries Grippe eingefangen hatte. »Wo sind die
Kinder?«, fragte sie Tony und versuchte, die Frage entgegen
ihrem Gefühl ganz beiläufig klingen zu lassen.
»Ryan geht mir wie immer aus dem Weg, indem er in
seinem Zimmer hockt, und Laurie ist unten. Alicia Albion hat
einen Apfelkuchen gebacken, und Laurie bemüht sich redlich,
sich auf ein Stück davon zu beschränken.«
»Würdest du ihr bitte sagen, dass sie mal raufkommen soll?«
Tony kniff unmerklich die Lider zusammen. »Glaubst du,
das ist eine gute Idee? Nachdem sie gerade erst die gleiche
Grippe hinter sich gebracht hat –«
»Sie wird sich nicht wieder anstecken«, beruhigte ihn
Caroline. »Und wenn, kann das dir und Ryan auch passieren.
Nein, sag ihr, sie soll zu mir kommen.«
»Wird gemacht.« Tony beugte sich über sie, hauchte ihr
einen Kuss auf die linke Wange und verließ das Schlafzimmer.
Kurz darauf hörte sie ihn die Treppe hinuntergehen. Ein paar
Sekunden später stand Ryan in der Tür.
»Mom?«
»He«, sagte Caroline, breitete die Arme aus und gab sich
Mühe, viel fröhlicher zu klingen, als sie tatsächlich war.
»Komm und drück deine Mutter mal fest.«
Ryan sauste durchs Zimmer, umarmte sie und machte dann
einen Schritt zurück. »Bist du wirklich krank?«, erkundigte er
sich. Seine Stimme verriet ganz deutlich, dass er so seine
Zweifel hatte.
Caroline nickte. »Ich fürchte ja. Heute Morgen habe ich
noch gedacht, das gibt sich wieder, aber jetzt –«
»Ich wette, dieser Doktor hat dich vergiftet«, platzte Ryan
heraus und verbalisierte damit denselben schrecklichen
Gedanken, der ihr ein paar Minuten zuvor durch den Kopf
geschossen war. Umgehend versuchte sie, wie zuvor ihre
eigenen, jetzt auch seine Ängste zu zerstreuen. »Das ist das
Verrückteste, das ich seit langem gehört habe. Er ist Arzt.«
»Er ist komisch«, hielt Ryan dagegen. Kurz huschte sein
Blick zur Tür, und als er weitersprach, war seine Stimme nur
mehr ein Wispern. »Hast du sie gesehen?« Nach kurzem
Zögern beantwortete Caroline ihm seine Frage. »Siehst du!«,
rief er daraufhin aus. »Ich habe nicht gelogen! Diese Frau war
in dem Album und Tony auch! Also hat er sie doch schon
vorher gekannt, nicht wahr?«
»Jetzt mal ganz ruhig«, begann Caroline. Fieberhaft suchte
sie nach Worten, die seine Ängste entkräfteten, doch das
gelang ihr aus dem Grund nicht, weil ihre Angst inzwischen
viel größer geworden war als die seine. Sie zermarterte sich
noch das Hirn nach einer einleuchtenden Antwort, als plötzlich
Laurie in der Tür stand. Ihre Miene war mindestens so besorgt
wie die von Tony gewesen war.
»Mom? Geht es dir besser?«
Caroline setzte sich im Bett auf. »So krank bin ich nun auch
wieder nicht«, sagte sie. »Morgen früh bin ich wieder topfit.«
»Aber –«, begann Ryan, und Caroline blockte ihn mit genau
den gleichen Worten ab wie Tony zuvor sie: »Kein Aber«,
sagte sie. »Morgen früh bin ich wieder ganz auf dem Damm.«
Und morgen früh entscheide ich auch, was ich unternehmen
werde«, setzte sie im Stillen hinzu. Was immer hier vorgeht –
eine Nacht mehr oder weniger wird nicht entscheidend sein …

30. Kapitel
    Frank Oberholzer ignorierte das Brennen im Magen, schob sich
ein weiteres Stück von seiner Enchilada in den Mund, kaute
und griff dann abermals nach der Tabascosauce, mit der er
seine Mahlzeit bereits schon

Weitere Kostenlose Bücher