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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Miss Costanza nicht gerade fruchtbar. Genauer
gesagt, es war es ziemlich unerfreulich.«
    Seine Zusammenfassung des Gesprächs mit Andrea
Costanza deckte sich nahezu mit der von Nathan Rosenberg.
»Ich bin sowohl Osteopath als auch Homöopath, was mich in
den Augen einiger Menschen zum Quacksalber abstempelt«,
seufzte er zum Schluss. »Aber da ich die Zulassung besitze, im
Staat New York zu praktizieren, nehme ich an, dass der Staat
hinter mir steht.«
    Oberholzer hatte dem alten Arzt noch ein paar Fragen
gestellt, die dieser geduldig beantwortete, und als er ihn fragte,
ob er etwas dagegen hätte, wenn er mit der fraglichen Patientin
ein Gespräch führte, hatte Humphries nur die Achseln gezuckt.
»Dagegen Einwände zu erheben, steht mir doch nun wirklich
nicht zu, oder? Ich denke, Sie müssen sich mit den Albions
unterhalten, oben im siebten Stock – schließlich sind das ihre
Pflegeeltern.«
    Oberholzer hatte sich hinauf in die siebte Etage geschleppt,
wo er auf sein Klopfen und Klingeln hin keine Antwort
erhalten und sich daraufhin notiert hatte, am nächsten Tag noch
einmal nach dem Mädchen zu sehen. Nicht dass er glaubte, von
dem Mädchen oder den Pflegeeltern wertvolle Hinweise
bezüglich des Verbrechens an Andrea Costanza zu erhalten,
zumal seine Eingeweide ihm sagten – die jetzt nicht nur von
der Tabascosauce glühten, sondern auch von ein paar Jalapenos
–, dass es da irgendwo einen Geliebten geben musste, der in
die Sache verwickelt war. So deprimierend das Rockwell auch
war, und trotz Oberholzers Ressentiments gegenüber der Art
von Medizin, die Humphries praktizierte, hätte er im
Augenblick seinen Kopf darauf verwettet, dass der ältliche
Doktor nicht derjenige war, der nächtens auf der Feuerleiter
herumgeturnt, durchs Fenster gegriffen und Andrea Costanza
das Genick gebrochen hatte. So weit Oberholzer wusste, hatte
Costanza Kraft ihrer Autorität darauf gedrängt, Einsicht in die
Krankengeschichte des Mayhew-Mädchens zu erhalten, und
Humphries hatte nicht nur das Recht auf seiner Seite, sondern
hätte sich andererseits auch strafbar gemacht, wenn er einer
Sozialarbeiterin diese Einsicht gewährt hätte. Solange nicht
mehr dahinter steckte, als Oberholzer vermutete, war
Humphries nicht sein Mann.
    Mit einem lauten Rülpser – Ergebnis des Kampfes der
Jalapenos mit seiner Magensäure – nahm er sich wieder
Hernandez’ Bericht und die Kopie von Costanzas Adressbuch
vor, um die er sie gebeten und dafür einen ihrer giftigen Blicke
geerntet hatte. Sie glaubte wohl, er würde sie nicht bemerken.
Doch in der reflektierenden Scheibe der Tür zum Bereitschaftsraum konnte er jede ihrer Gesten so gut sehen, als stünde er ihr
gegenüber.
    Sie hatte ein finsteres Gesicht gezogen, seine Bitte jedoch
erfüllt, was ihr ein paar Pluspunkte in ihrer ersten Beurteilung
einbringen würde. Bis dahin, so hoffte Oberholzer, würde sie
vielleicht genügend Vertrauen zu ihm haben, dass sie ihn direkt
anfunkelte, anstatt zu warten, bis er es ihrer Meinung nach
nicht sehen konnte.
    Er griff zum Telefon und tippte die Nummer von Beverly
Amondson ein, einer der Personen, die Hernadez am
Nachmittag nicht hatte erreichen können. Drei waren es
insgesamt gewesen, wobei ihm die Namen Amondson und
Newman irgendwie bekannt vorkamen. Beverly Amondson
meldete sich nach dem zweiten Klingeln und schien tief
betroffen von Costanzas Tod. »Ich konnte es kaum glauben, als
ich es gestern erfuhr«, erzählte sie ihm. »Wir kennen uns seit
dem College, und ich kann mir beim besten Willen nicht
vorstellen, wer so etwas Schreckliches getan haben könnte.«
Was einen eventuellen Freund betraf, so stimmte sie mit
Rosenberg und allen anderen, die Hernandez befragt hatte,
überein: »Sie hatte seit Jahren keine Beziehung mehr. Und vor
ein paar Monaten, als wir uns zum Mittagessen trafen, haben
wir noch alle darüber gelästert.«
    In Oberholzers Gedächtnis klingelte es leise, und dann fiel es
ihm wieder ein. Er griff nach der Kopie von Costanzas
Tagesplaner und blätterte sie rasch durch, bis er den Eintrag im
Frühjahr gefunden hatte. »War das das Essen bei Cipriani?«
    »Woher wissen Sie das denn?«, wollte Bev Amondson
wissen und beantwortete die Frage dann selbst. »Ach, klar. Ihr
Kalender, richtig? Andrea schrieb immer alles auf. Ich wette,
da standen auch alle unsere Namen dabei.«
    »Nur die Initialen. B sind Sie, nehme ich an. Dann waren da
noch R und C.«
»Das sind

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