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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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einem
Quergang endete.
Ryan leuchtete in beide Richtungen. Nachdem ihm keine
von beiden vielversprechend schien, wandte er sich schließlich
nach rechts. Nach knapp zwanzig Metern endete auch dieser
Gang in einem Quergang. Er erkundete beide Richtungen, stieß
jedoch beide Male an eine Mauer.
Etwas nervös kehrte er um, passierte den Gang, durch den er
ursprünglich gekommen war und ging weiter, bis er am Ende
auf eine zweite Traverse stieß.
Aber auch hier endeten beide Seiten des Querganges in einer
Sackgasse.
Kein Weg nach draußen.
Mit sinkendem Mut machte er sich wieder auf den Rückweg
zu der Treppe, die nach unten führte, und gerade als er die erste
Stufe hinabsteigen wollte, fiel ihm ein, wie er überhaupt in
diese Gänge gelangt war.
Die Taschenlampe nun nach oben gerichtet, ging er den Weg
noch einmal zurück, diesmal jedoch nicht auf der Suche nach
einer Tür oder Treppe, sondern nach einer weiteren Klappe.
Am Ende des ersten Gangs wurde er fündig. Zunächst war er
nicht sicher, was es war; es sah aus wie eine an die Decke
geschraubte Leiter. Doch als er genauer hinschaute, stellte er
fest, dass sie an einem Ende mit Scharnieren versehen war, und
am anderen Ende befand sich ein Seil, das durch die Decke zu
führen schien.
Er streckte sich, versuchte die Leiter mit den Fingerspitzen
zu erreichen, doch das schaffte er nicht.
Dann zog er die Schuhe aus, um keinen Lärm zu machen,
und sprang ein paar Mal in die Höhe.
Und reichte noch immer nicht an die unterste Sprosse heran.
Ein Stuhl, genau das brauchte er. Aber wo sollte er den
hernehmen?
Seinen Schreibtischstuhl?
Nur wie sollte er den durch die Klappe in seinem Schrank
wuchten? Und wenn er ihn fallen ließe, und Tony das Geräusch
hörte –
Als das Licht der Taschenlampe allmählich schwächer
wurde, griff er in seine Tasche nach den beiden letzten
Batterien. Und während er so dastand und überlegte, ob er sie
gleich tauschen oder lieber noch warten sollte, bis die anderen
total leer waren, kam ihm eine Idee. Er schlüpfte aus seiner
Jacke, die er nur wegen der großen Taschen angezogen hatte,
knotete den einen Ärmel am Bündchen zu und ließ die
Batterien hineinfallen. Dann drehte er die dünne Jacke so straff
zusammen, dass eine Art Seil daraus wurde, mit einem
Gewicht an einem Ende. Es war nicht sehr lang, etwas über
einen Meter vielleicht, doch wenn er das beschwerte Ende über
die unterste Sprosse warf, könnte er damit die Leiter nach
unten ziehen.
Er hob die Jacke hoch, schwang sie ein paar Mal probeweise
herum. Wenn er nicht aufpasste, würde der Ärmel mit den
Batterien gegen die Wand oder den Boden schlagen, und –
Er beschloss, lieber nicht an die Folgen zu denken.
Er machte noch ein paar Versuche, dann zielte er mit dem
Ärmel auf die Sprosse.
Der prallte an der Decke ab, ohne die Sprosse zu berühren.
Nach weiteren drei Versuchen hatte er den richtigen
Wurfwinkel gefunden, und er musste noch zwölf Mal werfen,
bis der Ärmel mit den Batterien wie durch ein Wunder den
schmalen Zwischenraum zwischen Decke und Sprosse traf.
Nun wedelte er mit dem anderen Ende der Jacke hin und her,
damit das schwere Ende weiter nach unten rutschte. Doch auch
als sein rechter Arm voll ausgestreckt war, fehlte noch fast ein
halber Meter, dass er das andere Ende erreichen konnte.
Fast fünf Minuten stand er da, starrte abwechselnd die Jacke
und die Leitersprosse an, dann sprang er, den einen Ärmel
immer noch in der Hand, ein letztes Mal hoch, damit das
schwerere Ende noch ein bisschen weiter nach unten kam, dann
ließ er den Ärmel los.
Nun baumelten beide Ärmel knapp außer Reichweite über
ihm. Wenn er jetzt hochsprang und beide Ärmel gleichzeitig
packte …
Eine Weile blieb er ruhig stehen, konzentrierte sich, dann
ging er in die Hocke, holte dreimal tief Luft, als wollte er
tauchen anstatt in die Luft springen. Dann, als seine Lungen
ganz gefüllt waren, schoss er in die Höhe, und einen Lidschlag
später bekamen seine Hände je einen Ärmel zu fassen.
Während die Leiter langsam nach unten glitt, hörte er das
entfernte Quietschen eines unsichtbaren Gegengewichts, das
sich irgendwo in oder auf der anderen Seite der Mauer hob.
Kurz darauf traf die Leiter auf dem Boden auf. Ryan hielt sie
mit dem Fuß fest, während er den Ärmel aufknotete, die
Batterien wieder einsteckte und die Jacke anzog. Rasch
kletterte er nun die Leiter hinauf und drückte die kleine Klappe
auf, die die Sprossen und

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