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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Doktor war bei ihm gewesen, und
außerdem eine Krankenschwester. Demnach konnte es sich nur
um eine Privatklinik handeln – eine dieser schicken
Etablissements für reiche Leute, die nicht wie ein Krankenhaus
aussahen.
Tony konnte es sich sicherlich leisten, sie in so einem Haus
unterzubringen.
Wenn es denn eine private Einrichtung war, dann
wahrscheinlich eine kleine, was bedeutete, dass sie, falls sie
sich von den Fixierriemen befreien konnte und die Tür nicht
abgesperrt war, eine Chance zu fliehen hatte.
Die einzige Möglichkeit jedoch, die Fixierung loszuwerden,
bestand darin, ruhig zu sein.
Als dann die Schwester das nächste Mal nach ihr sah, hatte
Caroline sie angelächelt und sie gefragt, ob sie auf die Toilette
gehen könnte. Die Schwester, die sich als Bernice Watson
vorgestellt hatte, musterte sie prüfend, doch da Caroline es
schaffte, keine der vielen Emotionen erkennen zu lassen, die in
ihr wüteten, nicht nur die Angst um ihre Kinder verbarg,
sondern auch die maßlose Wut auf ihren Ehemann, entschied
Bernice Watson, dass sie ihrer Bitte nachkommen könnte. Sie
hatte die Riemen gelöst, Caroline beim Aufstehen geholfen und
sie ins Badezimmer geführt. Bei offener Tür hatte sie gewartet,
bis Caroline fertig war, und sie dann wieder ins Bett gebracht.
Caroline war viel zu schwach gewesen, sich zu wehren,
geschweige denn zu fliehen.
Sie hatte nicht aufbegehrt, als Bernice Watson sie wieder ans
Bett fixierte, und dankbar jeden Bissen der Mahlzeit
geschluckt, die ihr gebracht worden war. Als dann der Mann,
der sich Dr. Caseman nannte, hereinkam, versicherte sie ihm,
dass sie sich schon viel wohler fühle, und ihm ein wenig von
den »Träumen« erzählt, die sie geplagt und so durcheinander
gebracht hatten, dass Tony sie hatte einliefern müssen. Sie
entschuldigte sich sogar für ihr Benehmen, in dessen Folge er
ihr hatte eine Spritze geben müssen.
Der Arzt hatte nicht darauf bestanden, ihr eine weitere
Injektion zu verabreichen.
Nun saß sie wieder vor einer Mahlzeit, und Bernice Watson
hatte die Riemen an ihren Händen gelöst, damit sie essen
konnte. Und wieder aß sie alles auf.
Und wieder ließ sie es geschehen, dass die Schwester ihr die
Riemen anlegte, nachdem sie sie ins Badezimmer begleitet
hatte.
»So, jetzt müssen wir nur noch unsere Schlaftablette
einnehmen, und morgen früh werden wir uns wie neugeboren
fühlen«, sagte die Schwester, nachdem ein Mädchen das
Tablett abgeholt hatte.
Caroline machte gehorsam den Mund auf und akzeptierte die
zwei winzigen Pillen aus einem kleinen Pappbecher, den die
Schwester ihr an die Lippen hielt, und das Glas Wasser.
»Danke«, sagte sie, nachdem sie das halbe Glas geleert hatte.
»Sie werden sehen, morgen wird es uns schon viel besser
gehen«, versicherte ihr Bernice Watson noch einmal. Einen
Moment später verließ sie das Zimmer, und Caroline hörte das
Klicken des Schlosses, als die Schwester die Tür absperrte.
Und im selben Moment spuckte sie die zwei Pillen wieder
aus.

37. Kapitel
    Während sein Körper noch durch die Luft segelte, traf sein
linker, weit ausgestreckter Fuß auf der niedrigen Balustrade auf
dem Dach des Gebäudes hinter dem Rockwell auf. Als er
merkte, dass er nach vorne zu fallen drohte, streckte er beide
Arme und das rechte Bein aus, doch er hatte noch zu viel
Schwung und fiel der Länge nach hin. Dabei spürte er einen
stechenden Schmerz, als etwas in seine linke Handfläche
schnitt. Er rollte sich herum, setzte sich auf und begann
instinktiv an der Wunde seiner Hand zu saugen. Kaum hatte
der Schmerz ein wenig nachgelassen, inspizierte er rasch
seinen restlichen Körper. Bis auf die linke Hand und einer
Schürfwunde am rechten Knie war er unverletzt. Als Nächstes
überprüfte er den Inhalt seiner Taschen. Die Taschenlampe war
noch da und funktionierte sogar noch, obwohl das Glas
gesprungen war. Die beiden letzten Batterien steckten noch
immer in seiner linken Hosentasche, der Schlüsselbund, der
Wäschestift und das Taschenmesser in seiner rechten.
Erleichtert stand er auf. Außer der Hand und dem Knie tat ihm
sonst nichts weh.
    Er lief zur nächst gelegenen Feuerleiter und spähte über die
Brüstung. Eine verrostete, in der Hausmauer verankerte Leiter
führte kerzengerade hinab zu einem Absatz; von da ab gab es
eine Reihe von Eisentreppen. Es war zu dunkel, um bis ganz
nach unten zu sehen, doch er war sicher, dass er im zweiten
Stockwerk wieder auf eine Leiter

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