Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Miene auf.
»Jetzt begreife ich, was dich so beschäftigt. Ich meine, man
stelle sich vor – da zieht die gute Frau nach der Hochzeit in die
Wohnung ihres frisch gebackenen Ehemanns! Wie
schockierend!«
Andrea warf einen Bleistift nach ihm. »Würdest du bitte
damit aufhören?«
»Okay, ist ja gut«, gab Nate zurück und hielt vorsichtshalber
die Hand hoch, als wollte er weitere Geschosse abwehren. »Ich
sage dir, was ich machen werde. Du gehst heute Abend mit mir
zum Essen, und ich sehe mal, was ich über diesen Medizinmann herausfinde. Wie war doch noch sein Name?
Humphrey?«
»Humphries«, korrigierte Andrea und buchstabierte ihm den
Namen.
»Und der Typ, den deine Freundin geheiratet hat? Wie heißt
der?«
»Fleming. Anthony Fleming.«
Nate Rosenberg schrieb den Namen des Mannes auf den
Zettel, wo er sich auch den Namen des Arztes notiert hatte,
dann zog er sich wieder an seinen Schreibtisch zurück, und
einen Moment später hörte Andrea ihn eifrig auf der Tastatur
seines Computers tippen.
Während sie versuchte, sich auf andere Fälle als Rebecca
Mayhew zu konzentrieren, fragte sie sich, ob ihr Trommeln
wirklich nerviger war als Nates Einhacken auf die Tastatur. Als
sie das bejahte, beschloss sie gleichzeitig, ihre schlechte
Angewohnheit aufzugeben. Doch als sie kurz darauf am
Grübeln war, was sie mit dem zweijährigen Jungen machen
sollte, dessen Mutter ihn als »schwer erziehbar« beschrieb,
begannen ihre Finger wieder zu trommeln.
    »So, hier die versprochenen Auskünfte«, begann Nathan
Rosenberg, als sie sich am Abend in einem kleinen Restaurant
an der Amsterdam Avenue gegenübersaßen. »Theodore
Humphries ist Arzt, aber er ist kein M.D. Er ist Osteopath und
Homöopath, was ihn an den meisten Krankenhäusern, die ich
kenne, nicht sehr beliebt macht.«
    »Aber er ist berechtigt, medizinisch tätig zu sein?«
»Absolut«, antwortete Rosenberg. »Vielleicht werde ich ihn
demnächst einmal aufsuchen. Unsere Hausärztin früher war
auch Osteopathin, und wenn sie nicht so weit draußen auf Long
Island praktizieren würde, würde ich immer noch zu ihr
gehen.«
»Aber er ist kein Doktor der Medizin«, schränkte Andrea
ein.
Rosenberg zuckte mit den Achseln. »Das hängt von der
Definition ab. Die Mediziner mit Doktortitel waren früher
überhaupt nicht gut auf die Naturheilkundler zu sprechen. In
Kalifornien haben sie sogar versucht, sie ganz aus der Medizin
zu vertreiben. Aber nur, weil der amerikanische Ärzteverband
sie nicht leiden kann, macht sie das noch nicht zu schlechten
Ärzten. Es ist nur eine unterschiedliche Philosophie. Genau das
Gleiche gilt für die Homöopathen; es gibt viele Menschen, die
daran glauben, und noch mehr, die nicht daran glauben.«
»Was bedeutet?«
»Dass es mit der Medizin genauso ist wie mit allem anderen
– du findest heraus, was dir gut tut, und bleibst dabei. In
diesem Land bevorzugen wir das medizinische Modell der
Keime, Erreger und Antibiotika. An anderen Orten bevorzugt
man die Akupunktur, die Kräuterheilkunde oder sonst etwas.«
Andrea sah ihn aufmerksam an. »Du findest es also nicht
befremdlich, dass die Albions keinen richtigen Arzt für
Rebecca holen?«
»Hast du mir nicht zugehört? Er ist ein richtiger Arzt. Nur
eben kein M.D.«
»Und was ist mit Anthony Fleming?«, wechselte Andrea das
Thema, da sie wusste, dass es zu nichts führen würde, mit
Nathan über die Qualifikationen von Dr. Humphries zu
diskutieren.
»Da gibt es nicht viel. Er hat eine Investment-Firma unten an
der 53. West. Das war’s auch schon.«
»Und was ist mit seiner Ex-Frau?«, insistierte Andrea. »Wo
ist sie?«
Nate zog die Stirn kraus. »Welche Ex-Frau? Ich habe nichts
über eine erste Frau gefunden?«
Andrea rollte genervt mit den Augen. »Was hast du
gemacht? In den Gelben Seiten nachgeblättert? Ich weiß, dass
es eine frühere Frau gab – Caroline hat es mir erzählt. Und
auch ein paar Kinder, glaube ich.«
Nathan Rosenberg schnalzte hilflos mit der Zunge. »Ich
kann dir nur erzählen, was ich weiß – keine Schulden auf der
Bank, besitzt ein paar Kreditkarten und gleicht seine Konten
jeden Monat aus.«
»Seine Wohnung im Rockwell ist bezahlt?«
»So viel ich herausgefunden habe, ja. Und nirgends werden
eine Frau oder Kinder erwähnt.«
»Das ergibt doch keinen Sinn«, warf Andrea ein.
»Und wenn er die erste Frau nun gar nicht geheiratet hat?
Wenn sie einfach nur so zusammengelebt haben?« Er
schmunzelte, als er die

Weitere Kostenlose Bücher