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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Wennerberg haben es
beide gesehen. Du hast zuerst zugeschlagen, und er hat dann
zurückgeschlagen. Dass du mehr abgekriegt hast, ändert nichts
an der Tatsache, dass du angefangen hast.« Er drehte sich zu
Caroline um. »Ich weiß, dass diese Art von Prügeleien in
öffentlichen Schulen nicht so streng verfolgt wird wie hier,
aber ich glaube, dass ich Ryan nachdrücklich an unsere Regeln
erinnert habe, als wir übereinkamen, ihn trotz seiner
Leistungen im letzten Jahr wieder bei uns aufzunehmen.«
Carolines Mut sank. Sie schmeißen ihn raus. Am zweiten Tag
schmeißen sie ihn schon raus. »Aber –«
Ralph Winthrop war aufgestanden. »Ich habe bisher nie
einen Grund gefunden, unsere Politik zu ändern. Tatsächlich
haben wir so gute Erfolge damit erzielt, dass ich nur einmal
zum Äußersten gehen musste.« In Caroline keimte ein
Hoffnungsschimmer auf. »Ich habe mir Ryans Akte angesehen
und mit seinen Lehrern gesprochen. Dabei sind wir uns einig
geworden, dass angesichts –« Er zögerte, suchte nach dem
richtigen Wort. »Angesichts der schwierigen Zeit, die Ihre
Familie durchmachen musste, wir dem Jungen jede Unterstützung zukommen lassen müssen.« Der Hoffnungsschimmer
glühte immer heller. »Aber wir können diesen Verstoß gegen
die Schulordnung nicht ignorieren.« Caroline wartete, während
Winthrops abschätzender Blick sich an Ryan festmachte, und
seine Finger auf die Schreibtischplatte trommelten. Nach einer
Weile schien er zu einer Entscheidung gelangt zu sein, die, wie
Caroline wusste, unumstößlich war. Er hörte auf zu trommeln
und richtete den Blick wieder auf Caroline. »Zwei Wochen
Schulausschluss«, erklärte er. »Von heute an. Und falls es noch
einmal zu einem Verstoß gegen unsere Regeln kommen sollte,
werde ich Sie nicht einmal mehr anrufen – sondern ihn einfach
nach Hause schicken. Ich bin sicher, Sie nicht daran erinnern
zu müssen, dass im Falle einer Verweisung das Schulgeld nicht
zurückerstattet wird.« Er kam um seinen Schreibtisch herum
und ging zur Tür, was für Caroline bedeutete, dass er das
Gespräch als beendet betrachtete. Doch als sie gemeinsam das
Büro verließen, wandte er sich noch einmal an Caroline. »Sie
sollten mit Ryan einen Therapeuten aufsuchen, Mrs. Fleming.
Er scheint nämlich zu glauben, dass es in dem Gebäude spukt,
in dem Sie jetzt wohnen, und dass sein Stiefvater ihn hasst.«
Ihr Gesicht brannte, als Caroline Ryan aus der Schule hinaus
auf die Straße bugsierte.
»Ich habe gar nichts gemacht, Mom –« begann Ryan, als sie
die Amsterdam Avenue überquerten und Richtung Park gingen.
Aber Caroline ließ ihn nicht ausreden.
»Kein Wort mehr«, sagte sie und verstärkte den Griff um
den Oberarm ihres Sohnes so, dass er zusammenzuckte. »Hast
du verstanden? Ich will nichts mehr von dir hören! Was
beabsichtigst du damit? Wie kommst du dazu, irgendjemandem
zu erzählen, dass Tony dich hasst? Seit dem ersten Mal, als er
dich sah, hat er alles Mögliche getan, um dein Freund zu sein!
Er hat für dich Partei ergriffen, dich Dinge tun lassen, die ich
dir verboten hätte. Er hat nicht versucht, die Stelle deines
Vaters einzunehmen, aber er hat dich wissen lassen, dass er
immer für dich da ist, wenn du ihn brauchst. Obwohl du ihm
oft nicht einmal das Mindestmaß an Höflichkeit entgegengebracht hast. Wer, glaubst du, hat das Schulgeld bezahlt,
damit du wieder auf die Academy gehen kannst? Und das ist
jetzt dein Dank dafür? Dass du schon am zweiten Tag von der
Schule verwiesen wirst?«
»Aber –«
»Kein Aber! Ich will kein Wort mehr von dir hören. Nicht
eines!«

25. Kapitel
    Tony kam genau in dem Moment aus seinem Arbeitszimmer,
als Caroline und Ryan die Wohnungstür hinter sich zumachten.
»Ich hoffe, es war nichts allzu Ern –«, begann Tony, doch der
Rest des Satzes erstarb auf seinen Lippen, als er die Schramme
auf der Stirn des Jungen sah. »Gehe ich recht in der Annahme,
dass du zurückgegeben hast, was du eingesteckt hast?«
    Ryan funkelte seinen Stiefvater mit gefurchter Stirn an. »Es
war nicht meine Schuld.«
»Du gehst jetzt schnurstracks auf dein Zimmer und denkst so
lange über die Sache nach, bis du bereit bist, die Verantwortung für das zu übernehmen, was du getan hast«, beschied
ihm Caroline.
»Aber, Mom«, maulte Ryan. Als Caroline ihm einen Blick
zuwarf, der jedes weitere Wort erübrigte, rannte er die Treppe
hoch.
Caroline stellte ihre Handtasche auf das Tischchen neben der
Tür zum

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