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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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die letzte Müdigkeit vertrieben war. Zehn Minuten
später verließ sie ihr Schlafzimmer und wollte gerade nach
unten gehen, da fiel ihr Laurie ein. Sie öffnete die Tür ihrer
Tochter einen Spalt weit, spähte hinein und riss die Tür dann
ganz auf, als sie sah, dass Laurie nicht in ihrem Bett lag.
»Laurie?«, rief sie. Als keine Antwort kam, überfiel sie eine
panische Angst, viel schlimmer noch als vorhin, nachdem sie
die besorgte Stimme des Direktors am Telefon gehörte hatte.
Aber das war ja lächerlich – was sollte Laurie hier schon
passieren? Trotzdem rannte sie die Treppe hinunter und rief
dabei den Namen ihrer Tochter.
»Hier«, rief Tony zurück. »Wir sind in der Küche.«
Und da saß Laurie, in ihren Morgenmantel gewickelt am
Tisch, vor sich einen überbackenen Käsetoast. »Darf ich
annehmen, dass es dir wieder besser geht?«, fragte Caroline.
Ihre Tochter nickte eifrig. »Morgen kann ich bestimmt
wieder zur Schule gehen«, meinte sie kauend und hielt
Caroline den halb aufgegessenen Käsetoast entgegen. »Willst
du mal beißen? Tony macht die besten Käsetoasts, die ich je
gegessen habe. Der Käse läuft bis in die Ecken, deshalb gibt es
keine harten Kanten, und er überbäckt sie genau so, dass der
Käse schön braun, aber nicht verbrannt ist.«
Caroline schüttelte den Kopf. »Danke, ich muss rasch rüber
zur Academy.«
»Bist du sicher, das ich nicht für dich gehen soll?«, fragte
Tony nach. »Wenn du dich der Sache nicht gewachsen –«
»Mir geht es gut. Zumindest jetzt noch, solange ich nicht
weiß, was mit Ryan ist. Bin bald wieder zurück.«
Sie gab Laurie und Tony einen Kuss und verließ eilig die
Wohnung, und erst unten auf der Straße fiel ihr plötzlich
wieder ein, welche Gedanken sie sich damals in der Nacht
gemacht hatte, als Laurie ihre Periode gekriegt und geträumt
hatte, dass Leute in ihrem Zimmer waren.
Als Tony nicht im Bett gelegen hatte.
Als Laurie geträumt hatte, dass sie jemand anfasste.
Als sie gedacht hatte –
Aber nein – sie hatte sich geirrt –, nichts war passiert! Und
Laurie hatte kein bisschen Angst vor Tony.
Nein, um Tony musste sie sich keine Sorgen machen – aber
um Ryan.
    »Kann ich zu Rebecca gehen?«, fragte Laurie, während sie die
Teller von dem Imbiss, den Tony für sie zubereitet hatte, in die
Spülmaschine räumte. Tony sah sie zweifelnd an.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Wenn du krank
bist –«
»Ich bin doch nicht krank«, protestierte Laurie. »Ich war
heute Morgen nur irgendwie so müde. Aber jetzt bin ich
topfit.« Sie sah ihn an und machte große runde Augen. »Bitte!«
»Wenn deine Mutter herausfindet, dass ich dich draußen
herumlaufen lasse –«
»Aber ich laufe doch nicht draußen herum. Ich gehe nur
einen Stock höher.« Sie sah, dass er schwankte. »Und ich
bleibe auch nicht länger als eine halbe Stunde. Bevor Mom
wieder nach Hause kommt, bin ich längst zurück.«
Er zögerte noch immer, doch schließlich willigte er ein.
»Also schön, eine halbe Stunde, und keine Minute länger.
Abgemacht?«
»Abgemacht«, sagte Laurie und war schon auf dem Weg in
ihr Zimmer. Sie zog sich rasch an, rannte die Treppe hinunter,
zur Wohnungstür hinaus und am Aufzug vorbei. Zwei Stufen
auf einmal nehmend, sauste sie in den siebten Stock und
klopfte an die Tür der Albions. Ein paar Sekunden verstrichen,
und als sie gerade noch einmal anklopfen wollte, machte Alicia
Albion die Tür auf.
Im ersten Augenblick schien Alicia beinahe erschrocken zu
sein, sie zu sehen, doch dann lächelte sie Laurie an. Aber es
war nicht das gleiche Willkommenslächeln wie sonst. Es
wirkte irgendwie betrübt. »Ach, meine Liebe«, sagte Alicia.
»Du bist gekommen, um Rebecca zu besuchen, nicht wahr?«
Laurie nickte verunsichert. Allein die Art wie Alicia diese
Frage stellte, sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. »Geht es ihr
gut?«
Ein seltsamer Ausdruck huschte über Alicias Gesicht, doch
dann lächelte sie gleich wieder. »Oh, ja. Aber sie ist leider
nicht da. Hat sie es dir denn nicht erzählt?«
Laurie runzelte verwundert die Stirn. »Was denn?«
Wieder diese komische Miene, ehe Alicia antwortete: »Sie
ist in den Westen gefahren. Nach New Mexico.«
»New Mexico? Was macht sie denn in New Mexico?«
»Ihr Onkel«, erwiderte Alicia, und ihre Hände zupften
nervös an ihrer Schürze herum. »Nun, ich meine, es ist nicht
ihr richtiger Onkel, sondern der Bruder von Max. Jetzt, wo der
Herbst ins Haus steht,

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