Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
etwas zum Himmel. Sie befanden sich noch hoch im Norden. Hier musste sich niemand vor dem anderen fürchten, es sei denn ...
Es sei denn, bei dem Jäger handelte es sich um jemanden, der nicht entdeckt werden wollte . Ein Spion aus Dandoria? Ein Abgesandter des Königs? Jemand, der Lösegeld für Snækollur Hnefisson und die anderen Männer verlangte?
Korgath knurrte zornig. Er benahm sich wie ein Knabe . Er dachte zu viel. Oder hatte dieser verfluchte Ascor eine Saat gesetzt, die nun aufging, indem er ihn vor diesem Feldzug warnte und meinte, was Korgath vorhabe, sei Wahnsinn und nur den Ameisen auf seiner Seele zuzuschreiben?
Erneut spuckte Korgath aus und hob die Stimme. »Wer ist da? Zeige dich!« Die dunklen Worte wurden vom alles dämpfenden Schnee fast verschluckt. »He, zeige dich, wer immer du bist!«
Stille ...
Um Haaresbreite hätte Korgath voller Zorn seine Fackel in den Schnee gespießt, als sich hinter dem Felsen ein Schemen hervorschälte. Der Clanführer wischte sich gefrorenen Rotz vom Bart und lugte über den Fackelschein hinweg. Es handelte sich um einen Mann, der langsam und sicher zu ihm kam .
»Wer bist du?«, zischte Korgath und tastete nach seiner Axt, die er aus dem Gürtel zog. Er wechselte die Fackel in die linke Hand und hielt die Axt kampfbereit.
Der Mann, er war in helles Fell gehüllt , und sein Gesicht war hinter dicken Tüchern nicht zu erkennen, hielt ein Schwert. Auch der Kopf war mit Tüchern umwickelt, straff wie ein Helm.
»Freund oder Feind?«, fragte Korgath, der langsam die Nase voll hatte. Was glaubte dieser Fremde, wer er war ?
»Wie man’s nimmt«, gab der Fremde zurück. Seine Stimme klang dumpf hinter den schützenden Tüchern , und seine Augen blitzten.
»Hast du den Wolf getötet?«
»Er griff mich an.«
»Du scheinst ein großer Jäger zu sein.«
»Warum?«
»Niemand schneidet einem Wargen die Kehle durch. Dafür muss man ihn festhalten ... das gelingt kaum einem Menschen, es sei den ...«
»Na und?« Der Fremde zuckte mit den Achseln.
»Es sei denn, du verfügst über die Kräfte eines Bären.«
»Dann verfüge ich über die Kräfte eines Bären.«
»Warum zeigst du dich uns nicht, sondern versteckst dich in der Dunkelheit? Was führst du im Schilde?«
»Willst du Fragen stellen oder gegen mich kämpfen?«
Die Stimme des Fremden klang kalt und gelassen, eine bizarre Kombination, die Korgath frösteln ließ. Zwar hielt er die Axt bereit, hatte jedoch keine Lust auf einen Kampf. Er war viel zu klug , um unbedacht sein Leben aufs Spiel zu setzen. Seine Männer brauchten ihn. Auf ihn warteten größere Aufgaben.
»Ich will nicht gegen dich kämpfen. Ich will wissen, wer du bist.«
Der Fremde lachte. »Ich bin froh, dir zu begegnen. Ich nehme an, du bist Korgath von Nordbarken?«
»Du kennst mich?«
»Du bist auf dem Weg nach Dandoria, um dort König zu werden?«
Korgath verschlug es die Sprache. Was ging hier vor? Woher wusste der Kerl das? Handelte es sich doch um einen Dämon? Einen, der seine Gedanken las und einen Riesenwolf mit der Hand töten konnte? Um einen Schlächter, der sich ein Vergnügen daraus machte, ihn zu demütigen?
»Wer bist du?«, brummte der Barbar.
»Das kommt auf die Sichtweise an. Ich kann dein Alptraum sein oder dein Verbündeter. Das kannst nur du alleine entscheiden. Ich ahnte, dass du das Lager verlässt, um auf die Suche zu gehen. Du hast dich nicht verändert, Korgath. Noch immer berechenbar. Musst dir und deinem Clan stets zeigen, dass du ein starker Mann bist, ein Held, einer, auf den man sich verlassen kann. Würdest niemals einen der Männer schicken, um nachzuschauen, wer den Wargen getötet hat. Denn sein Geschrei müsst ihr alle gehört haben.«
Korgath sperrte den Mund auf , und seine Zähne wurden kalt.
Der Fremde fuhr fort: »Ich wollte, dass du herkommst. Alleine und ohne deine Männer.«
»Warum?«, stieß Korgath hervor.
»Ich werde mir nun überlegen, ob ich dich töte oder nicht.«
Korgath verschluckte sich fast an der Frechheit des Fremden. Ihn töten? Auch wenn der Mann über die Kräfte eines Bären verfügte, sollte man ihm sagen, dass Korgath schon als Halbwüchsiger einen Bären getötet hatte. Also würde er auch mit diesem Kerl fertig werden, der ihm die Schwertspitze entgegen streckte und dessen Arm nicht zitterte.
»Hast du deine Entscheidung getroffen?«, krächzte Korgath.
»Ja!« Die dumpfe Stimme klang hart und fest. Der Fremde wusste, was er wollte.
Korgath machte
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