Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Schnee das Feuer reflektierte .
»Was – willst – du?«, schrie Korgath und er erkannte erschrocken, dass seine Stimmlage die eines Weibes war. Er grunzte, spuckte aus und wiederholte seinen Satz, um einen festen Ton bemüht. »Was willst du?«
Der Fremde lachte hinter seinem Tüchern , und Korgath hätte ihm am liebsten die Maske vom Gesicht gerissen, ihm die Faust mitten auf die Nase geschmettert und sich am Blut erfreut. Doch dafür musste er den Fremden zu fassen bekommen, was schier unmöglich schien, denn dieser war flink wie ein Wiesel, offensichtlich jung und sehr stark.
»Er – er – er hat den Wolf getötet. Er schnitt ihm die Kehle durch«, stolperte es über Korgaths Lippen, als wolle er sich bei seinen Männern entschuldigen.
»Du sagtest, dass du als junger Mann einen Bären getötet hast«, lachte der Fremde. »Was ist ein Wolf gegen einen Bären?«
Der Clanführer hätte um Haaresbreite jede Vorsicht vergessen und war kurz davor, seine Axt sinken zu lassen. Das hier war eindeutig ... unheimlich!
»Es wird Zeit, das Spiel zu beenden«, sagte der Fremde und Korgath hätte gewettet, der Kerl schmunzelte. »Nun töte ich dich, Clanführer.«
Ein heißer Blitz fuhr in Korgath , und seine Nackenhaare stellten sich auf, während sich seine Barthaare sträubten. Dieser letzte Satz war mit Eiseskälte gesprochen worden , und der Barbar ahnte, dass sein Leben jetzt endete. Diese Gewissheit, das Grauen vor dem, was kommen würde, dieses dunkle Land, von dem noch nie jemand berichtet hatte, diese Aussicht trieb ihm den Schweiß auf die Haut und seine Beine wurden weich. So also endete seine Reise? Sie waren zwei Tage unterwegs und hatten den Norden noch nicht verlassen. Und schon war es vorbei, weil ein ge heimnisvoller Fremder ihn in der Dunkelheit zu einem Zweikampf herausgefordert hatte. Wäre der Fremde ins Lager gekommen, wäre das nicht möglich gewesen und man hätte ihn sofort festgesetzt. So jedoch ...
Korgath hätte fast gelacht, denn er bewunderte diese einfache , aber wirkungsvolle Strategie.
»NEIN!«, brüllte Korgath und schwang seine Axt. Schwan g sie, wie nie zuvor in seinem L eben. Er sprang zur Seite, nach vorne, zurück und drehte sich auf der Stelle. Er tanzte vor der Schwertklinge, die ihm wie der Schädel ei ner Giftschlange folgte und entkam ihr immer wieder. Dann endlich ergab sich seine Chance , und es würde die letzte sein. Diese eine Gelegenheit, sich des Fremden zu entledigen. Dieser kurze Augenblick der totalen Klarheit.
Der Fremde rutschte aus, denn unter den Füßen hatte sich Eis gebildet, und in diesem winzigen Moment der Unachtsamkeit flog der Tod auf ihn zu.
Korgath hatte seine Axt geworfen. Das tat man nur, wenn man sich seiner Sache sicher war und die Waffe danach nicht mehr benötigte. Man warf, wenn man wusste, den Gegner damit zu töten.
Wie in Zeitlupe drehte sich die fürchterliche Waffe in der Luft, einmal und noch einmal und noch einmal und schoss in gerader Linie auf den Brustkorb des Fremden zu, der im selben Atemzug die Augen weit aufriss und auf den nahenden Tod starrte, als könne er es nicht glauben. Die Axt rauschte und sirrte , und der Fremde schien zu ahnen, dass sein Ende gekommen war, denn er machte keinen Versuch, der Waffe auszuweichen. Das hätte auch nicht funktioniert, denn in Wirklichkeit dauerte dies alles nicht einen Atemzug lang.
Umso erschreckender war, was nun geschah.
Korgath starrte der Axt hinterher, während Flüche und Gebete auf seiner Zunge lagen. Ihm war, als könne er den Flug der Axt mit der Kraft seines Willens beeinflussen, den sich drehenden Griff, das im Feuerschein aufblitzende Blatt, das Holz, welches die Axt stabilisierte, diese wunderschöne Waffe, die er selbst geschmiedet hatte. Sie würde ihn nicht enttäuschen, denn sie gehörte zu ihm , wie seine Hand und seine Finger, war wie ein verlängerter Arm. Er öffnete die Finger seiner rechten Hand, als könne er durch den Griff und das Blatt der Axt nach dem Fremden greifen, um ihm die Tücher vom Gesicht zu reißen , diesen bizarren Tanz zu entlarven. Er verschmolz mit der Vision dessen, was er sich wünschte.
Dass die Axt in den Leib des Fremden drang, die Rippen zerschnitt, die Innereien zerstörte, bis das Blut den Schnee färbte, wie das im Herbst fallende Blatt einer Rose.
Die Zeit verlangsamte sich, als quäle sie sich durch Sirup.
Schwopp, schwopp!, glitt die Axt durch die klare Nachtluft. Wie auf wehenden Flügeln.
Korgath schrie. Es klang in
Weitere Kostenlose Bücher