Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
lassen.«
»Aha. Der Kopfjäger besitzt ein Herz?«
»Größer als du glaubst.«
»Ökliz ist klein und flink. Er wird bald wieder bei uns sein und kann uns berichten.«
»Und wer, bärtiger Kampfgefährte, hat die Tür geöffnet?«
Ökliz traute seinen Augen nicht.
Das schwarze Gesicht starrte ihn regungslos an. Weiße Augen musterten ihn interessiert und schätzten ihn ab, al s sei er ein Stück Fleisch, das man zu braten gedachte. Urplötzlich ließ das schwarze Gesicht ihn fallen , und nur eine schnelle ausgleichende Bewegung mit dem Schwanz verhinderte, dass Ökliz falsch auf die Beine kam. Er atmete saugend und quiekte, was sogar in seinen eigenen Ohren jämmerlich klang.
Er blickte auf, noch immer starr vor Schrecken.
Ein rote s Gewand in der Farbe der Wände , schwarze Hände und ein schwarzes Gesicht. Auf dem Kopf eine rote Kappe. Die Füße steckten in roten Schuhen.
Ratlos überlegte Ökliz, was er tun sollte, denn die Gestalt bewegte sich nicht und nun erkannte er, warum er nichts gehört hatte.
Der Rote schwebte . Seine Füße hingen eine oder zwei Handbreit über dem gestampften Lehm. Wie eine Statue schwebte die Gestalt vor ihm, regungslos und erschreckend. Aus dem Dämmerlicht kamen weitere Gestalten.
Nun war es Zeit für die Flucht!
Abhauen!
Raus hier!
Er hatte genug gesehen. Es gab manches zu berichten.
Der Rote hob schweigend und wie belanglos die Hand , und Ökliz erstarrte. Um ihn bildete sich eine nebelige Wand, die ihn umschloss wie eine Mauer , und als er versuchte, sie zu durchbrechen, fühlte sie sich steinhart an.
Er saß in der Falle!
Regungslos musste er zusehen, wie erst zwei, dann drei, dann vier Gestalten, allesamt gleich gekleidet, und eine wie die andere aussehend, vor ihm wie rote Türme in die Höhe ragten. Kein er sagte etwas. Es war und blieb still.
Ökliz fiepte. Aus seiner Nase lief Schnodder. Er beäugte sein Gefängnis. Schnupperte daran. Es roch süß wie Blüten - oder wie Aas.
So also würde er enden. Er hatte sich in Belange gemischt, die nicht seine waren. Anstatt seine Familie zu finden, hatte er den Helden spielen wollen. Vermutlich würde man ihm das Fell abziehen und ihn braten, falls diese Wesen überhaupt aßen. Falls nicht, würde er in seinem Nebelgefängnis verdursten und verhungern, während um ihn herum Stille herrschte. Noch nie hatte Ökliz sich so sehr gefürchtet. Seine tierischen Instinkte und Reflexe schütteten Signale aus, sandten Impulse an sein Hirn, und er fing an, wie ein Wilder an der Mauer zu kratzen und zu beißen. Nur raus hier. Nur raus! Doch die Wand gab nicht nach. Kreischend ließ er sich auf den Rücken fallen und zappelte mit den Pfoten, dann, als er sich dafür zu schämen begann, sprang er hin und her, wie er es bei Mardern gesehen hatte, die von der die Sinne vernebelnden Klarckpflanze gefressen hatten.
Was würde Vater Baum sagen?
Haben sie dir schon etwas getan? , würde er fragen , und Öklizaboraknorr würde es verneinen.
Sind sie dir gegenüber feindselig?
Auch das würde Ökliz verneinen müssen.
Dann ahme den Gang der Natur nach , würde Vater Baum sagen.
Was das bedeute?, würde Ökliz wissen wollen.
Das Geheimnis der Natur ist Geduld , würde Vater Baum sagen.
Diese Gedanken beruhigten Ökliz, und er kauerte sich auf die Hinterbeine. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Wer seid ihr?«
Als hätte er einen Bann gebrochen, sanken die Füße der Wesen auf den Boden, und sobald sie Halt gefunden hatten, kam Bewegung in die Körper. Plötzlich wirkten sie normal, wie Zweibeiner eben wirken, und einer von ihnen ging in die Hocke und betrachtete ihn . Sein Gesicht war regungslos. Dann sagte er mit einer so tonlosen Stimme, dass sich Ökliz‘ Fell aufrichtete wie Droggelstacheln: »Wir sind Lan.«
»Lan?«, traute sich Ökliz.
»Lan.«
»Was ist Lan?«
»Was bist du ?«
»Ich bin Öklizaboraknorr, ein Bailiff.«
Der Rote erhob sich und blickte seine Gefährten an. So sehr Ökliz sich auch fürchtete, eine wirkliche Gefahr schien von diesen bizarren Zweibeinern nicht auszugehen. Doch das konnte täuschen. Wenn Rork , der Schwarze , auf Jagd war, verbreitete er eine erheiternde Freundlichkeit, doch nur so lange, bis man sich vor seinen Zähnen befand, was dazu führte, dass man starb.
Die Zweibeiner – falls es welche waren, denn auf Ökliz machten sie eher den Eindruck von Geistern – fassten sich an den Händen und schoben die Köpfe zueinander, dann erhoben sie sich vom Boden und
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