Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Erfreulich?«
Nashka riss die Augen auf. Er hatte noch nicht alles gesagt.
»Regerik konnte dir nichts sagen, auch wenn er gewollt hätte, genauso wenig wie die anderen Vampire.«
Sie wartete.
Er legte seine Hand auf ihre Wange , und sie befürchtete, er wolle sie küssen. Bei allen d unklen Göttern, er heilte nicht. Es bildete sich keine neue Haut über seinen Knochen.
»Jeder hielt Regus für tot. Sie begruben ihn, oder besser das, was von ihm noch übrig war.«
Sie schlug die Hand vor den Mund. Er lächelte. »Sie diskutierten lange, ob sie ihm den Kopf abschneiden sollten, aber Regerik brachte es nicht fertig. Der Kleine war sein Sohn , und was er getan hatte, ging sowieso über seine Kraft. Regus kehrte zurück . «
»Wo ... wo ... finde ich ihn?«, hauchte sie.
»Das willst du nicht, Nashka.«
Sie nickte wild. »Doch, das will ich.«
»Dann bringe ich dich zu ihm.«
»Du weißt es?«
»Ich weiß viel mehr, als du vermutest.«
»Dann lass uns gehen.«
Er hielt sie fest. »Nein, so einfach ist das nicht.«
Sie starrte ihn an. Er zog einen Mundwinkel nach oben , und seine Augen glitzerten. Sie blickte an ihm hinunter und wusste, was er meinte. Es war nicht zu übersehen. Sie schloss die Augen. Oh nein!
»Sei nicht albern. Vor ein paar Tagen hast du mich noch geliebt , und heute verabscheust du mich? So etwas gibt es nicht. Deine Gefühle für mich sind noch nicht tot. Es ist die Furcht vor mir und die Ungewissheit, die dich von mir wegtreibt. Süße , kranke Nashka. Ich tue, was du verlangst. Nur dieses eine Mal. Aber du bekommst es nicht umsonst. Ich will dich noch einmal lieben und besitzen.«
»Wo ... um alles in Mittland ... wo ist Regus?«
Er verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
21
Öklizaboraknorr hätte im Traum nicht daran gedacht, jemals so etwas zu erleben. Was er gewollt hatte, war etwas ganz anderes gewesen. Er war klein, lief auf vier Beinen und setzte sein Leben aufs Spiel - für Zweibeiner, die er kaum kannte! Das war absurd.
Er huschte durch die Tür, die sich einen Spalt weit geöffnet hatte. Zuerst nahm er den Geruch wahr. Ein süßer Geruch, der ebenso von Blüten wie von Aas herrühren konnte. Er setzte sich auf die Hinterpfoten und witterte. Wer hatte die Flügeltür geöffnet? Hier war niemand, so sehr er auch lauschte. Das war geheimnisvoll und etwas gruselig.
Der Bailiff sah sich um.
Er war in einem kleinen Raum, von dem zwei Gänge abzweigten, die ins Dämmerlicht führten. Die Wände waren dunkelrot und ohne Zierde. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm. Alles in allem unspektakulär. Er entschied sich für einen der zwei Gänge. An den Wänden, die auch rot waren, leuchteten Fackeln. Wo Fackeln waren, gab es jemanden, der sie anzündete. Wo sind Türen öffneten, gab es jemanden, der dafür sorgte.
Ökliz fragte sich, ob er sich nicht zuviel zutraute. Er war nur ein marderähnliches oder wieseliges , oder was auch immer für ein Tier . S einen Reisebeutel hatte er bei Frethmar gelassen. Es schien besser, unbewaffnet in den Tempel zu gehen . Also haarig und nackt.
Egal , ob es sich um Menschen oder Zwerge handelte – sie waren eindeutig bescheuert! Anstatt zu lachen oder sich zu lieben wurden sie wütend und gingen aufeinander los, als wäre das ihre Lieblingsbeschäftigung. In der kurzen Zeit, die Ökliz mit Zweibeinern verbracht hatte, hatte er begriffen, dass diese Wesen von Aggression getrieben waren , und das machte ihn traurig. Ein bisschen sehnte er sich nach dem Frieden von Vater Baum zurück. Dort gab es so etwas nicht. Die Natur war ein gefährlicher und grausamer Ort, aber sie war gerecht. Wohingegen Zweibeiner nicht einzuschätzen waren. Soeben lachten sie noch, dann schlugen sie aufeinander ein. Sie konnten einem leidtun.
Nur zu gerne war Ökliz bereit, den Zweibeinern zu helfen, denn in dieser Hinsicht fühlte er sich klüger und weiser, aber was war das schon wert, wenn man dabei sein eigenes Fell hergab?
Kurzum: Ökliz hatte Angst.
Auch wenn man dieses Gebäude einen Tempel nannte, ersc hien er ihm eher wie eine Falle. Wie eine Ansammlung von Genauigkeit. Er wusste nichts von Mathematik und deren Regeln, aber er spürte, dass diese Genauigkeit einen Grund haben musste, der sich wie ein Schleier über sein Gemüt legte. Alles hier war gerade, eckig, nichts war rund, wie es die Natur vorschrieb , und das Rot der Wände brannte in seinen empfindlichen Augen. Obwohl er nichts von Baukunst verstand, ahnte er, dass ein Gang stets auf etwas
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