Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
kreuzten sich ihre Blicke, dann war der seltsame Augenblick vorbei und sie brachen auf.
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Balgers Leichnam und die toten Barbaren lagen, wo Frethmar und Agaldir sie zurückgelassen hatten.
Snækollur war verschwunden.
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Haker Flack war ein harter Mann.
Obwohl er nicht so aussah. Er war von schmächtiger Statur , und sein Kopf schien für den hageren Körper zu groß. Wer ihn kannte, sagte, wenn man Haker Flack ein Messer in die Rippen stoße, würde die Klinge brechen. Tatsächlich erkannte man bei genauerer Betrachtung, dass Flack zwar klein gewachsen, aber sehnig und muskulös war. Er glich einem Pfeil, der auf einer gespannten Sehne auf sein Opfer lauert. Er bewegte sich geschmeidig wie ein Raubtier , und die Skalpe, die er am Gürtel trug, ließen schaudern. Seine Kleidung bestand aus Wildleder, gut, um sich schnell zu bewegen und dennoch schützend, die Schuhe aus demselben Material. Die glatten , weißen Haare wurden durch ein Stirnband gehalten, das flammend rot war und keinen Flecken aufwies. Die Ohren zierten goldene Ringe. Das scharfgemeißelte , schmale Gesicht glich dem einer Maus, woran die vorspringende Nase, das fliehende Kinn und die messerscharfen Lippen nicht unschuldig waren. Am erstaunlichsten jedoch waren seine Augen. Weiße Brauen, weiße Wimpern und ein scharlachroter Blick ließen sogar jene zusammenzucken, die reinen Herzens waren.
Haker Flack war Kopfjäger.
Er war ein gefragter Mann und konnte von sich behaupten, noch nie versagt zu haben. Wen er jagte, entkam ihm nicht. Stets achtete er darauf, keinen Deal einzugehen, der die Option lebend beinhaltete. Tot war seine Devise. Dann schlug er seine Beute und skalpierte sie. Für diesen Skalp ließ er sich bezahlen. Gut bezahlen.
Haker Flack war ein vermögender Mann.
Doch niemand wusste, wo er sein Gold verwahrte, niemand wusste, wo er lebte, doch jeder wusste, wie man ihn erreichte. Da Flack grundsätzlich für das Gesetz arbeitete und zweifelhafte Angebote ausschlug, hatte er nichts zu verbergen und zeigte sich in regelmäßigen Abständen in Dandoria. Dort untersuchte er die Nische, die man mit einem Stein verschließen konnte, die nur Eingeweihten vorbehalten war. Dorthin legte man die Order und wartete, was geschah.
Es dauerte nie länger als eine Woche, bis Flack sich bei seinem Auftraggeber meldete und einen Preis aushandelte.
Diesmal ging es schneller.
Flack trank in einer Schänke. Er trank Milch. Er liebte Milch und verabscheute sogenannte hochgeistige Getränke, die seine Sinne vernebelten und ihn unkritisch oder unvorsichtig werden ließen. Außerdem war die Milch eine Art Lebensversicherung, denn stets gab es jemanden, der sich ihm stellte, um zu beweisen, dass dieser kleine Mann nur ein Mythos sei – nichts sonst. W er fürchtete sich vor diesem Albino? Vor allen Dingen nach einigen Schnäpsen gediehen diese mutigen Gedanken prächtig , und das wusste Flack.
Als er die Schänke betrat , hoffte er, an diesem Abend entspannen zu können. Er wollte dem Gerede der Männer und Frauen lauschen und sich an den trunkenen Spielen der Verwirrten ergötzen. Er blickte gerne auf diese armseligen Wesen hinab, die ihren Verstand in einer Weinlache einbüßten. Besonders interessant fand er, wie sich ein Mann, der selbstbewusst und intelligent wirkte , in kurzer Zeit zu einem sabbernden Idioten wurde .
Erst wurde die Stimme lauter, dann die Gesten ausschweifender , und schlussendlich lallte er , brüllte oder spuckte große Töne. Jede Hemmung fiel ab und offenbarte das, was der Mensch in Flacks Augen war: Ein tragisches Scheusal! Er wusste, dass es unzählige Arten von Wahnsinn gab, aber nur eine von gesundem Menschenverstand. Und er wusste, dass ein gravierender Unterschied darin bestand, Verstand zu haben und ihn auch zu gebrauchen.
Flack liebte es, am Tresen zu stehen, einem Brett, welches auf zwei Fässern ruhte. Lehnte er sich mit dem Rücken daran, hatte er den Überblick. Seine Waffen waren unauffällig in seiner Kleidung versteckt, jedoch so angebracht, dass er sie mühelos, schnell und effektiv anwenden konnte.
Ein hauchdünner Strick, mit dem er seinen Gegner erwürgte, ein Stilett mit Glasklinge, zwei Dolche, mit denen er stechen, schneiden oder todsicher werfen konnte, ein flaches, sehr scharfes Messe r, mit dem er den Toten die Kopf haut nahm. An einem stillen Ort verborgen wartete eine Armbrust, die er meisterlich führ te .
Die Zeit verging , und Flack machte sich Gedanken über den Auftrag, den er
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