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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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sah sie fragend an. »Dankbarkeit klingt anders«, stellte er lakonisch fest. »Aber so ist der alte Ecklund. Nach außen wirkt er so kalt wie das Eis am Nordpol. Aber er ist eine Seele von Mensch und tut alles für seine Patienten.«
    »Das verstehe ich ja auch. Sein Arbeitspensum ist riesig, das habe ich schon festgestellt.«
    »Und jetzt?« Fragend sah er sie an.
    »Jetzt hätte ich gern einen heißen Tee. Danach gehe ich kurz zurück, packe meine Sachen und warte aufs nächste Postschiff. Oder auf einen Flieger.« Tränen stiegen ihr schon wieder in die Augen. Sie wischte sie sich mit einer fast trotzig wirkenden Geste ab.
    »Kommt ja gar nicht in Frage!«
    »Was soll ich denn sonst machen? Ich brauche einen neuen Job, eine Perspektive für die Zukunft. Und wahrscheinlich liegt meine Zukunft nicht in Norwegen.«

20
    B leib, so lange du willst. Ich freue mich über deine Gesellschaft.« Evelyn Wahlstrom goss einen Schuss Gin in das Glas mit dem kühlen Limettensaft. »Ich bin so froh, dass du mich angerufen hast und nicht gleich wieder nach Hause gereist bist.«
    Andrea nahm einen Schluck. »Im Grunde ist es unverschämt von mir, dich so zu überfallen. Aber ich wusste nicht, wohin so schnell. Und da ist ja noch meine Bewerbung für Oslo …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich möchte noch abwarten, ob man mich will.«
    »Ich wäre dir böse, wenn du nicht gekommen wärst.« Die Malerin trank ihr Glas leer und streckte die Hand nach Andrea aus. »Komm, ich zeige dir das Gästezimmer. Und dann, wenn du magst, mein Atelier.«
    »Ich ziehe von einem Gästezimmer ins andere.« Andrea nippte nur an ihrem Glas. »Wenn Magnus mich nicht so bekniet hätte zu bleiben … es wäre vielleicht besser gewesen, daheim noch mal neu anzufangen.«
    »Darüber reden wir noch. Man sollte nichts überstürzen, schon gar nicht, wenn man ein bisschen traurig und frustriert ist. Dieser Magnus scheint ein toller Typ zu sein.«
    »Hm.«
    Evelyn lachte. »Deine Gesprächigkeit spricht Bände!«
    Andrea folgte ihr in das erste Stockwerk des Hauses. Das große Gästezimmer besaß schräge, holzgetäfelte Wände, in die kleine runde Lampen eingelassen waren. Mit der indirekten Beleuchtung wurde der ganze Raum ausgestrahlt. Zwei Wände waren in einem sanften Grün gestrichen, die anderen beiden Seiten waren mit weiß lackierten Holzpaneelen verkleidet.
    Das Bett an der Längsseite war nicht breit, doch bequem. Eine grün-blau-weiße Patchworkdecke lag darauf. Neben dem Fenster stand ein alter Schaukelstuhl, vor dem ein Rentierfell lag. Gleich nebenan befand sich ein kleines weiß gekacheltes Bad. Einziger Schmuck war ein abstraktes Acrylbild an der rechten Seite. Es war eine faszinierende grün-blaue Farbkombination. Natürlich hatte Evelyn es selbst gemalt.
    Andrea sah sich kurz um. »Sehr schön. Danke, Evelyn.«
    Die Malerin winkte ab. »Das geht in Ordnung. Ich hab dir doch schon gesagt, wie sehr ich mich freue. Aber jetzt erzähl ein bisschen mehr von diesem Magnus.«
    »Was soll ich groß über ihn sagen? Er ist liebenswert, charmant, klug und …« Andrea zögerte, dann gestand sie ein wenig verlegen: »Er besitzt eine ungemein erotische Ausstrahlung. Ehrlich, ich war hin und weg, als ich ihn richtig angesehen habe.«
    »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Na ja, zunächst war er ja mein Notfall-Patient, ich musste seine stark blutende Wunde versorgen. Erst danach konnte ich Magnus ins Gesicht sehen.« Sie lächelte bei der Erinnerung.
    »Das hast du dann aber hoffentlich mehr als intensiv getan.«
    Andrea lachte. »Du bist unmöglich, Evelyn.«
    Evelyn legte ihr den Arm um die Schultern. »Warum bleibt ihr nicht zusammen?«
    »Das geht nicht. Erstens kennen wir uns kaum, und dann … er arbeitet in Tromsø, zusammen mit anderen Meeresbiologen. Zu Hause aber ist er in Trondheim. Er pendelt hin und her, glaube ich. Und er ist immer wieder für Wochen oder gar Monate auf Forschungsreisen. Was soll ich dann in einer seiner Wohnungen?«
    »Auf ihn warten und dir derweil einen neuen Wirkungskreis suchen. Schau mich an – es ist ganz angenehm, mal eine Weile allein zu sein. Umso schöner ist dann das Wiedersehen.«
    Andrea antwortete nicht. Ihr Leben war im Moment wie eine Achterbahn, es ging rasant auf und ab.
    Draußen vor den großen Fenstern des Ateliers lag blau schimmernd die jetzt ruhige See. Ein paar Fischerboote dümpelten im Hafen, doch viel Arbeit hatten die Männer jetzt, im Sommer, nicht. Der Dorsch war in den ersten

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