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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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warten ein paar Minuten, ja? Das Unwetter wird gleich weiterziehen. In den Sommermonaten dauert so ein Regenguss nie lange.« Er schob den Regler der Heizung ganz nach oben, doch die feuchte Kälte ließ sich nicht vertreiben, auch wenn der Motor weiter lief.
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es im Winter hier ist«, murmelte Andrea. »Man muss wohl im Norden geboren sein, um dieses Wetter auf Dauer zu ertragen.«
    »Ach was!« Magnus lachte und legte den Arm um sie. »Daran gewöhnt man sich schnell, glaub mir.«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass man sich ganz umstellen kann. Aber ich muss ja auch keinen Winter hier verbringen. Dr. Ecklund wird bald entlassen. Er hat sich geweigert, eine Kur auf dem Festland zu machen, hat mir Birgit erzählt.«
    »Und dann?«
    Sie lachte ein wenig gezwungen. »Dann übernimmt der Kollege seine Praxis wieder, und ich … ich muss abwarten, was meine Bewerbungen ergeben.« Starr sah sie aus dem Fenster. In silbrigen Fäden fiel der Regen vom Himmel, das zum Greifen nahe Meer war wie hinter einer Wand aus Wolken und Regen verschwunden.
    Doch dann … Andrea hielt den Atem an. Aus einer dunklen Wolkenwand löste sich eine kleine rosarote Gestalt und winkte ihr zu. »Kim …«
    »Wer ist Kim?«
    Wie erwachend sah sie Magnus an. »Ein kleines Mädchen. Ich … ich habe für einen Moment gedacht, sie wäre da draußen.«
    Magnus schüttelte den Kopf. »Bei dem Wetter ist kein Mensch auf der Straße, erst recht kein kleines Kind.«
    »Natürlich, du hast ja recht.«
    Der Regen hörte so abrupt auf, wie er eingesetzt hatte. Die Wolken lichteten sich, nur um den Vågekallen herum tanzten noch die Nebelfrauen.
    »Er sieht immer Respekt einflößend aus, der König der Lofoten, nicht wahr?« Magnus wies zu dem hohen Berg hinüber, dann startete er den Motor wieder. »Du kennst die alten Sagen von ihm und den Sieben Schwestern?«
    »Ja, ich kenne sie. Und ich weiß auch, dass die Lofotenfischer bei ihrer ersten Fahrt hinaus auf See die Mützen vor dem Vågekallen ziehen.«
    »Richtig. An der Tradition halten alle fest.« Er wies nach links. »Da, schau, der alte Leuchtturm! Er ist einer der schönsten hier in der Gegend.«
    »Halt mal an!« Andrea griff aufgeregt ins Lenkrad. »Sieh mal dort hinten – ist das nicht Holger Nerhus, Birgits Neffe?«
    Magnus kniff die Augen zusammen. »Ja, das ist sein Luxusschlitten. Unverkennbar. Was treibt der denn hier bei dem Wetter? War der Wahnsinnige vielleicht mit seinem Boot draußen?«
    »Sieht fast so aus. Er scheint was gefangen zu haben.« Angestrengt versuchte Andrea etwas Genaueres zu sehen. »Mich wundert, dass er stinkende Fischkisten in seinem Wagen transportiert.«
    »Ach, das soll uns egal sein.« Magnus streichelte ihr Knie.
    »Hey, konzentrier dich auf die Straße! Nicht, dass wir noch verunglücken.«
    »Ungern!« Er zwinkerte ihr zu und stellte zufrieden fest, dass sie rot wurde.
    »Er ist wieder da.« Birgit Nerhus empfing Andrea und Magnus mit gerötetem Gesicht. »So ein unvernünftiger Kerl! Entlässt sich selbst viel zu früh aus der Klinik und knurrt jetzt auch noch rum, weil er erkennen muss, dass er nicht unersetzlich ist.«
    »Dr. Ecklund ist schon zurück?«
    »Er ist in seinem Sprechzimmer.« Birgit sog heftig die Luft ein. »Kontrolliert die Patientenakten. Dabei sieht er aus wie ein Stockfisch kurz nach dem Ausnehmen.«
    Den Vergleich wollte Andrea nicht kommentieren, sie sah sich nach Magnus um, der in der Tür stehen geblieben war. »Kommst du mit rein? Dann kann ich dein Bein noch mal verbinden.«
    »Ach was, das ist nicht nötig. Du hast dich doch davon überzeugt, dass die Wunde gut verheilt ist.« Wieder erschien dieses unverschämte Grinsen in seinem Gesicht.
    Andrea beschloss, darauf einfach nicht einzugehen. Birgit ahnte gewiss schon, was geschehen war. Allerdings war sie im Moment viel zu aufgeregt, um sich um das Liebesleben von Andrea zu kümmern. Dr. Ecklunds plötzliches Auftauchen hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht.
    »Birgit! Wer, zum Teufel, hat den Totenschein von der alten Lina ausgestellt?«
    »Das war ich.« Andrea ging ins Sprechzimmer, wo Johan Ecklund hinter seinem Schreibtisch saß und eine Krankenakte nach der anderen hinter sich auf den schmalen Ablageschrank schleuderte.
    »Wer bist du?« Unfreundlich sah er Andrea an.
    »Dr. Andrea Sandberg aus Deutschland.« Sie sah den alten Kollegen mit dem schlohweißen Haar und der von Wind und Wetter braun gegerbten Haut

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