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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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hatte seinen Arm um die schon damals sehr zarte Augusta gelegt. Sie lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Beide wirkten stolz und glücklich. Katarina sah nachdenklich auf das Foto. Ja, diese Stimmung, die da auf dem Foto herrschte, die würde auch hier bald wieder herrschen. Die Leute würden Schlange stehen, um einen Platz im Tärna zu bekommen und Johan Vasens berühmten Mandelpudding zu essen.
    Apropos Pudding. Schon bei dem Gedanken lief Katarina das Wasser im Munde zusammen. Eigentlich war es wie immer, so eine Art Pawlow’scher Effekt - der Mandelpudding ging ihr durch den Sinn, und sofort hatte sie Appetit darauf. War da nicht noch etwas übrig? Tatsächlich, da war noch ein Rest der feinen Nachspeise im Kühlschrank. Sie nahm sich die Platte und einen Löffel und ging damit nach draußen, wo sie sich auf die Stufen der Terrasse setzte und genussvoll zu essen begann. Nach dem ersten Löffel schloss sie die Augen, seufzte tief auf vor Wohlbehagen. Ja, es würde alles gut werden.

    *

    Sven Svanblom starrte auf den Bildschirm seines Notebooks auf seinem Schoß. Er saß in einem bequemen Outdoor-Sessel aus geflochtenem Rattan mit einem dicken weißen Polster, die Beine lang von sich gestreckt. Neben ihm auf dem Tisch stand ein Glas seines schottischen Lieblings-Whiskys. Die Nacht war dunkel und sehr still. Sosehr er, wie alle Schweden, die langen hellen Mittsommernächte liebte, so sehr liebte er auch die wenigen Stunden, in denen es doch noch dunkel wurde. In ihm lag eine ganz besondere Ruhe. Als ob in diesen zwei oder drei Stunden alles, was den ganzen Tag der Hektik und dem Stress unterworfen war, ganz plötzlich still stünde. Es war wie ein Innehalten, ein Luftholen. In Stockholm saß er oft um ein Uhr nachts in seinem Büro mit dem grandiosen Rundblick über die Stadt. Und es war ihm, als wäre dies die einzige Zeit des Tages, an der er zu sich kommen konnte. Egal wie viel Aufregung der Tag geboten hatte, wie wichtig Gespräche und Verhandlungen gewesen waren, wie schmerzhaft auch geschäftliche Niederlagen, in diesen Stunden war das alles weit weg. Nicht mehr so wichtig. In diesen Stunden nach Mitternacht fühlte er sich seltsam eins mit dem Universum. Ein winziger Teil des Ganzen nur, ein ganz unwichtiger. Aber geborgen in einem unbekannten Großen. So war es auch jetzt. Der Vertragsentwurf für den Fusionsvertrag mit der Tomasson-Rösterei lag auf dem Tisch. Er hatte ihn nur bis Seite zwölf gelesen und ihn dann beiseite gelegt. Natürlich war diese Fusion immens wichtig, natürlich musste er endlich zu einem Abschluss mit Tomasson kommen, doch plötzlich fragte er sich, ob es nicht Wichtigeres gab als immer nur Geschäfte. Sein Blick wanderte über den Garten, über die kleinen Baumgruppen, die wie zufällig angeordneten Rosenbüsche, die in voller Blüte standen. Der leichte Wind wehte ihren Duft zur Terrasse herauf, er vermischte sich mit dem herben Geruch des Meeres, auf das Svens Blick nun wanderte. Er sah die Lichter einiger früher Boote, die zum Fischen fuhren. Und starrte angestrengt in die Ferne, als wenn er etwas suchen würde. Suchte er denn tatsächlich etwas? Erwartete er wirklich, dass Katarina Fredholm in diesem kleinen blauen Boot auftauchen würde? Er musste über sich lachen. Natürlich würde sie nicht auftauchen. Vermutlich lag sie in den starken Armen ihres Mannes und schlief selig. Vielleicht liebten sich die beiden gerade. Plötzlich war er sich ganz sicher, dass Katarina verheiratet war. Oder zumindest verlobt. Und wenn nicht das, dann sicher in einer Beziehung mit einem Mann lebend. Solche Frauen, lebhaft, wunderschön, dazu mit den verführerischsten Veilchenaugen, die er je gesehen hatte, waren doch nicht allein. Es wäre ja ein Armutszeugnis für die Männerwelt, wenn sie so eine Frau nicht längst entdeckt hätte. Aber eigentlich war es auch egal, ob Katarina allein oder mit einem Mann lebte, Sven spürte, wie allein der Gedanke an sie ihn lächeln ließ. Wieso also sollte er sich diese positive Stimmung damit verderben, dass er sich ausmalte, sie sei sowieso nicht frei.
    Plötzlich legten sich von hinten Maritas lange, feingliedrige Arme um seinen Hals. Er spürte das seidene Hemdchen, das sie nachts meistens trug, an seinem Rücken, ihren Atem an seiner Wange.
    »Es ist fast zwei, Liebling. Willst du nicht langsam mal aufhören zu arbeiten?«
    Sven nahm ihre Hand, hielt sie fest und drückte einen leichten Kuss darauf.
    »Noch eine halbe Stunde. Ich bin noch nicht ganz

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