Mittsommerzauber
das Glück geradezu leuchten ließ.
Auf der Tanzfläche drückte Sven Katarina an sich. »Und? Wie soll es jetzt weitergehen mit uns?« Er konnte es kaum fassen, dass alles so gut ausgegangen war. Die Fusion war längst besiegelt. Marita war nach London gezogen, wo sie in der Tate Galerie einen aufregenden Job bekommen hatte. Das Tärna war wieder eröffnet und konnte sich vor Gästen kaum retten.
»Ich habe viele tolle Ideen für Gerichte. Ich werde jeden Tag was Neues kochen. Und im Winter, wenn wir geschlossen haben, werden wir anbauen. Ich denke, unsere Gäste würden ein paar Fremdenzimmer sehr zu schätzen wissen.«
Sven konnte immer wieder nur staunen über diese Frau, die ihm das Schicksal zugespielt hatte. Ihre Energie, ihr
Optimismus, ihre Lebensfreude überwältigten ihn Tag für Tag.
Keine Sekunde hatte er bereut, von Stockholm nach Rörstrand gezogen zu sein, in das wundervolle Sommerhaus. Und Katarina, Annicka und Viveca verstanden sich inzwischen blendend.
Und wie es aussah, würden auch Augusta und Viveca das wiederfinden, was sie vor vielen Jahren verbunden hatte.
Sven zog Katarina noch enger an sich, sie tanzten so harmonisch miteinander, als hätten sie nie etwas anderes getan. Das Leben war gut zu ihnen. Sie hatten das Glück gefunden. Und sie würden alles tun, um es nicht mehr loszulassen.
ENDE
Mittsommerliebe
D er Wind peitschte ihr einen Schwall Wasser ins Gesicht, und Anna schnappte nach Luft. Ihr Körper schien sich nicht entscheiden zu können, ob er unter der Schwimmweste frieren oder schwitzen sollte. Es war heiß heute, aber die Wassertemperatur betrug hier im Schatten der Schlucht trotz des beginnenden Sommers immer noch höchstens zwölf Grad, und der Neoprenanzug ließ Arme und Beine frei, sodass genug nackte Haut von Annas Körpers mit dem eiskalten Nass in Berührung kam.
Die Strecke, die sie heute ausgesucht hatte, war zwar nur knapp einen Kilometer lang, erreichte aber an zwei Stellen den fünften Schwierigkeitsgrad mit unübersichtlichen Durchfahrten und Katarakten, die es in sich hatten. Der Fluss strömte in schwer zu meisternden Wasserrutschen über blank gescheuertes Grundgestein und fiel im Bereich des Ausstiegs zu einem Wasserfall ab, in dem sie bereits zweimal ihre Erfahrungen mit der Eskimorolle hatte auffrischen können. Auch die restliche Strecke war mit mehreren Wildwasserstrudeln der Stufen drei bis vier noch anstrengend genug.
Anna stemmte das Paddelblatt gegen die Wucht der Strömung in der nächsten Kehre und konzentrierte sich darauf, die Felsdrift, die sich vor ihr auftat, unbeschadet zu durchqueren. Wasser spritzte ihr in Kaskaden entgegen und sprühte vom Helm über ihr Gesicht und ihre nackten Arme. Sie fühlte sich eins mit den Elementen, wie verwachsen mit dem Wasser und dem darunter liegenden glänzenden Fels.
Die kantig aufragenden Granitwände zu beiden Seiten des Ufers schienen ihre Kräfte zu bündeln und sie mit Energie aufzuladen, bis es ihr vorkam, als sei ihr eine besondere Macht zuteil geworden. Hin- und hergeworfen in ihrer rasanten Zickzackfahrt über den Fluss, wurde sie immer wieder zurückgeführt auf die Linie, die sie am Ende sicher ans Ziel bringen würde.
In einem Winkel ihres Bewusstseins bildete sich der Gedanke, dass die Fahrt im Kajak durchaus als Sinnbild ihres Lebens verstanden werden konnte. Sie wurde von einer Richtung in die andere getrieben und musste kämpfen, um nicht von Mächten vereinnahmt zu werden, die stärker waren als sie selbst.
Anna schöpfte Atem, als sie die Schrägstufe mit den gewaltigen Rückläufen erreichte, an die sich unmittelbar der Wasserfall anschloss, die gefährlichste Stelle dieses Parcours. Ohne zu zögern, senkte sie das Paddel links neben sich in die kochenden Strudel und begann den wilden Ritt durch die Wasserhölle. Sie stieß einen triumphierenden Schrei aus, als sie schließlich triefend und zitternd, aber wohlbehalten das Ende der Stromschnellen erreichte. Immer noch schwer atmend, paddelte sie an das kiesige Ufer, zu einer Stelle, wo sich ein schmaler, treppenartiger Pfad in den Wald hinaufwand.
Der Weg zurück zum Einstieg führte über Felsen und durch schattige Waldstücke, und Anna genoss ihn beinahe genauso wie die vorangegangene Fahrt. Das Boot wog kaum vierzehn Kilo und ließ sich problemlos tragen, sodass sie ihr Augenmerk weiterhin auf den Fluss richten konnte. Im Geiste erkundete sie abermals die Stellen, die sie vorhin durchquert hatte, schätzte ihren
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