Mittsommerzauber
der gerne Klarheit hat. Der Strukturen braucht. Und den Überraschungen ziemlich irritieren.«
Katarina merkte, wie ihre Abwehr nachließ. Zumindest zuhören musste sie ihm. Obwohl sie keine Hoffnung hatte, dass er ihr im Ergebnis etwas Neues sagen würde.
»Ich war durcheinander davon, wie die Dinge sich entwickelt hatten. Überrumpelt. Und überfordert. Naja, ich habe wohl einfach Zeit gebraucht, um die Trümmer zu sichten. Und um sie neu zu ordnen. Und ich habe sie neu geordnet, Katarina.«
Erschrocken sah sie in seine Augen. Was wollte er damit sagen? Hatte er alles aufgegeben? Marita, die Firma. Das wollte sie nicht. Sie würde niemals die Verantwortung für derartig weit reichende Entscheidungen tragen wollen.
»Ich bin in Stockholm gewesen. Bei Björn Tomasson. Ich habe ihm klar gemacht, dass wir trennen müssen zwischen dem Privaten und dem Geschäftlichen.« Er lächelte vergnügt.
»Und ich habe ihm klar gemacht, was für eine Chance ihm entgeht, wenn er die Fusion platzen lässt. Svanblom ist eine großartige Firma. Mit ein wenig Kapitalerhöhung wird sie erfolgreicher werden denn je.«
»Und Tomasson hat das begriffen?«
»Als ich ihm erklärte, dass ich mit anderen Interessenten über die Fusion reden würde. Und als ich ihm vor Augen gehalten habe, dass Marita mit mir niemals glücklich werden kann. Er ist ein gewitzter Geschäftsmann. Und ein liebevoller Vater. Es hat nicht lange gedauert, und er hat begriffen, dass ich Recht habe.«
Eine kleine Weile herrschte Schweigen. Katarina wagte nicht zu denken, was Svens Entscheidung für sie bedeutete. So richtig wollte sie es auch nicht wissen. Hatte sie sich nicht gerade entschlossen, dass er der Falsche für sie sei?
»Wieso hast du das nicht früher gemacht? Mit Tomasson geredet?«
»Weil ich feige war? Und weil ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass es auch andere Wege geben könnte. Das habe ich eigentlich erst begriffen, seit ich dich kenne. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich ewig mit Marita zusammengelebt. Nicht unglücklich, bestimmt nicht. Aber auch nicht glücklich. Jedenfalls niemals auch nur annähernd so glücklich, wie ich es mit dir werden kann.«
Katarina konnte es nicht fassen. Er war zurück. Er stand vor ihr. Ihr wurde fast schwindelig, als sie die Zuversicht und Entschlossenheit, die er ausstrahlte, erfasste.
Sven nahm ihre Hand. Zögernd. Er war sich nicht sicher, ob sie ihm sie nicht entreißen würde. Doch Katarina wehrte sich nicht. Er zog sie an sich. Hielt sie einfach ganz fest. Schlang seine Arme um sie und wollte sie nie mehr loslassen. Seine Lippen fanden die ihren. Leise fragte er:
»Gibst du mir eine Chance?«
Katarina konnte nichts sagen. Nur heftig nicken. Und ihn küssen. Küssen, als würde sie nie mehr damit aufhören wollen. Das war besser als jede Antwort.
*
Harald hatte sich noch ein paar Minuten unschlüssig vor dem Haus herumgetrieben. Verärgert hatte er sich eingestehen müssen, dass Katarina ihm den Wind aus den Segeln genommen hatte. Und hatte sich dann auf den Weg zum Hafen gemacht. Er würde einfach verschwinden und diese Frau aus seinem Gedächtnis tilgen.
Da sah er plötzlich Annicka auf dem Steg sitzen und eine Angel ins Wasser halten.
In Haralds Kopf blitzte eine Idee auf. Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und setzte sich neben Annicka auf den Steg.
»Hej, Annicka. Beißen sie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht einen hab ich heute gefangen.«
Er nickte, betrachtete das kleine Boot von Onkel Johan. »Da draußen hinter der Insel weiß ich einen guten Platz, wo es jede Menge Fische gibt. Ich war mit Johan oft draußen. Wir haben manchmal zwanzig Stück an einem Tag gefangen.«
Annicka war sofort interessiert.
»Wenn du willst, können wir rausfahren. Ich zeig dir den Platz.«
Annicka war Feuer und Flamme. Was nützte die schönste Angel, wenn man damit nichts fing? Aber gleichzeitig wusste sie, dass sie mit Fremden nicht mitgehen sollte.
»Ich würde gerne mit dir rausfahren. Aber meine Mutter mag das nicht.«
»Deine Mutter hat Recht. Geh nie mit Fremden mit. Aber ich bin ja kein Fremder. Ich kannte Johan jahrelang. In Rörstrand kennen mich alle. Aber gut, wenn du dich nicht traust, ich kann das verstehen.«
Er hatte genau das Richtige gesagt. Denn dass sie sich etwas nicht traute, das wollte Annicka sich nicht nachsagen lassen.
Sie stand auf.
»Aber in einer Stunde sind wir zurück, ja? Ich muss nämlich mit Tante Augusta heute die Kätzchen zum
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