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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Mama. Meinst du, in dem Club kochen sie gut?«
    »Klar, es sind Spanier. Will ich jedenfalls hoffen. Könnten natürlich auch irgendwelche Studenten aus England sein, die im Club einen Ferienjob haben.« Sie verzog das Gesicht. »Mag ich mir gar nicht vorstellen. Englische Paella.« Sie suchte in den verschiedenen Taschen ihrer Jeansjacke nach ihrem Autoschlüssel. Wo hatte sie ihn nur hingesteckt? Er schien mal wieder einfach verschwunden. Wie Autoschlüssel das nur immer machten?
    Da, jetzt spürte sie ihn. Sie griff tief in die rechte Tasche und zog den Schlüssel heraus.
    »Wir können.«
    Sie bemerkte nicht, dass mit dem Schlüssel ein Stück Papier aus der Jackentasche zu Boden flatterte. Annicka hob es auf.
    »Was ist das?«
    Es war der Brief, den Karin ihr in die Tasche gesteckt hatte.
    »Ein Brief?« Katarina grinste. »Oder was denkst du?«
    Annicka hatte den Brief schon umgedreht und studierte den Absender.
    »Kennst du jemanden in Rörstrand?«
    »Rörstrand? Keine Ahnung.«
    Als Katarina die Autotüren öffnete, warf Annicka Ranzen und Jacke auf den Rücksitz und stieg ein, den Blick immer noch auf den Brief geheftet.
    »Mach ihn auf«, sagte Katarina, während sie den Motor anließ.
    Annicka riss den Umschlag auf und nahm einen handgeschriebenen Brief heraus. Die schöne, klare Handschrift füllte den ganzen Bogen aus. Annicka drehte den Brief um und studierte die Unterschrift.
    »Deine Tante Augusta.« Sie sah Katarina an. »Wer ist Tante Augusta?«
    Katarina hatte keine Ahnung, wer das sein sollte - da durchzuckte sie eine Erinnerung. Tante Augusta, da war doch was. Annicka, die sie beobachtete, reichte ihr den Brief.
    Katarina blickte auf den Brief in ihren Händen und sagte dabei leise: »Mein Vater hatte einen Onkel Johan. Seine Frau heißt Augusta.« Annicka spürte die Wehmut in der Stimme ihrer Mutter. Sie lehnte sich zu ihr hinüber. Das Gesicht an Katarinas Schulter gepresst, fing sie leise an, den Brief vorzulesen.
    »Meine liebe Katarina...«
     
    Sie waren seit ein paar Stunden unterwegs nach Rörstrand. Der rote Volvo-Kombi fuhr über kleine Straßen, die sich durch die leuchtende Sommerlandschaft wanden. In den Gärten der roten Häuser mit den weißen Fensterumrahmungen bildeten dunkelrote Rosen und tiefblauer Rittersporn des Blütenpaar des Jahres. Helle, lichte Birkenhaine gaben den Blick frei auf zahlreiche Seen, die in der Sonne glitzerten. Annicka und Katarina hatten die Fenster heruntergekurbelt. Der Wind zauste an ihren Haaren.
    Auf dem Beifahrersitz las Annicka zum wiederholten Male den Brief vor.
    »... so lange ist es her, dass du als kleines Mädchen einmal deine Ferien bei uns verbracht hast. Ich weiß es noch wie heute, wie du fröhlich mit deinem Vater um die Wette geschwommen bist. Und wie du beim Angeln neben deinem Großonkel Johan im Boot gesessen hast. Deine Haare wurden im Lauf des Sommers immer heller, und die Sommersprossen auf deiner Nase bekamen jeden Tag neuen Zuwachs.«
    Katarina lachte leise auf. »Bei tausend hab ich damals aufgehört zu zählen.«
    Annicka berührte zärtlich Katarinas nackten Arm.
    »Ich mag deine Sommersprossen. Sie sind süß.« Dann las sie weiter.
    »Es war ein wunderbar fröhlicher Sommer damals. Dein Großonkel hat oft davon gesprochen. Wie gerne wäre er noch einmal mit dir zum Angeln rausgefahren. Leider werdet ihr das nun nie mehr machen können.«
    Annicka hörte auf zu lesen. Sie sah aus dem Fenster auf den See, dessen winzige Kräuselwellen sie an die erste Wolle der Lämmer erinnerte, die sie vor kurzem bei einem Schulausflug im Tierpark Skansen gesehen hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter als kleines Mädchen gewesen war.
    »Schade, dass dein Großonkel gestorben ist.«
    Verstohlen beobachtete sie ihre Mutter. Katarina hatte nie von diesem Großonkel erzählt, also wusste Annicka auch nicht genau, ob ihre Mutter jetzt sehr traurig war.
    Katarina spürte den fragenden Blick ihrer Tochter. Und sie wusste selbst nicht, was sie gerade fühlte. War es die Freude darüber, sich wieder an diese schönen Ferien zu erinnern? Oder die Wehmut, nur ein einziges Mal auf Rörstrand gewesen zu sein? Doch sie kam nicht dazu, weiter über diese Frage nachzudenken, da mitten in der Landschaft plötzlich die Straße aufzuhören schien. Es war, als würde sie direkt in das Wasser des großen Sees fahren.
    Ein Schild wies die verdutzte Katarina darauf hin, dass sie sich an einer Anlegestelle für Fähren befanden und die nächste

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