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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Schicksal offenbar interessanter war als ihres.
    «Was hat Rowenna Ihnen erzählt?», fragte Jane.
    «Ich hab ihr gesagt, was deine Mutter macht, okay?», sagte Rowenna. «Als ich gestern Abend mit ihr telefoniert habe. Es ist mir einfach rausgerutscht.»
    Pfarrerin oder Exorzistin? Böse Ahnungen stiegen in Jane auf. «Die Karten haben Ihnen etwas über Mom und mich gesagt, oder?»
    Angela klopfte den Kartenstapel auf, schob ihn in die Mitte des schwarzen Tuchs, das auf dem Tisch lag, und faltete das Tuch darüber. «Jane, ich stehe der Kirche nicht gerade positiv gegenüber. Eine Freundin von mir, die auch Tarotkarten deutet, wurde sogar aus einem Dorf in Oxfordshire vertrieben, weil der Pfarrer sie für ein Werkzeug des Bösen gehalten hat.»
    «Pfarrer können wirklich richtige Schweine sein», sagte Rowenna.
    «Trotzdem», sagte Angela und sah auf, «achte ich darauf, niemals Unfrieden zwischen Eheleuten oder Kindern und ihren Eltern zu stiften.»
    «Bitte, sagen Sie mir doch, was   …»
    «Jane.» Angela sah Jane eindringlich an. «Wenn ich mich auf dein inneres Wesen konzentriere, sehe ich eine selbstlose und freigeistige Seele. Deine Mutter dagegen belastet sich mit einengenden Dogmen und unglückseligen Traditionen. Du
musst
diese Dinge nicht mit ihr teilen.»
    «Ja, ich weiß, aber   … meistens kommen wir klar. Seit Dad gestorben ist, haben wir uns gegenseitig unterstützt, verstehen Sie?»
    «Das ist im Prinzip eine schöne Sache.»
    «Sie ist in den meisten Dingen ziemlich liberal, aber sie kann auch richtig engstirnig sein, wenn es um   … andere Dinge geht.»
    «Na gut, eins will ich dazu noch sagen   …» Angela hielt inne, und Jane wartete gespannt auf ihre nächsten Worte. «Es könntefür euch beide gut sein, für deine Mutter und dich, wenn du deine Suche nach Erleuchtung fortsetzt. Geh keine Kompromisse ein. Schau nicht zurück. Und bete   … ja, ich sage das bewusst   … bete, dass sie
deiner
Erkenntnis folgt.»
    «Sie meinen, dass sie aus der Kirche austreten muss.»
    «Das sind
deine
Karten, Jane, nicht ihre.»
    «Und wenn nicht? Was passiert, wenn sie in der Kirche bleibt?»
    «Jane, bring mich nicht in eine so schwierige Situation. Also – wie läuft es so im
Pod’s

     
    Der Schatten auf der Treppe hatte eine überraschend mädchenhafte Stimme.
    «Wollen Sie mich nicht mit Ihrer Freundin bekannt machen, Mrs.   Rees?»
    «Das», sagte Edna in leicht resigniertem Ton, «ist Miss Anthea White.»
    «Athen
a

    «Miss Athena White. Warum sind Sie denn nicht bei der Party, Miss White?»
    «Am Klavier mit all diesen alten Damen? Das kann ziemlich deprimierend sein, wissen Sie?» Miss White kam aus dem Schatten heraus. Sie war klein, sogar im Vergleich zu Merrily, und trug einen blauen Hausmantel, der wie eine Soutane über die gesamte Länge geknöpft war.
    Winzig und elfenhaft. Allerdings nicht so alt, wie man es an einem Ort wie diesem erwartet hätte – nicht älter als siebzig.
    «Das ist Mrs.   Watkins», sagte Edna.
    Miss White musterte Merrily durch eine Nickelbrille, wie auch Lol Robinson eine trug, nur dass bei ihrer die Gläser viel dicker waren. «Ah,
da
ist er. Sie tragen Ihren Priesterkragen gut versteckt, Mrs.   Gottesfrau. Ich würde sagen, Sie sind sehr, sehr hübsch, oder?»
    «Danke», sagte Merrily.
    «Ich hatte befürchtet, dass die neuen weiblichen Pfarrer allesamt fürchterlich hässliche Eidechsengesichter haben würden. Kommen Sie, ich lade Sie auf einen Drink in meine Zelle ein.»
    «Aber, aber», sagte Edna, «Sie wissen doch, dass Sie in Ihren Zimmern keinen Alkohol haben sollten.»
    «Oh, Mrs.   Rees, Sie werden mich doch nicht beim Oberaufseher verpetzen, oder? Heute haben wir einen so
schrecklich
kalten Abend.» Das Licht schien sich in ihren Brillengläsern zu fangen. «
Viel
zu kalt für einen Exorzismus.»
    «Würden Sie mich bitte entschuldigen?», sagte Edna.
    «Oh,
müssen
Sie wirklich schon gehen?»
    «Mir scheint, das wäre passender», sagte Edna taktvoll.
     
    «Woher wussten Sie es?», fragte Merrily, die mit einem Mal sehr müde war.
    «Oh, machen Sie sich nicht lächerlich.» Miss White reichte ihr einen Fingerbreit Whiskey in etwas, das nach einem Zahnputzglas aussah. «Dass Sie hier jemanden verheiraten wollten, ist ja wohl ziemlich unwahrscheinlich, oder?»
    Ihr Zimmer war eine bizarre kleine Grotte unter dem Dach. An der Wand hingen afghanische Teppiche, und auf dem Bett lag ein Überwurf mit Aztekenmuster. Außerdem herrschte

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