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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bridge.»
    «O nein. Gerade eben?»
    «Vor ein paar Stunden.»
    Sie erinnerte sich an die Sirene, die sie vom Desinfektionsraum aus gehört hatte. «Was ist passiert?»
    «Das wissen wir noch nicht genau. Aber die Leiche scheint nur kurz im Wasser gelegen zu haben, also möchten wir natürlich mit jedem sprechen, der etwas gesehen haben», Howe lächelte knapp, «oder zum Beispiel ein Platschen gehört haben könnte.»
    «Ich habe nichts bemerkt.»
    «Sie sind etwa um drei Uhr angekommen, habe ich das richtig mitbekommen?»
    «So ungefähr.»
    «Und Sie haben überhaupt niemanden gesehen?»
    «Ich kann mich jedenfalls an niemanden erinnern.»
    «Sind Sie schon mal diesen Weg zum Fluss hinuntergegangen?»
    «Nein.»
    «Er ist sehr hübsch», sagte Howe. «Kommen Sie und überzeugen Sie sich selbst.»
    Seufzend folgte Merrily ihr an ein paar kahlen Blumenbeeten und einer Bank vorbei bis zu einem Geländer. Unter ihnen überspannte eine schmale Hängebrücke, deren Träger grau in die Dämmerung ragten, den dunklen, nebelverhangenen Fluss. AmUfer waren ein schimmerndes Absperrband aus Plastik und zwei Polizisten zu sehen.
    «Es ist nur: Wenn es einen besonders bequemen Parkplatz gibt, um zum Fluss zu kommen, dann ist es der, auf dem Ihr Auto steht», sagte Howe. «Zuerst dachten wir, es könnte der Wagen des Toten sein. Sie können sich unsere Enttäuschung ausmalen, als wir feststellten, dass Sie die Halterin sind.»
    «Noch dazu, wo die Leiche keine Frau in meinem Alter war, die einen Hundekragen trug.»
    «So habe ich es eigentlich nicht gemeint. Es wird so nur ein bisschen schwieriger, ihn zu identifizieren. Aber das schaffen wir schon.»
    «Wie alt war er?»
    «Ziemlich jung. Mitte dreißig ungefähr.»
    «Selbstmord?»
    «Das ist in Anbetracht des Todeszeitpunktes eine Möglichkeit. Genauso wie Tod durch Unfall.» Howe sah Merrily an. «Und genauso wie Mord.»
    «Er ist also nicht ertrunken?»
    «Das werden wir bald genau wissen.»
    «Aber er ist von der Brücke aus ins Wasser gestürzt?»
    Howe zuckte mit den Schultern.
    «Wenn Sie wussten, dass es mein Auto ist, warum sind Sie dann nicht ins Krankenhaus gekommen und haben nach mir gefragt?»
    «Das haben wir. Allerdings schien dort niemand etwas von Ihrer Anwesenheit zu wissen.»
    «Ich war auf der Alfred-Watkins-Station, falls Sie das überprüfen möchten. Fragen Sie nach Schwester Cullen. Ich war die letzten drei Stunden oder so mit ihr zusammen.»
    Howe nickte. «Also ist es unwahrscheinlich, dass Sie etwas gesehen haben können. Ach ja, im Leben ist wirklich nichts einfach,oder, Mrs.   Watkins? Danke für Ihre Hilfe. Ich vermute nicht, dass wir in dieser Sache noch einmal miteinander zu tun haben werden, aber falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, was uns vielleicht nützen könnte   …», der Wind blies Howe den langen Regenmantel gegen die Beine, «…   dann wissen Sie ja, wo Sie mich finden.»
    Merrily blickte auf den wabernden Nebel und das schwarze Wasser hinunter. Es wirkte irgendwie wärmer, als ihr selbst war – und beinahe einladend.

13
Vorführscheune
    Es war sehr selten, dass der umgängliche Dick Lyden schlechte Laune hatte.
    Als Lol morgens um kurz nach acht ankam, lief Dick genervt in der Küche umher und schlug sich die rechte Faust in die linke Handfläche.
    «Der kleine Scheißer!», knurrte er wütend. «Der verdammte kleine Scheißer!»
    «Er testet nur seine Grenzen aus», sagte Mrs.   Ruth Lyden, die ebenfalls Therapeutin war, gelassen. «Er kennt dich eben zu gut. Er durchschaut dich. Er hat eine Schwachstelle erkannt und sich draufgestürzt.»
    Dick hatte sehr viel Platz zum Herumlaufen. Die Küche der Lydens war so groß wie die eines Restaurants. Mit all dem Chrom und Weiß überall kam man sich vor wie in einer Molkerei.
    «Seine Psychologiekenntnisse scheinen sich irgendwie zu verflüchtigen, wenn es um seinen Sohn geht», erklärte Ruth Lol. Sie war eine mollige, sanfte Frau mit wuscheligen Haaren, die in London als Dicks Assistentin gearbeitet hatte.
    «Das kann man schließlich auch nicht, oder?» Dick setzte sich an den Tisch, der die reinsten Bankettausmaße hatte. «Man kann nicht genügend Abstand zu seiner eigenen Familie aufbauen – und das sollte man auch gar nicht erst versuchen. Ich glaube, wir kommen noch schlechter mit unseren eigenen Problemen klar als ganz normale Leute.»
    Lol wollte nicht fragen, um welches persönliche Problem es gerade ging, aber Ruth erzählte es ohnehin von selbst.
    «James

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