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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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einer Glaskugel. Schließlich sagte sie, ohne aufzusehen: «Das ist eine sehr, sehr große Verantwortung.»
    «Oh.»
    «Sie muss gefördert werden.» Angela drehte noch zwei Karten um, die irgendwie in Verbindung zu stehen schienen. «Ah, und hier   … es gibt eine Lücke in deinem Leben, glaube ich. Jemand fehlt. Würdest du   …? Hast du vielleicht nur noch einen Elternteil?»
    «Ja», sagte Jane. «Woher   …»
    «Ich glaube, das war für dich kein so großer Nachteil. Andere Menschen haben mit so etwas vermutlich schwerer zu kämpfen. Du kannst auf emotionale und übersinnliche Energien zurückgreifen, die dir geholfen haben. Aber jetzt sollten diese übersinnlichen Energien kanalisiert werden, sonst könnten sie überfließen. So etwas kann ziemlich problematisch werden.»
    «Wie meinen Sie das?» Jane spürte, wie sich Aufregung in ihr ausbreitete. In der dämmrigen Beleuchtung betrachtete sie Angelas intelligentes Gesicht. Sie war eine schöne Frau mit zarten Wangenknochen. Angela musste über fünfzig sein, aber Jane war überzeugt, dass die Männer sie wahnsinnig sexy fanden.
    «Jane, ich will dich nicht erschrecken, aber wenn jemand so ein Talent hat und es nicht entwickelt oder zulässt, dass sich diese kraftvolle Energie ihre eigenen Wege sucht, kann sie in die falsche Richtung gelenkt werden und alle möglichen Probleme hervorrufen, körperliche und geistige – chronische Erkrankungen, Nervensachen. In den Psychiatrien sitzen alle möglichen Leute, die einfach gewisse Energien nicht erkannt und kanalisiert haben.»
    Unvermittelt sah Angela auf. Zum ersten Mal sah Jane ihre Augen deutlich vor sich. Sie waren grau wie Kieselsteine. Sie meinte es ernst. Todernst.
    Jane murmelte: «Was bedeutet das alles?»
    Angela griff über den Tisch und berührte Janes Finger. «Oh, es tut mir leid. Bitte, mach dir keine Sorgen. Manchmal konzentriere ich mich so stark, dass ich einfach sage, was mir gerade in den Kopf kommt. Es ist eben sehr selten, dass ich etwas so Klares und Konkretes wie das hier   … Ich habe vermutlich schon zu viel gesagt.»
    «Nein, bitte sprechen Sie weiter.»
    «Besser nicht, glaube ich.» Angela schob die Karten zusammen. «Ich habe dich mit meinen Vermutungen überfrachtet, und so etwas sollte man nicht tun. Entspannen wir uns einen Moment, und dann erzähle ich dir etwas über weniger tiefgreifende Aspekte deines Lebens.»
    Sie bat Jane erneut, die Karten zu mischen und abzuheben, legte ein paar kleinere Systeme und erzählte Jane einiges zu ihr selbst und ihrer Zukunft, was mehr dem entsprach, was Jane erwartet hatte. Na ja, es war vielleicht ein bisschen zu intim   … zum Beispiel, dass sie noch Jungfrau war, es aber nicht mehr lange bleiben würde. Oder dass sie mehr als einen ernstzunehmenden Freund haben würde, bevor sie zwanzig wurde.
    Jane lächelte. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre sie nach so einerEröffnung total begeistert, um nicht zu sagen erleichtert gewesen, aber jetzt gerade schien es ihr nicht mehr so lebenswichtig.
    Angela erzählte ihr, sie sei unheimlich intelligent und könne sich aussuchen, auf welchem Feld sie Karriere machte, aber es könnte sein, dass sie eine Neigung für Kommunikationsberufe oder das Theater in sich entdeckte.
    Cool.
    Aber ihre bedeutendste Wahl   – Angela seufzte, als versuchte sie umsonst, von diesem Thema wegzukommen – hätte sie im spirituellen Bereich. Schon jetzt hatte sie Zugang zu anderen Existenzebenen.
    «Andere Stufen», sagte Angela, «andere Sphären. Jemand, der dir vorausgegangen ist, hat dir den Weg frei gemacht. Ergibt das für dich irgendeinen Sinn?»
    Jane dachte sofort an ihre verstorbene alte Freundin, Miss Lucy Devenish, Autorin von Kinderbüchern und Besitzerin des geheimnisvollen Geschenkeladens Ledwardine Lore, die sie mit Naturmagie und den Gedichten des Mystikers Thomas Traherne vertraut gemacht hatte. Und die ihr gezeigt hatte, dass Spiritualität ein schimmernder Kristall war, in dem das Christentum nur eine Facette bildete.
    «Was   …?» Janes Mund war wie ausgetrocknet. «Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?»
    «Das weiß ich nicht. Fremde Ratschläge sind hier unangebracht. Das ist eine sehr persönliche Sache.»
    «Aber, verstehen Sie, das reicht mir nicht. Ich meine, ich kann Bücher und so weiter lesen, aber das tue ich jetzt auch schon.»
    Angela sammelte die Karten ein. «Hast du schon einmal persönliche Erfahrungen gehabt, die so rätselhaft waren, dass du sie dir nicht erklären

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