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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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– oder jemand anders, der diese Person gut kennt – wäre ziemlich überzeugt davon, dass wirklich etwas   … Ungewöhnliches vorgeht.»
    «Dann   …» Merrily zündete sich eine Zigarette an. «Dann würde ich ihm vermutlich versuchen zu erklären, dass er sich wahrscheinlich irrt. Es ist nämlich gar nicht so selten, dass jemand Verwandte sieht, die gerade gestorben sind.»
    «Vor fünfundzwanzig Jahren?»
    «Das ist allerdings schon eher ungewöhnlich.
Besucher
ist der lose Begriff, mit dem wir   … solche Phänomene beschreiben.»
    «Und das ist nichts Gutes, oder? Selbst wenn die Person sich vor der Erscheinung nicht fürchtet.»
    «Jeder anhaltende Kontakt mit einem   … Geist, oder was auch immer, ist ungesund. Das kann zu allen möglichen Problemen führen. An erster Stelle zu geistigen Störungen, aber auch   … Also, vielleicht denkt jemand, er hat seine alte Mom gesehen, aber in Wahrheit ist es vielleicht etwas ganz anderes. Wir reden über diese Moon, oder?»
    «Kann sein.»
    «Lol, du hast nur
eine
Klientin   …»
    «Okay, es ist Moon.»
    «Wen hat sie gesehen?»
    «Ihren Vater. Er ist gestorben, als sie zwei Jahre alt war.»
    «Unter irgendwelchen besonderen Umständen?»
    «Er hat sich erschossen.»
    «Oh.»
    «Das ist nicht gut, oder?»
    «Das ist überhaupt nicht gut», sagte Merrily. «Meinst du, sie würde sich mal mit mir unterhalten?»
    «Das kann ich nicht sagen. Vielleicht, wenn du dieses Ding nicht tragen würdest   … du weißt schon.»
    «Den Hundekragen.»
    «Und wenn ich dich einfach nur als Freundin vorstellen würde.»
    «Klingt gut.»
    «Sie arbeitet die ganze Woche in dem Laden unten.»
    «Dann komme ich vielleicht am Montag vorbei», sagte Merrily. «Ich weiß noch nicht, um welche Zeit. Ich bin im Torhaus, falls du mich erreichen möchtest – außer irgendwann am Vormittag. Da habe ich einen Termin mit meinem Freund, dem Bischof.»
    «Zu dumm, dass du dir ihr Haus nicht mal ansehen kannst – es ist eine Scheune, die sie oben auf dem Dinedor Hill gemietet hat. Von dem Hügel ist sie richtig besessen. Sie ist da oben geboren, die Familie hat dort seit der Eisenzeit gelebt – behauptet sie wenigstens.»
    «Das klingt unheimlich kompliziert, Lol.» Merrily gähnte und zwang sich aufzustehen. «Wo habe ich denn meine Jacke?»
    «Ich kann nur sagen, dass sie dort oben vollkommen anders ist. Eine andere Person und halb   … halb abwesend.» Er nahm die gewachste Jacke von einem Haken hinter der Tür. «Du könntest nicht vielleicht   … Nein, vergiss es.»
    «Ich hasse es, wenn jemand das sagt.»
    «Es ist nur, dass sie ihr Fahrrad hiergelassen hat. Ich habe sie gestern Abend nach Hause gefahren, weil es so geschneit hat. Und ich muss sie am Montagmorgen wieder zur Arbeit abholen.»
    «Früh?»
    «Ziemlich.»
    «Wenn ich bis elf Uhr wieder im Torhaus bin, kann ich mit dir rauffahren. Und wie sollen wir das erklären?»
    «Wir sagen, dass dein Auto nicht angesprungen ist und ichdich irgendwohin fahren muss. Das kauft sie uns ab. Danke, Merrily, das ist wirklich nett von dir.»
    «Es ist mein Job. Wir sind sogar angehalten, mit Therapeuten zusammenzuarbeiten. Der Bischof würde es bestimmt befürworten.»
    «Der Therapeut erfährt nichts davon», sagte Lol. «Der Therapeut darf
nie
davon erfahren.»
    «Ein Ungläubiger, was?»
    «Von der widerspenstigsten Sorte», sagte Lol. «Soll ich dich jetzt zurückfahren?»
    «Nein, Lol», sagte Merrily sanft, «du bist kein   … echter Taxifahrer. Das hast du nur im Interesse des Bischofs gesagt.»
    Lächelnd trat sie auf die verschneite Straße.
     
    Zumindest waren die Straßenverhältnisse nicht schlimmer geworden. Als Merrily im Pfarrhaus angekommen war, rief sie im Krankenhaus an. Sie nannte ihren Namen und wurde auf die Station durchgestellt. Sie wusste, welche es sein würde.
    «Hochwürden Watkins? Ihr Anruf ist nicht die größte Überraschung dieses Morgens, muss ich sagen.»
    «Bitte, könnten wir vielleicht auf Hochwürden und so weiter verzichten, Eileen?»
    «Na gut   … Merrily.»
    «Was war denn die größte Überraschung des Morgens?»
    «Die größte, um es geradeheraus zu sagen», erklärte Eileen Cullen, «ist, dass der alte Knabe immer noch bei uns ist.»
    «Bedeutet das, dass er durchkommt?»
    «Also   … ich würde darauf keine Wette abschließen. Er bekommt es mit, wenn er angesprochen wird, und folgt den Schwestern mit dem Blick durchs Zimmer. Aber er kann noch nicht sprechen.»
    «Meiner Erfahrung

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