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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ging in die Küche. Flackernd zuckte blauweißes Licht auf.
    «Es ist sehr zentral. Und nahe bei der Kathedrale.»
    «Stimmt.»
    Merrily stemmte sich aus dem Sessel hoch und ging zu ihm in die Küche, die für zwei Leute fast zu klein war. Das grelle Neonlicht schmerzte in den Augen und erinnerte sie an den Desinfektionsraum auf der Alfred-Watkins-Station.
    «War das deine Idee, mit dem Taxi?»
    «Etwas Besseres ist mir in dem Moment nicht eingefallen.» Er stand mit dem Rücken zu ihr und füllte Wasser in den Kessel.
    «Danke», sagte sie feierlich. «Du   … hast mich aus einer ziemlich schwierigen Situation gerettet.»
    «Wirklich?» Er drehte sich zu ihr um und lächelte. «So ungefähr wie du mich damals?»
    «Oh, deine Aktion war viel mehr wert. So wie das gelaufen ist, hätte ich vermutlich meinen Beruf an den Nagel hängen können.»
    «Na ja, weißt du, ich habe eigentlich nichts davon mitbekommen.»
    «Doch, hast du.»
    «Na gut, stimmt. Wie viele Strafpunkte bekommt man dafür, mit einer Pfarrerin zu schlafen?»
    «Als Bischof? Ehrlich gesagt, fällt mir dazu kein Präzedenzfall ein. Außerdem sind Bischöfe Überlebenskünstler – dieser hier ganz besonders, glaube ich. Pfarrerinnen dagegen sind   … entbehrlich. Vor allem, wenn sie beim Sündigen erwischt werden.»
    Es überraschte sie, wie leicht es ihr fiel, mit Lol über all das zu reden, obwohl sie sich seit Monaten nicht gesprochen hatten. Es war, als hätten sie sich gestern zum letzten Mal gesehen. Sie ließ ihren Blick durch die kleine Küche schweifen. Einbauschränke, ein Kühlschrank, eine Mikrowelle, drei Becher mit Igelmotiven auf einem Regal. Nichts, was darauf hindeutete, dass sich Lol hier auf Dauer einrichten wollte. Sie suchte ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr so in der Luft hing, und fand keines.
    «Mmh   …» Er nahm zwei von den Bechern aus dem Regal. «Wenn du sagst, du hättest womöglich deinen Beruf an den Nagel hängen müssen   … Bedeutet das, wenn ich nicht aufgetaucht wäre   …?»
    «Das bedeutet», sagte Merrily langsam, «dass ich ihn vermutlich nur losgeworden wäre, wenn ich aufgehört hätte so zu tun, als würde er mir nur ein Zimmer zum Übernachten anbieten.»
    Lol stellte die Becher ab. Seine Brillengläser waren wieder beschlagen. «Jane wird sich freuen, das zu hören.»
     
    Zum Kaffeetrinken ließ sich Merrily in Ethels altem Sessel nieder, Lol setzte sich auf den Boden. Sie würde bald aufbrechen müssen, wenn sie noch ein paar Stunden Schlaf bekommen wollte, bevor sie den Gottesdienst hielt.
    «Jane hat erzählt, du machst eine Ausbildung als Psychotherapeut.»
    «Das ist eine wilde Übertreibung. Ich habe
meinem
Therapeuten ein bisschen geholfen. Meinem
ehemaligen
Therapeuten, hoffe ich. Ich unterstütze ihn ein bisschen bei seinen anderen Klienten – als eine Art Therapie. Na ja, hauptsächlich bei einer Klientin. Es ist die Frau, die früher in diesem Apartment gewohnt hat.»
    «Oh», sagte Merrily, «ist es diese   … Moon? Jane hat angedeutet   …»
    «Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, was Jane angedeutet hat.»
    «Dieses Kind könnte wirklich einen Krieg auslösen.» Merrily streckte sich. «Ich habe keine Lust, mich vom Fleck zu rühren.»
    «Dann rühr dich doch nicht vom Fleck.»
    «Ich muss. Jedenfalls glaube ich, dass du ein sehr guter Psychotherapeut wärst.»
    «Weil ich selber in der Klapse war?»
    «Nicht nur deshalb.»
    «Danke.»
    «Du weißt, was ich meine. Du bist selbst schon mal in die Mühlen des Systems geraten. Also bist du wahrscheinlich gut darin, andere Leute dort
rauszuhalten

    Lol sagte: «Vielleicht laufen aber schon viel zu viele Therapeuten und Berater rum, von denen jeder einen anderen Blödsinn erzählt.»
    «Bezahlt dich dieser Dick?»
    «Ein bisschen. Aber Geld ist sowieso kein großes Problem. Es kommen ja die Tantiemen für die Songs rein. Und vielleicht mache ich ein neues Album – irgendwann.» Lol stand auf. «Ich, mmh   … also ich wollte dich eigentlich sowieso anrufen. – Was machst du, wenn jemand behauptet, einen Geist gesehen zu haben? Ich meine, nicht irgendeinen Geist, sondern einen nahen Verwandten. Und wenn diese Person den Geist vielleicht sogar sehen
will
. Um
mehr
über ihn zu erfahren.»
    «Also   … Ich würde versuchen herauszufinden, ob es ein richtiger Geist war. Vielleicht würde ich bei einem Psychiater – oder einem Psychotherapeuten   – Rat einholen.»
    «Und nehmen wir einmal an, dieser Psychotherapeut

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