Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
gesagt.
    «Moon?»
    «Ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte nicht, dass du reinkommst.»
    Er war einen Schritt zurückgetreten.
    «Danke»
, hatte Moon gesagt. Als sie so in der offenen Tür stand, schien die Dunkelheit hinter ihr sie aufzusaugen und Lol wegzustoßen.
    Als Lol jetzt wieder zur Vordertür der Scheune ging, zitterte er.
    «Nichts gefunden, alter Knabe?»
    «Ich glaube, wir brauchen Ihren Schlüssel, Mr.   Purefoy», sagte Lol.

24
Ein letztes langes Gebet
    Die mittelalterliche Kirche von St.   Cosmas und St.   Damian lag fast noch auf dem Gelände eines Bauernhofs am Rand eines Weilers zwischen windzerzausten Feldern. In der Nähe verliefen ein paar größere Straßen, trotzdem hatte Merrily, die geglaubt hatte, sich in der Gegend ziemlich gut auszukennen, von der Existenz dieser Kirche nichts gewusst.
    Das Gebäude war winzig, kaum größer als eine Scheune, und an einem Ende erhob sich ein Fachwerkglockenturm.
    St.   Cosmas und St.   Damian?
    «Heilige, die im vierten Jahrhundert im Mittelmeerraum gelebt haben», sagte Major Weston, «Patrone der Wundärzte und Bader. Die Ärzte aus der Gegend halten hier gelegentlich einen Gottesdienst ab, davon abgesehen wird die Kirche nicht mehr genutzt. Ein Trauerspiel ist das.»
    «Eines von vielen heutzutage, Major.» Der Wind blies Pulverschnee um Merrilys Beine.
    «Nennen Sie mich Nigel», sagte Major Weston, dessen Streitlustigkeit sich in dem Moment gelegt hatte, in dem er sie sah. Er war etwa sechzig Jahre alt und trug einen Kamelhaarmantel, der teuer gewesen sein musste.
    Merrily folgte ihm um den leicht erhöhten Friedhof, an dessen Rand wie grimmige Wächter eine Reihe Föhren standen.
    «Ich glaube, es war der Bischof von Lincoln», sagte der Major, «der darauf hingewiesen hat, dass ungenutzte Kirchen immer häufiger von Satanisten entweiht werden. Die Botschaft scheint zu sein: Wenn ihr sie nicht wollt, übernimmt sie der Teufel nur allzu gern.»
    «Es liegt nicht daran, dass wir sie nicht
wollen

    «Ich weiß, ich weiß, aber Sie wollen sie trotzdem nicht, oder? Andernfalls müsste es meine Stiftung ja gar nicht geben. Wir haltenderzeit fast dreihundert Kirchen instand, und die Zahl steigt immer weiter. Wenn Sie sich jetzt mal überlegen, was für eine verschwindend geringe Einwohnerzahl England zu der Zeit hatte, in der diese Kirchen gebaut worden sind   …»
    «Ja», sagte Merrily, «wem sagen Sie das.»
    Sie blieben bei der Vorhalle stehen. Das einzelne hohe gotische Fenster in der Mauer daneben war mit einer Eisenstange in der Mitte gesichert. An der einen Seite der Kirche lag der Bauernhof und auf der anderen eine Gruppe weiterer Häuser – all diese Gebäude waren kaum einen Steinwurf entfernt.
    «Wenn ich Satanistin wäre, Major Weston, würde ich mich nicht besonders sicher fühlen, wenn ich hier eine schwarze Messe feiern wollte. Man könnte ja nicht mal laut singen, ohne jemanden mit einer Taschenlampe und einer Schrotflinte anzulocken, oder?»
    «Das hat die Polizei auch gesagt. Müssen Irre gewesen sein – aber das sind Satanisten schließlich auch. Nicht normal, diese Leute. Das übersteigt wirklich jede Vorstellung.»
    «Ich habe noch nie einen getroffen. Würde ich eigentlich gerne mal.»
    Er sah sie prüfend an. «Tatsächlich?»
    «Nur um herauszufinden,
warum
sie so etwas machen.»
    «Was sie hier angerichtet haben, ändert vielleicht Ihre Vorstellungen. Sind Sie bereit?»
    «Klar.»
    «Zimperlich sind Sie ja nicht, oder?»
    «Hoffentlich nicht.» Sie folgte ihm durch die Vorhalle, und er hob den Riegel. «Da ist ja gar kein Schloss dran!»
    «Normalerweise schon – wir bekommen auch wieder eins. Wird gerade angefertigt. Vielleicht hat dieser Abschaum darüber Bescheid gewusst.»
    «Und in der Zwischenzeit ist die Kirche immer offen?»
    «Man kann schließlich bei einem Gebäude aus dem zwölften Jahrhundert nicht einfach irgendein Schloss einbauen. Bitte, treten Sie ein, meine Liebe.»
    Er hielt ihr die Tür auf, damit sie zuerst hineingehen konnte. Ein Gentleman, ha.
    Drinnen war es düster und eng. Das Gefühl einer höheren Autorität, das von den meisten Kathedralen und größeren Kirchen ausging, stellte sich hier nicht ein.
    Faszinierend war sie allerdings, diese Kirche von St.   Cosmas und St.   Damian. Ein Säulengang inmitten des Kirchenschiffs und ein Lettner aus Holz, in dessen Zentrum eine Kanzel eingebaut war, teilten die Kirche, sodass sich zwei Kirchenschiffe mit zwei Altarräumen ergaben, in

Weitere Kostenlose Bücher