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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Also, ich glaube, sie interessiert sich sehr wohl für dich, alter Freund. Ganz bestimmt.»
Und dann Denny:
«Ich würde wirklich alles dafür geben, dass sie hier weggeht. Aber wenn sie in der Zwischenzeit nicht allein ist, dann ist es das Beste, auf das ich unter diesen Umständen hoffen kann.»
    Lol ging vorsichtig die Erdstufen hinunter. Es war jetzt ganzhell, jedenfalls so hell, wie es an diesem trüben Tag werden würde. Er klopfte an die Tür in dem verglasten Eingang. Die langen Vorhänge zu beiden Seiten waren zugezogen.
    Keine Reaktion. Nachdem er einen Moment gewartet hatte, trat Lol ein paar Schritte zurück in den verschneiten Garten und sah sich um.
    Da stapfte ein großer Mann um die hohe Koniferenhecke auf der anderen Seite der Scheune und blieb unvermittelt stehen. «Hallo. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?»
    «Ich suche Kathy Moon.»
    «Da sind Sie richtig. Sie wohnt hier.» Er hatte eine hohe, kräftige Stimme, und seine Aussprache verriet, dass er nicht aus der Region stammte. Zu seinem nagelneuen grünen Barbour trug er eine Barbour-Kappe. «Ich komme vom Bauernhaus. Tim Purefoy.»
    «Lol Robinson. Ich bin ein   … Freund von Kathy.»
    «Ja, ich glaube, sie hat Ihren Namen erwähnt.» Tim Purefoy sah auf Lol hinunter, und langsam fiel ihm wieder ein, wo er ihn schon gesehen hatte. «Sie haben Katherine beim Einzug geholfen, oder?» Er stiefelte zu dem verglasten Eingang der Scheune hinüber und versuchte hineinzuspähen. «Komisch – normalerweise steht sie ziemlich früh auf. Fährt mit dem Rad in die Stadt, wissen Sie?»
    Lol erklärte, dass er Moon am Samstagabend nach Hause gefahren hatte und das Fahrrad immer noch hinterm Laden im Flur stand.
    «Na ja, wo wird sie schon sein?», sagte Purefoy. «Vermutlich spazieren gegangen. Den verschneiten Hügel betrachten, bevor es wieder taut? Hat eine ziemlich romantische Beziehung zu diesem Hügel, wie Sie vermutlich wissen. Auf jeden Fall kann sie nicht weit weg sein. Kommen Sie doch mit ins Bauernhaus und trinken einen Kaffee mit uns, während Sie warten.»
    «Eigentlich», sagte Lol, «würde ich gerne einmal Ihr Telefon benutzen, wenn es Ihnen recht ist. Möglicherweise hat sich ihr Bruder Sorgen gemacht, als sie während dieses Schneeeinbruchs allein hier oben war, und hat sie abgeholt.»
    «Das ist überhaupt kein Problem. Kommen Sie.» Tim Purefoy schlug seine behandschuhten Hände zusammen. «Fast schon wie bei der Wintersonnenwende, was?»
     
    Das Bauernhaus war viel näher, als Lol erwartet hatte; kaum fünfzehn Meter hinter der dichten Leylandii-Hecke. Die Koniferen versperrten von der Scheune aus den Blick, war man aber einmal zwischen ihnen hindurch   …
    Lol schnappte nach Luft.
    Sie standen auf einer weiten, weißverschneiten Rasenfläche, die sanft zu einer Reihe niedriger Büsche hin abfiel, hinter der vermutlich die Straße verlief. Es hätte genauso gut der Rand einer Klippe sein können.
    Unter ihnen lag wie eine Vision die Stadt ausgebreitet.
    «Unglaublich, was?» Tim Purefoy verschränkte zufrieden die Arme. «Der beste Blick auf Hereford, den man haben kann – abgesehen von der Wallburg.»
    Inmitten des Schnees sah Hereford aus wie eine Insel. Verschneit wirkten die Konturen der Gebäude weicher, sodass alte und neue kaum voneinander zu unterscheiden waren. Außerdem war die Stadt ohnehin von der Hochhaus-Manie der sechziger und siebziger Jahre verschont geblieben, man konnte also leicht glauben, dass sie
vollständig
aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte oder sogar aus dem Mittelalter. Der Anblick wirkte zugleich entrückt und vertraut. Lol überkam ein seltsames Gefühl.
    «Sehen Sie, wie der Turm von All Saints von dem Turm der Kathedrale überdeckt wird?», sagte Tim mit wissender Stimme.«Das ist eine von Alfred Watkins’ Energielinien. Eine unsichtbare, geheimnisvolle Verkabelung zwischen heiligen Orten – eine prähistorische Kraftbahn.»
    «Und wir stehen mitten darauf.»
    «Genau. Die Linie führt sehr nah am Haus vorbei. Wir hatten so einen Knaben mit einer Wünschelrute hier, der hat für uns die Erdenergie gemessen. Die Energielinien, wissen Sie. Und spirituelle Pfade sind es auch, haben wir uns sagen lassen.»
    Kein Wunder, dass Moon dieser Typ gefallen hatte. Wie er so im Sprühregen auf dem verschneiten Rasen stand, glaubte Lol fast, er könne an diesem geheimnisvollen Verbindungskabel geradewegs von dem Hügel zur All-Saints-Kirche und dann zum Turm der Kathedrale rutschen.
    «Ist vermutlich alles

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