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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Station.
    Vorsichtig betrat Ecki das Dach des Elisabeth-Krankenhauses. Seine Sicht wurde durch die großen Parabolschirme der Antennenanlage verdeckt, die auf dem Klinikdach installiert war. Schritt für Schritt wagte Ecki sich vor. Er musste aufpassen, dass er mit seinen Schuhen nicht in den Leitungen der Blitzableiter hängen blieb.
    Da stand Frank. Schwarze Jeans, die schwere Lederjacke offen. Durch seine Haare wehte ein kräftiger Wind. Wie dünn er aussah, dachte Ecki. Trotz Sonnenschein war es kalt auf dem Dach.
    Frank hatte Ecki den Rücken zugewandt. Mit hängenden Schultern stand er da und starrte unverwandt auf einen Punkt irgendwo in der Ferne.
    Ecki folgte mit den Augen Franks Blickrichtung. Am Horizont konnte er die mächtigen Dampfschwaden der Kohlekraftwerke sehen.
    Davor musste der Braunkohletagebau liegen. Eine weite Landschaft, dachte Ecki unwillkürlich. So friedlich und so grün.
    Frank bewegte sich nicht. Steif wie eine Statue stand er am Rande des Abgrunds und starrte unentwegt in die brettebene Landschaft. Wie sollte er seinen Freund ansprechen? Was sollte er ihm sagen? Wie konnte er ihn von der Dachkante wegholen? Ecki sah sich um. Außer ihm und Frank war das Dach leer.
    Ecki wurde für einen winzigen Moment schwarz vor Augen. Er hatte vergessen, dass er nicht schwindelfrei war. Wie, um alles in der Welt, sollte er seinen Freund vom Rand wegbringen können? Er hatte das Gefühl, dass er selbst keinen Millimeter mehr weitergehen könnte. Eckis Brust zog sich zusammen. Er hatte Angst. Mit einer Hand tastete er nach Halt. Er ruderte mit einem Arm so lange durch die Luft, bis er das kalte Metall des Schaltgehäuses spürte, auf das die Antennenanlage montiert war und das ihm ein Gefühl von Sicherheit gab.
    Ecki schloss die Augen und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Jetzt nicht schwach werden. Er war gekommen, um seinen Freund zu retten. Und er würde ihn retten. Ruhig, Ecki, ganz ruhig. Ecki schloss wieder die Augen. In seinem Kopf lief ein merkwürdiger Film ab. Seine Kinder standen auf einer Wiese neben einem Pony und winkten ihm. Er wollte schon einen Schritt nach vorn gehen, hielt aber panikartig inne. Nicht bewegen. Nur nicht bewegen jetzt.
    »Bleib stehen. Ich weiß, dass du da bist.«
    Erst verstand Ecki nicht, dass jemand ihn angesprochen hatte. Dann öffnete er die Augen. Es musste Frank gewesen sein. Sein Freund stand immer noch mit dem Rücken zu ihm am Abgrund und hatte jetzt den rechten Fuß auf die Dachkante gesetzt. Frank musste gespürt haben, dass er nicht mehr allein war. Oder er hatte ein Geräusch gehört.
    »Ich habe gesehen, wie du losgelaufen bist.«
    »Frank!«
    »Bleib stehen. Keinen Schritt. Bleib wo du bist.« Frank sah weiter in die Ferne. Seine Stimme klang scharf und bestimmend.
    Ecki hatte sich keinen Zentimeter bewegt.
    »Lass mich alleine. Ich will dich nicht sehen. Geh wieder runter. Fahr nach Hause, Marion und die Kinder warten auf dich.«
    »Frank.«
    »Verschwinde. Bitte.«
    »Nein. Ich bleibe.«
    »Willst du zusehen, wie ich springe?«
    »Frank, bitte, komm da weg.«
    »Nein. Es gefällt mir hier. Die Aussicht ist so schön.«
    »Mach jetzt keine Scherze, Frank. Ich habe Angst um dich.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Du musst dich nicht um mich kümmern. Niemand muss sich mehr um mich kümmern.«
    »Was heißt das?«
    »Hast du doch gehört.«
    »Frank.«
    »Hör auf mit deiner Psychologen-Scheiße. Das zieht nicht. Hast du vergessen, dass wir die gleiche Ausbildung hinter uns haben? Deeskalieren. Vertrauen aufbauen. Scheiße, Ecki, nein. Das zieht bei mir nicht. Ich weiß, was du willst. Aber ich habe mich entschlossen. Ich komme nicht zurück. Es gibt kein Zurück.«
    Ecki wurde wütend. Ihm war schlecht vor Angst. Sein bester Freund war dabei, in die Tiefe zu springen. Dass war einfach zu viel fìir ihn.
    »Dann spring doch endlich, du Arsch. Mach’s nicht so spannend. Ich habe keine Lust mehr, hier oben zu stehen und mir einen abzufrieren. Na, los. Mach’s kurz.«
    Schweigen.
    Auch Ecki schwieg. Was hätte er noch sagen sollen? Im Gegenteil. Er hatte Angst, schon zuviel gesagt zu haben. Er hätte besser den Mund gehalten.
    Da! Ecki blieb fast das Herz stehen. Frank hatte eine winzige Bewegung gemacht. Es schien, als sei er noch näher an den Rand des Daches getreten. Nun stand er wieder steif wie ein Denkmal da. Frank hatte immer noch seine Hände in den Jeanstaschen, und der Wind strich immer noch durch seine Locken.
    Das Schweigen dehnte sich

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