MK Boeckelberg
Mal, und ich werde es immer wieder sagen: Ich bin davon überzeugt, dass Sie Ihre Freundin auf dem Gewissen haben. Sie haben Sabrina Genenger getötet! Und Sie haben mit dem Tod der kleinen Kinder zu tun. Gestehen Sie endlich! Sie kommen aus der Nummer nicht mehr raus. Da hilft Ihnen Ihr politisches Taktieren einen Dreck. Sie haben keine Freunde mehr. Im Gegenteil. Sie verstricken sich immer tiefer in Ihr Lügengebäude. Seien Sie endlich der Mann, der Sie zu sein vorgeben! Zeigen Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben Charakter! Stehen Sie zu dem, was Sie getan haben.« Erschöpft sank Frank auf seinen Stuhl zurück.
Hünner war während Franks Gefühlsausbruch völlig ruhig geblieben. So, als ginge ihn das Ganze nichts an; so, als sei er gar nicht gemeint.
Auch Ecki hatte die Geduld verloren. »Mann, Hünner, reden Sie endlich. Erleichtern Sie Ihr Gewissen. Sie haben jetzt die Chance dazu. Sie werden sehen, es wird Ihnen danach besser gehen. Das weiß ich. Wenn die Wahrheit ans Licht gekommen ist, werden Sie wie befreit sein. Ihre Schuld erdrückt Sie, Hünner. Sie sind nicht so stark. Das halten Sie nicht aus. Die Beweise gegen Sie werden wir bald in Händen haben. Dann ist es sowieso aus.«
Hünner reagierte nicht.
»Wollen Sie einen Kaffee?«, fragte Frank unvermittelt.
Hünners Schweigen lag wie ein dicker Filz im Raum.
Ecki stand auf und verließ den Raum. Kurz darauf kam er mit drei Bechern Kaffee zurück. Einen stellte er vor Hünner. »Milch und Zucker?«
Ohne seinen Blick von dem imaginären Punkt im Raum abzuwenden, griff Hünner nach dem Becher und trank vorsichtig schlürfend. Dann hielt er den Becher mit beiden Händen umklammert, als sei ihm kalt.
»Nun? Haben Sie sich zu einer Aussage entschlossen?« Frank trank einen Schluck. Der Kaffee schmeckte stark und bitter.
»Sie glauben mir ja doch nicht. Ich bin unschuldig. Ich bin nicht Täter, ich bin Opfer. Ich klage Sie an. Sie sehen ja, wohin mich Ihre Ermittlungen gebracht haben.« Hünners Stimme klang müde und brüchig.
»Reden Sie ruhig weiter.«
»Ich will nach Hause. Ich will nur noch meine Ruhe.«
»Für Sie gibt es keine Ruhe mehr.« Frank schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Löffel klirrten in den Bechern. Ecki zuckte zusammen, aber Hünner rührte sich auch jetzt nicht.
* * *
»Es hat keinen Zweck, aus Hünner werden wir nichts herausbekommen. Der ist stur wie ein Ziegenbock. Der wird eher eingehen als uns die Wahrheit zu sagen.« Ecki seufzte und bestellte ein neues Bier.
Fast zwei Stunden hatten sie auf Hünner eingeredet. Aber der gefeuerte Spitzenkandidat der KFM hatte immer nur geschwiegen, den Kopf geschüttelt, seine Unschuld beteuert und Mösges beschuldigt. Schließlich hatten sie die Vernehmung erneut ergebnislos abgebrochen.
Anschließend hatten sie im großen Lageraum neben der Leitstelle mit der MK und Staatsanwalt Ralf Böllmann zusammengesessen und nach neuen Ermittlungsansätzen gesucht. Sie hatten auch in Erwägung gezogen, die Briten stärker einzubeziehen. Vielleicht hatten die Ermittler der Militärbehörden noch eine Idee, die sie weiterbringen könnte. Den Ansatz hatten sie dann wieder verworfen. Die Briten hatten genug mit sich selbst zu tun.
Für kurze Zeit war wieder die Fanszene ins Blickfeld geraten. Aber auch da machte ihnen Schalke wenig Hoffnung auf neue Erkenntnisse. Es gab, neben den »üblichen« Vorkommnissen in der Hooligan-Szene keine noch so vagen Hinweise auf mögliche Zusammenhänge mit den beiden toten Kindern. Das sei wie das berühmte Suchen nach der Nadel im Heuhaufen, hatte Schalke gemeint, wenn man allein von 50.000 Fans ausging, die zu jedem Heimspiel kamen. So gesehen konnte jeder der Fans als Täter in Frage kommen, genauso gut auch keiner von ihnen.
Kinderhändler war das nächste Stichwort. Die grenzübergreifenden Ermittlungen waren bisher absolut negativ verlaufen, berichtete Bean.
Heinz-Jürgen Schrievers hatte dann Viola Kaumanns ins Gespräch gebracht. Bei dem Namen war es Frank schlagartig heiß geworden. Viola. Sie hatte er fast vergessen. Aber eben nur fast. In den vergangenen Tagen hatte er sich oft gefragt, was zwischen ihnen in der Nacht passiert war, wo sie nun war und was sie dachte. Er hatte in seinem Badezimmer immer noch ihren Lippenstift auf dem Spiegel.
Viola Kaumanns hatte Ecki eine Mail geschickt, in der sie ihre Eindrücke zusammengefasst hatte. Dabei hatte sie ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie mehr oder weniger nur aus dem Bauch
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