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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Er wollte mit eigenen Augen sehen, wie dieser Mensch zugrunde ging. Das war spannender als jeder Bericht in der Zeitung. Das war das pure Leben. Deshalb war er hier, um einen der seltenen Momente in seinem Leben auszukosten, in denen er seine wirkliche Macht spüren konnte. Um nichts in der Welt hätte er sich dieses letzte Zusammentreffen nehmen lassen. Hünner war am Ende. Und dieser Anblick verschaffte ihm, Feusters, mehr als Genugtuung.
    »Hören Sie, Feusters?« Hünners Stimme klang nun weinerlich.
    »Es tut mir leid. Ich kann nichts mehr für Sie tun.« Feusters Stimme schnitt leise und doch tief durch den Raum.
    »Sie müssen zu mir halten. Sie dürfen nicht gehen. Strengen Sie sich an, Ihnen wird etwas einfallen. Ihnen muss etwas einfallen.«
    Hünner bettelte tatsächlich. Er hielt Feusters das Glas hin. Widerlich. Dieser Mensch ist einfach nur widerlich, dachte Dirk Feusters und lehnte sich lächelnd in seinem Sessel zurück. »Nein, danke, ich trinke nicht während der Arbeit.«
    »Sollten Sie aber. Dieses herrliche Wasser aus Schottland schärft den Blick auf die wesentlichen Dinge dieser Welt.«
    »Das glaube ich nicht.« Feusters lächelte noch immer.
    Hünner sprang auf. »Ach was, Sie haben keine Ahnung. Sie sind ein Nichts, Feusters.«
    Der scheint schon betrunken zu sein, dachte Feusters.
    Hünner machte eine ausladende Handbewegung. »Das ist mein Reich, das habe ich mit meinen eigenen Händen erschaffen. Und was haben Sie erreicht, Sie Niete?« Er trank jetzt mit hastigen Schlucken.
    Feusters lächelte bloß und schwieg.
    Daniel C. Hünner, ehemals strahlende Hoffnung der KFM, ging zu seinem Bürofenster und zeigte hinaus.
    »Kommen Sie, Feusters, und sehen Sie hinaus. Kommen Sie ruhig.«
    Feusters blieb sitzen. Er erlebte gerade ganz großes Kino.
    »Sehen Sie das Stadion, da? Das ist keine geduckt hockende Spinne! Sehen Sie diesen Tempel für die Fußballgötter? Ist er nicht erhaben? Ich habe ihn erschaffen, diesen Olymp, diesen heiligen Ort, zu dem die Menschen pilgern. Meine Leute haben ihn gebaut, nach meinen Plänen. Und da kommen Sie und behaupten, nichts mehr für mich tun zu können! Sie sind, verdammt noch mal, eine Hure, die ich dafür bezahle, dass sie für mich arbeitet. Ich kann Ihnen befehlen, für mich tätig zu werden. Los, Feusters zeigen Sie, dass Sie zum Dienen geboren sind! Arbeiten Sie endlich eine Strategie für mich aus, die mir hilft. Ich befehle es Ihnen. Oder wollen Sie mein Geld nicht?«
    Feusters war fasziniert. Dieser Mann war völlig irre. Feusters konnte seinen Blick nicht von Hünner wenden, der jetzt versunken am Fenster stand, ein moderner Nero, der nur auf die zündende Idee wartete, um sein Imperium mit in den Wahnsinn zu reißen.
    Der Berater räusperte sich. »Ich würde jetzt gerne gehen. Wie gesagt, es tut mir leid, aber Ihre Zeit ist abgelaufen, Hünner.«
    Hünner fuhr herum. So unvermittelt, dass Feusters unwillkürlich zusammenschrak. »Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden? Bringen Sie mir gefälligst den notwendigen Respekt entgegen!« Seine Stimmung schlug urplötzlich um. »Helfen Sie mir. Bitte.«
    Genau das war es, was Feusters hatte sehen und hören wollen. Mal sehen, was dieser Irre noch so alles veranstalten würde. Er sah auf seine Armbanduhr. Eine halbe Stunde hatte er noch. »Was soll ich Ihrer Meinung nach denn tun?« Dirk Feusters lehnte sich entspannt zurück.
    »Gut, sehr gut.« Hünners Stimme nahm einen vertraulichen Ton an. Er kam zur Sitzgruppe zurück und setzte sich.
    Wehe, er legt seine Hand auf mein Knie, dachte Feusters. »Was ist gut?« Seine Stimme klang wieder so leise wie vorhin schon.
    »Dass wir jetzt wieder zusammenarbeiten.« Hünner sah sich um. Die Whiskyflasche stand auf seinem Schreibtisch. Zu weit weg, dachte er und blieb sitzen.
    »Es gibt für Sie nichts mehr zu tun, um ehrlich zu sein.« Feusters lächelte kalt. »Ihre Partei hat Sie verstoßen. Die Polizei ist hinter Ihnen her. Sie sind am Ende, Herr Hünner. Da hilft nur die Flucht nach vorne.«
    »Das klingt gut, Feusters. Sehr gut. Nur weiter.«
    »Gehen Sie in die Offensive. Greifen Sie an. Gründen Sie eine eigene Partei. Werben Sie weiter um das Vertrauen der Wähler. Aber diesmal auf eigene Rechnung. Sie sind doch so etwas wie eine Marke. Ihr Gesicht steht für Aufrichtigkeit, Mut und Entschlossenheit. Das müssen Sie nutzen.«
    »Genau, Sie haben Recht. Am Ende wählen die Menschen mich und nicht eine Partei. Sie sind genial, Feusters. Ich wusste

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