MK Boeckelberg
etwas hineingeraten, das weit größer ist, als Sie sich das vorstellen können. Es gibt Menschen in Deutschland, die viel Macht haben. Und viel Geld. Die skrupellos sind, denen ein Menschenleben nichts bedeutet. Diese Männer kontrollieren große Teile der Wirtschaft. Wer ihnen nicht gehorcht, kann in diesem Land keine Geschäfte mehr machen. Ich bin durch Zufall an sie geraten. Ich habe mein Leben lang nur Geschäfte machen wollen. Ich wollte Macht und Geld. Ja. Ich wollte meinem Vater beweisen, dass ich zu etwas tauge. Dass ich ein echter Hünner bin. Ich wollte dafür jeden Preis zahlen. Und diese Männer haben mir viel versprochen, viel Geld und viel Macht. Ich habe damals nicht lange gezögert. Ich hatte nur das Ziel vor Augen, endlich aus dem Schatten meines Vaters treten zu können. Ja, ich habe mich freikaufen wollen. Ich wollte frei sein, endlich nicht mehr Angst vor ihm haben zu müssen. Dabei war es eine einfache Sache. Ich habe nur die Adresse des Mädchens weitergegeben. Ich habe nicht gewusst, was mit ihr passieren sollte. Es hat mich auch nicht interessiert. Ich habe gedacht, dass sie ein bisschen Spaß mit ihr haben wollten. Vielleicht ein paar Fotos machen. Mehr aber nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie Carina verschwinden lassen würden. Das habe ich nicht wirklich wissen können.«
»Hören Sie jetzt nicht auf, Hünner. Reden Sie weiter.« Frank drehte das Mikrofon in Hünners Richtung.
»Sie haben später Kontakt mit mir aufgenommen und mir gesagt, dass ich gute Arbeit geleistet hätte. Dabei hatte ich doch nur die Adresse weitergegeben. Sie haben mir dann Geld gegeben. Viel Geld. Von Hefter habe ich da noch nichts gewusst. Ich habe erst viel später von Hefter gehört, dass Carina am Mahnmal verscharrt worden ist. Ich habe das Geld damals nicht annehmen wollen. Aber die Männer haben bloß gelacht und gemeint, ich solle nicht so töricht sein. Und das dort, wo das Geld herkommt, noch viel mehr zu holen sei. Ich wollte aber Carina vergessen. Deshalb habe ich sie in meinen Gedanken auch nur noch Hanna genannt. Damit ich überhaupt mit meiner Schuld leben konnte. Ja, ich habe Schuld empfunden. Ich bin kein Monster, Herr Kommissar. Ich habe jahrelang mit dem Bild der fröhlichen Carina im Kopf leben müssen. Oft habe ich nur funktioniert, im Alltag. Niemand sollte mir anmerken, was passiert war.«
»Und weiter? Was weiter?«
»Lange Zeit war Ruhe. Ich war schon froh, dass ich halbwegs leben konnte. Aber dann waren diese Männer wieder da. Sie haben mich aufgefordert, weiter Adressen zu liefern. Dabei war es ihnen egal, ob von einem Jungen oder einem Mädchen. Aus Mönchengladbach sollten sie sein, oder aus dem Kreis Viersen, oder aus der Gegend von Heinsberg. Egal, Hauptsache ich lieferte. Aber ich habe das nicht gewollt. Ich habe ihnen widerstehen können. Soweit, jedenfalls.«
»Was heißt das?«
»Sie haben sich ihre Kinder von anderswoher besorgt. Das habe ich von Hefter erfahren. Viel, viel später. Sie haben dann andere Dinge von mir verlangt. Immer wieder haben sie sich gemeldet. Sie haben mir keine Ruhe gelassen. Vor gut dreieinhalb Jahren haben sie dann ganz konkrete Forderungen gestellt. Damals war abzusehen, dass ich das Stadion bauen würde. Ich sollte ihnen dann Fotos liefern. Nacktfotos von Spielern.«
»Wozu?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht weil es sie anmacht, solche Bilder anzusehen. Vielleicht auch, um mit ihnen zu handeln. Vielleicht auch, um sie als Druckmittel zu benutzen.«
»Wer sind ›sie‹?«
Hünner zögerte mit den Antwort. Er sah von Frank zu Ecki und dann wieder zu Frank. »Der Fünfer Bund.«
»Wer steckt hinter diesem Namen?«
»Zum Beispiel Manager der IEA.«
Frank spürt den Zorn in sich aufsteigen. »Ihre Geschichte wird immer abenteuerlicher. IEA! Ich glaube, ich spinne.«
»Sie müssen mir ja nicht glauben. Aber so ist es.«
»Sie wollen also behaupten, die Manager des IEA-Konzerns kommen in Ihr Büro und übergeben Ihnen eine Visitenkarte mit dem Aufdruck ›Der Fünfer Bund‹, Geheimzirkel. Geschäfte aller Art. Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Hünner. Diese Geschichte nimmt Ihnen kein Richter ab.«
»Sie stimmt aber.«
»Welches Interesse soll denn dahinterstecken? Mal angenommen, Ihre Geschichte stimmt? Na?«
»Macht und nochmals Macht.«
»Was heißt das, Hünner? Mit diesem Satz kann ich nichts anfangen.«
»Ich bin sicher, dass die IEA den Verein diskreditieren will. Sie will ihn gesellschaftlich, bei den Fans,
Weitere Kostenlose Bücher