MK Boeckelberg
Fotografen.« Heinz-Jürgen Schrievers genoss seine Kunstpause, die er zudem nutzte, um in seinen Hosentaschen nach einem Schokoriegel zu suchen.
»Bitte!«
»Nicht so ungeduldig, Frank. Ich bin ganz bei euch. Also, dieser Fotograf heißt George Mouton. Er lebt zwar in der Normandie, aber Mouton ist nur sein Künstlername. In Wahrheit heißt er Collin Rankin.«
»Wow.« Die beiden Ermittler waren sprachlos.
»Da staunt ihr, was? Der alte Schrievers ist gar nicht so blöd, wie ihr jetzt ausseht.« Schrievers mächtiger Bauch bebte wie Wackelpudding, als der Archivar zufrieden kicherte. »Collin Rankin aus Staiths. Das muss irgendwo an der englischen Ostküste sein.«
»Woher weißt du das?«
»Das war ganz einfach. Ich habe nur Eins und Eins zusammengezählt. Als ihr von einem mysteriösen Fotografen aus Frankreich erzählt habt, den diese Sabrina angeblich schon mehrfach besucht hat, bin ich in ihre Wohnung gefahren. Denn auf den Wohnungsfotos sind doch die großen Fotografien zu sehen. Dann habe ich die Signatur der Bilder überprüft und bin damit zu dem Kunsthändler an der Wallstraße gefahren. Der ist zwar auf Öl spezialisiert, kennt aber einen Kollegen, der nur mit Fotos handelt. Und der hat mir dann den Namen bestätigt, sogar eine Adresse geliefert.«
»Prima.«
»Hätte jeder von euch drauf kommen können.« Heinz-Jürgen Schrievers klang bescheiden. Allerdings traf der nächste, zuckersüß gesprochene Satz die beiden Ermittler um so schärfer. »Wenn er denn clever genug gewesen wäre. Das ist klassische Ermittlung, erstes Semester.«
»Schon gut, wir haben es ja verstanden.«
»Aber das ist noch nicht alles, liebe Freunde.« Schrievers Grinsen wurde noch breiter.
»Jaaaa.«
»Ich habe die französischen Kollegen, die während der WM hier sein werden, gefragt, ob sie mir nicht mal auf ihrem petiten französischen Dienstweg ein paar Informationen über diesen ›Missjö Fotografen‹ schicken können. Dabei ist dann heute morgen dieses Fax herausgekommen.« Schrievers zeigte auf seinen Schreibtisch. »Dieser Collin Rankin hat vor einiger Zeit sein Atelier an der französischen Küste aufgegeben und ist nach Staiths zurück.«
»Prima. Und jetzt?« Frank war voller Ungeduld.
»Keine Sorge. Ich habe auch seine Adresse. Von meinem Bekannten bei Scotland Yard.«
»Heinz-Jürgen, du bist ein echter Held. Ich schlage vor, dass wir eine Kopie deines Schreibens an die britischen Ermittler im HQ weitergeben. Die sollten, so will es Böllmann, auch informiert werden. Außerdem haben die Kollegen da auch sicher ihre Möglichkeiten. Mal sehen, wer von denen schneller ist. Kann ja nicht schaden, den britischen Sportsgeist zu aktivieren.«
»Kein Problem, ich kümmere mich gleich drum.« Heinz-Jürgen Schrievers Wangen glühten.
»Wie bist du eigentlich auf den Galeristen auf der Wallstraße gekommen? Das interessiert mich nun doch«, fragte Ecki neugierig.
»Habe ich euch das nicht erzählt? Ich bin doch schon seit einigen Wochen immer wieder mal auf den Dachböden meiner Verwandtschaft unterwegs. Da liegt jede Menge alter Plunder rum, der auch noch wertvoll ist. Letztens bin ich sogar auf dem Dachboden eines entfernten Onkels in Breyell auf eine original alte Kiepe aus Weidengeflecht gestoßen, mit denen die Krämer früher über Land gezogen sind. Na ja, das ist eine ganz eigene Geschichte. Jedenfalls bin ich immer wieder auf alte Ölbilder gestoßen. Und da habe ich natürlich wissen wollen, ob sie noch etwas wert sind. Und so bin ich an den Galeristen geraten.«
»Und? Bist du schon reich? Welchen van Gogh hast du schon gefunden?«, frotzelte Frank freundschaftlich.
»Wär’s mal so. Nix mit van Gogh. Alles Massenware nach dem Geschmack der damaligen Zeit. Trödel. Aber schöner Trödel. Das eine Bild hängt ja hier. Ich lasse gerade noch zwei andere reinigen. Eins davon, eine Art Kreidebild, Pastell, Schloss Liedberg, mit großem Eichenrahmen, das passt auch noch in mein Büro.«
»Pass nur auf, dass du dein Archiv nicht noch zum Museum machst. Dann stehen die Besucher demnächst noch Schlange hier.«
»Dann nehme ich Eintritt und setze mich zur Ruhe.«
* * *
Nichts war passiert! Dabei hatte er ihnen den besten Film geliefert, denn sie je gesehen hatten. Kein Zeitungsbericht, kein Interview im Radio. Sie hatten ihn enttäuscht. Er hatte sich schon die Schlagzeilen ausgemalt: »Frau geschlachtet, Täter drehte Horrorvideo«. Aber die Medien hatten ihn ignoriert. Schlimmer noch war aber,
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