MK Boeckelberg
mitnehmen. Danach hat sie sich aber wie immer mit einem Kuss von mir verabschiedet". Aber Carina kam von der Schule nicht zurück. Die Mutter sucht zunächst in der Nachbarschaft und fragt bei Klassenkameraden nach. Aber niemand weiß, wo Carina sein könnte. Die Mutter wird immer verzweifelter. Am späten Abend wird Carinas Fahrrad nicht weit von der Schulstraße, auf dem Friedhof in einem Gebüsch, gefunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel, erklärt KHK Bernd Einert: „Carina besucht erst seit diesem Schuljahr die Haupt- und Realschule. Sie ist mit ihrer Mutter erst vor wenigen Wochen aus dem Rheinland nach Jever gezogen. Trotzdem hat sich das fröhliche Mädchen schnell in ihrer neuen Umgebung eingewöhnt. Derzeit lassen wir ihr Fahrrad auf Spuren untersuchen".
Mitschüler haben inzwischen an der Fundstelle von Carinas Mountainbike Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Auf Zetteln stehen Sätze wie »Komm zurück, Carina« und »Wir denken an dich«.
Auch Carinas Lehrer, Ortwin Peters, steht vor einem Rätsel: „Carina hat zu keinem Zeitpunkt den Eindruck vermittelt, dass sie sich nicht wohl fühlt oder unter Druck steht. Im Gegenteil, wir hatten eher das Gefühl, eine gute Schülerin in unsere Schule aufgenommen zu haben.
Vermutungen, dass es im Zusammenhang mit Carinas Verschwinden Spuren zurück ins Rheinland gibt, wollte KHK Einert nicht bestätigen: „Nach unseren bisherigen Ermittlungen gibt es dazu keine Erkenntnisse. Aber wir werden das Umfeld der Familie weiter überprüfen. Carinas Vater ist seit mehreren Wochen für eine Mönchengladbacher Textilmaschinenfirma auf Montage in Indien." Um auch in Jever weiterzukommen, werde heute mit einer Hundertschaft das Gelände um Carinas Schule noch einmal gründlich abgesucht, so Einert: „Wir wollen auch nicht den kleinsten Hinweis übergehen." Die Polizei fragt: „Wer hat im Bereich Ziegelhofstraße, Bahnhofstraße, Schulstraße, Bachstraße, Witmunder Straße gesehen, dass die kleine Carina in ein Auto gestiegen ist oder sogar mit Gewalt in einen Wagen gezerrt wurde? Wer hat verdächtige Situationen beobachtet? Wer kann etwas zum Verbleib ihres bunten Tornisters sagen?" Hinweise, auf Wunsch auch vertraulich, nimmt die Polizeiinspektion Friesland, Ziegelhofstraße 34, entgegen.
Carsten Vogt
Ecki blätterte weiter. Der Tenor der Artikel blieb gleich. Auf den Fotos wurde entweder die verzweifelt weinende Mutter gezeigt oder der Fundort des Fahrrads, der, vollgestellt mit Kerzen und abgelegten Plüschtieren, von Artikel zu Artikel immer mehr wie eine Gedenkstätte aussah.
Obwohl er die aktuellen Zahlen der zum Teil schon seit mehreren Jahren verschwundenen Kinder kannte, stellte er sich auch diesmal wieder die Frage: Wie konnte nur, um alles in der Welt, ein Kind, ein Mädchen, spurlos verschwinden? Einfach so? Das muss der reinste Horror gewesen sein, für die Mutter. Kaum umgezogen in eine fremde Stadt, getrennt von ihrem Mann, dann das Kind spurlos verschwunden. Kein Wunder, dass die Frau in der Psychiatrie gelandet war.
Ecki griff zum Telefon. »Schalke? Kannst du mal für mich rausfinden, wo Carina Cloerkes Mutter heute lebt? Ich habe von Schrievers ein paar Artikel zu einer Carina Cloerkes bekommen. Sie soll das Mädchen vom Bökelberg sein. Lass dir die Texte von Schrievers ausdrucken. Wir müssen herausfinden, wo die Mutter lebt. Sie ist, wenn das stimmt, in einer Geschlosssenen untergebracht. Wir müssen wissen, ob es noch irgendwo irgendwelche Dinge gibt, die dem Mädchen gehören. Damit wir einen DNA-Vergleich machen können. Im Augenblick haben wir nur die Aussage einer Frau aus Jever, die auf unserem Fotomaterial von dem rekonstruierten Kopf eine Carina erkannt haben will. Bei der Gelegenheit kannst du auch noch mal bei den Briten nachfragen, ob es Neues gibt. Nein, keine Angst, viele Briten im HQ sprechen Deutsch.«
Ecki legte auf. Sie mussten die Chance haben, Carina eindeutig identifizieren zu können. Wenn es sich bei dem Skelett wirklich um das Mädchen aus Schaag handelte. Schaag, Nettetal, Mönchengladbach: Die Orte lagen nahe beieinander. Vielleicht rückten auch so die Fälle näher.
Zumal in dem ganzen Gebiet immer noch tausende Briten lebten.
Er rieb sich die Hände. Er spürte, dass er auf dem richtigen Weg war. Er würde den Fall lösen, auch ohne Frank. Er würde Frank nicht anrufen.
Ecki musste an seine Kinder denken, an die Freude, mit denen sie derzeit zu Hause saßen und unermüdlich aus allen möglichen
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