MK Boeckelberg
dass der PR-Berater mit keinem Wort erwähnt hatte, wie er ihm bei den Problemen im Zusammenhang mit dem IEA-Projekt konkret helfen wollte. Insgesamt war er jedoch zufrieden. Feusters war ein Mann der überlegten Tat. Jedenfalls hatte sich der Eindruck bestätigt, den ihm seine Fraktionskollegen geschildert hatten. Ihnen war Feusters gleich von mehreren Förderern der KFM empfohlen worden. Zunächst hatte Hünner auf die Hilfe eines Beraters verzichten wollen. Er brauche keinen Einflüsterer, hatte er argumentiert. Nun war er froh, nicht mehr alleine dazustehen.
Bis seine Sekretärin Rauhs Besuch ankündigte, hatte er mehrfach einige Stichworte zu dem bevorstehenden Gespräch auf einen Bogen Papier geschrieben, sie aber gleich wieder durchgestrichen. Er würde sich besser von seinem Gefühl leiten lassen. Er hatte Alexander Rauh längst im Griff, denn der Abwehrspieler hatte den Scheck eingelöst. Für Hünner war damit der wichtigste Schritt bereits getan. Alles weitere würde sich zeigen. Hünner war optimistisch. Mehr noch, er war sich seiner Sache sicher.
Hünner war jedes Mal aufs neue erstaunt, wie groß Alexander Rauh in Wirklichkeit war. Auf Fotos wirkte der Abwehrspieler kleiner.
Gleich bei der Begrüßung hatte er seinen Arm auf Rauhs Rücken gelegt und ihn zu der Sitzgruppe geführt, auf der er zuvor mit seinem Berater gesessen hatte. Die Geste sollte freundschaftlich wirken. Gleichzeitig demonstrierte sie unmissverständlich, dass er die Richtung vorgab.
Zunächst sprachen sie über die jüngsten Entwicklungen und Gerüchte in der Bundesliga. Dann ging es um die bevorstehende WM und darum, wer schon in der Vorrunde rausfliegen würde. Hünner war sicher, dass die deutsche Mannschaft nicht einmal das Achtelfinale überstehen werde.
»Da bin ich nicht ganz so sicher.« Alexander Rauh griff nach dem Glas Apfelschorle, das ihm serviert worden war. »Klinsi macht gute Arbeit. Das sehen die Leute nur noch nicht. Was ich so aus Kollegenkreisen höre, macht mich zuversichtlich.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.« Hünner war völlig anderer Meinung. Dieser Möchtegerntrainer konnte doch nicht einfach in den USA wohnen bleiben wollen. Wo gab es das, dass ein deutscher Trainer nicht nahe bei seiner Mannschaft bleiben wollte? Und dass er Kahn auf die Ersatzbank geschickt hatte, wollte Hünner immer noch nicht glauben. Nein, Klinsmann war für den deutschen Fußball eine Gefahr.
»Sie werden sehen. Klinsmann bringt die Mannschaft mindestens bis ins Halbfinale. Vielleicht sogar bis ins Endspiel.«
Dieser Rauh spinnt, dachte Hünner, aber er wollte sich mit dem Fußballer nicht streiten. »Wie auch immer. Ich bin froh, dass du da bist. Was kann ich für dich tun? Ich habe gesehen, dass du den Scheck eingelöst hast. Schön, schön.«
Alexander wollte Hünner nicht auf die Nase binden, wofür er das Geld ausgeben wollte, deshalb beließ er es bei einem »Ja, herzlichen Dank.«
»Wie lange hast du noch Vertrag?«
»Bis Ende der Saison. Mit der Option zu verlängern.«
»Und? Weißt du schon was du tun wirst?«
»Noch nicht endgültig. Ich will noch mit meinem Berater sprechen, bevor ich mich entscheide.«
»Gut, gut.« Hünner nickte. »Das trifft sich gut.«
»Wie meinen Sie das?«
Daniel C. Hünner zögerte nicht lange mit seiner Antwort. Er hatte eine Entscheidung getroffen. »Du kannst schon jetzt für mich arbeiten. Obwohl du noch Vertrag hast. Das heißt, besser gesagt, weil du noch unter Vertrag stehst. Natürlich gegen Honorar.«
»Was heißt das? Ich denke, ich soll nach meiner aktiven Zeit Repräsentant werden? Wie soll das vorher gehen? Ich habe feste Trainingszeiten.«
Hünner beugte sich vor und senkte seine Stimme. »Keine Angst, du sollst gar nichts nebenbei machen. Genau genommen kannst du im Moment meine Interessen am besten auf dem Platz vertreten. Mit wenig Aufwand sogar. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich verstehe kein Wort.« Alexander Rauh merkte, wie sein Blut aus seinen Armen und Beinen wich. Was wollte Hünner von ihm? Rauh hatte das Gefühl, an seinem Sitz festzukleben. Ihm gegenüber saß kein Unternehmer, sondern eine Spinne, die längst ihr gefährliches Netz um ihn gewoben hatte. Das Gespräch machte ihm Angst.
Alexander Rauh war nach dem Training gekommen, um Hünner zuzusagen und seine künftigen Aufgaben zu besprechen. Stattdessen beschlich ihn nun eine Ahnung, die seine schlimmsten Fantasien beflügelte.
»Du musst auch nichts verstehen. Du musst nur das tun, was
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