Mobbing
prescht hier der Arbeitgeber vor. Eine Versetzung kann zu einem glücklicheren Neuanfang führen, sie muss es aber nicht. Wenn die neue Abteilung dem Versetzten gegenüber skeptisch und zurückhaltend ist, setzt sich der Mobbingprozess womöglich weiter fort. Entsprechend groß ist die Angst von Betroffenen, vom Regen in die Traufe zu kommen.
Häufig kommt es zu Abmahnungen und Kündigungsandrohungen. Da Kündigungen lange Arbeitsgerichtsprozesse nach sich ziehen können, einigt man sich oft auf einen Auflösungsvertrag. Vorübergehende Arbeitslosigkeit ist häufig die Folge. Zu den ursprünglichen Mobbinghandlungen kommen also im Verlauf meist noch arbeitsrechtliche Auswirkungen hinzu.
Wie die Familie und das private Umfeld leiden
Mit der Zeit wird der berufliche Konflikt zunehmend ins Privatleben hineingetragen und dominiert dieses. Das Familienleben leidet und die Freizeitaktivitäten werden reduziert:
Zunächst stehen einem Angehörige und Freunde noch zur Seite. Irgendwann möchten sie über die belastenden Ereignisse aber auch nichts mehr hören. Wenn der Betroffene ständig mit seinen Gedanken um das eine Thema kreist, wendet sich das Umfeld bald genervt ab – zumal die nahestehenden Personen oft nichts tun können, als Trost zu spenden und ein offenes Ohr zu haben.
Dadurch, dass der Betroffene leidet, ist er wahrscheinlich unausgeglichen und vielleicht gereizt oder verhält sich ungerecht. Womöglich verliert er schon bei Kleinigkeiten die Beherrschung.
Die Partnerschaft ist belastet. Die gedrückte oder gereizte Stimmung kann zu Ehestreitigkeiten führen. Der Betroffene kann sich nicht mehr zu gemeinsamen Aktivitäten in der Freizeit aufraffen.
Wenn jemand lange krankgeschrieben ist, fällt er dem Rest der Familie vielleicht zur Last. Das nagt wiederum am Selbstwertgefühl.
Die drohende Arbeitslosigkeit schränkt die Familie in ihren finanziellen Möglichkeiten ein.
Die Schilderungen der belastenden Arbeitsplatzsituation verängstigen auch die anderen Familienmitglieder und machen sie hilflos.
Die Rückzugstendenzen des Opfers führen zu allgemeiner Lustlosigkeit. Der Sportverein oder das Ehrenamt werden aufgegeben.
Das Aufsuchen von Hilfsmöglichkeiten (Ärzte, Psychologen, Juristen, Beratungsstellen) kostet Zeit und Geld.
Wie Mobbing dem Unternehmen schadet
Nicht nur das Opfer trägt Schaden davon, auch für das Unternehmen ergeben sich negative Folgen.
Sowohl der Täter als auch das Opfer müssen ständig Energie auf Angriffe beziehungsweise deren Abwehr verwenden. Es liegt auf der Hand, dass dadurch die Arbeitsleistung und Produktivität leidet.
Wegen der häufigen Krankschreibungen kommt es zu längeren Fehlzeiten, die durch Kollegen aufgefangen werden müssen. Dadurch sinkt die Qualität der Arbeit. Das belastet wiederum das Klima in der Abteilung.
Eine hohe Personalfluktuation durch Kündigungen und Versetzungen führt darüber hinaus zu instabilen Verhältnissen in einer Abteilung. Durch die häufig wechselnde Belegschaftszusammensetzung kommt es zwangsläufig zu arbeitsorganisatorischen Problemen wie z. B. ungenügender Informationsweitergabe. Qualifizierte und eingearbeitete Fachkräfte sind schwer zu ersetzen. So sinkt das Know-how in einer Abteilung.
Die schlechte Stimmung nimmt zu, und Phänomene wie „innere Kündigung“ und „Dienst nach Vorschrift“ ziehen erneute arbeitsrechtliche Schritte wie Abmahnungen und Drohungen nach sich.
Schließlich leidet auch das Image einer Firma und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit. Die Spirale dreht sich also weiter und weiter…
Die Kosten, die durch Arbeitszeitausfälle für die Unternehmen entstehen, gehen Hochrechnungen zufolge in die Milliarden. Solche Hochrechnungen sind natürlich fraglich, weil durch Mobbing direkte und indirekte Kosten verursacht werden, die schwer zu erfassen sind. Wenn Mobbing wirklich so teuer für Unternehmen wäre, dürfte ja eigentlich niemand mehr mobben. Da es trotzdem geschieht, muss es sich wohl unter dem Strich doch noch rechnen, entgegnen Kritiker.
Folgen für die Gesellschaft
Die Folgen von Mobbing beschränken sich aber nicht auf die Unternehmenswelt, sondern die ganze Solidargesellschaft bekommt die Auswirkungen zu spüren und muss sie mittragen. Neben den betrieblichen Kosten entstehen höhere Sozialversicherungs-, Renten- und Krankenkassenbeiträge aufgrund von Frühverrentungen, Dauerarbeitslosigkeit, Heilbehandlungen, Rehabilitationskuren und steigenden ambulanten Behandlungskosten. So werden indirekt
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