Mobbing
auch die öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden belastet.
Ein weiterer Aspekt ist jener der Entsolidarisierung: Durch Arbeitsverdichtung, Zeitdruck und Stellenstreichungen entsteht das schon weiter oben beschriebene Klima eines immer härteren Konkurrenzkampfes. Der angesprochene Wertewandel führt zu weniger sozialem Miteinander und abnehmender Solidarität. Auf diesem Nährboden kann Mobbing wiederum gut gedeihen, weil es als gesellschaftliche Realität einer Ellenbogengesellschaft akzeptiert wird.
Auf einen Blick: Wie Mobbing entsteht
Mobbing verläuft in Phasen: Konflikt – Mobbinghandlungen – Eskalation – Ausschluss.
Oft beruht Mobbing nicht nur auf einer einzelnen Ursache, sondern vielmehr auf einer unglücklichen Reihung von äußeren und inneren Faktoren.
Mobbing kann zu psychischen und psychosomatischen Beschwerden führen. Beispiele sind Schlafstörungen und Ängste.
Im Verlauf kann sich auch eine verminderte Belastbarkeit entwickeln, die eventuell weitere Konflikte nach sich zieht.
In der Firma kann es zu Abmahnungen, Krankschreibungen, Versetzungen und Kündigungen kommen.
Der Konflikt auf der Arbeit wird zwangsläufig ins Privatleben hineingetragen und führt dort zu zusätzlichen Belastungen.
Krankschreibungen und Versetzungen belasten die Arbeitsabläufe und das Betriebsklima.
Die Gesellschaft muss Folgekosten tragen, wie medizinische Behandlungen, Rehabilitationsbehandlungen (Kuren) sowie psychologische Therapien. Hinzu kommen Kosten für die Sozialkassen, z. B. im Fall einer Berentung.
Wie kann man sich selbst helfen?
Die gute Nachricht ist: Es gibt die unterschiedlichsten – und in der Praxis erprobten – Maßnahmen, mit denen Betroffene gegen Mobbing vorgehen können.
In diesem Kapitel lesen Sie,
wie ein Anti-Mobbing-Fahrplan aussehen kann (ab S. 61),
wie Sie den Stress besser bewältigen (ab S. 65),
was Sie beachten sollten, wenn Sie den Täter direkt konfrontieren (ab S. 73),
wie Sie vorgehen, wenn Sie den Vorgesetzten oder die Interessensvertretung einschalten (ab S. 80),
was Sie beachten sollten, wenn Sie sich psychologische und rechtliche Hilfe holen (ab S. 85).
Allgemeine Bewältigungsformen und Strategien
Es gibt drei Hauptstrategien, die man verfolgen kann, um sich gegen Mobbing zu wehren. Diese führen einzeln oder in Kombination angewandt zum Erfolg:
Grenzen setzen
Objektive Veränderung der Arbeitsplatzsituation
Persönliche Stabilisierung
Grenzen setzen durch Aussprache und Klärung
Eine wichtige Empfehlung für Mobbingopfer lautet, nicht zu lange mit einer Reaktion zu warten. Vielmehr sollte man rechtzeitig klare Grenzen aufzeigen, sich zur Wehr setzen und versuchen, klärende Gespräche zu führen. Allerdings gilt es, auch die Situation realistisch einzuschätzen, um nicht auf verlorenem Posten zu kämpfen. Die Mehrheit aller Mobbingopfer bemüht sich tatsächlich zunächst um eine Aussprache und über die Hälfte setzt sich sprachlich zur Wehr. Fast jeder Zweite fragt nach den Gründen für die Angriffe und jeder Dritte macht sogar Vorschläge zur Lösung der Konfliktsituation. Es ist also keineswegs so, dass die Opfer passiv bleiben, alles über sich ergehen lassen und völlig hilflos reagieren.
Nur etwa jeder Zehnte wehrt sich nicht. Die Gründe für solches Verhalten sind bekannt: Er oder sie schätzen ihre Situation als hoffnungslos ein, rechnen sich keine Chancen aus, werden nicht durch Dritte unterstützt und haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Einige wenige befürchten sogar verstärktes Mobbing, sollten sie Widerstand leisten. Sind die beschriebenen direkten Gegenmaßnahmen nun aber erfolgreich? Leider zumeist nicht. Es würde auch der Natur von Mobbing widersprechen, ließe sich der Konflikt „sachlich“ klären. Nur jeder Zehnte hat Erfolg mit einer direkten Konfrontation. Der Rest gibt an, dass Klärungsversuche blockiert und unterdrückt worden seien. Das bedeutet aber nicht, dass man auf diesen Versuch der Konfliktlösung verzichten sollte.
Wer sich wenig davon verspricht, den Konflikt anzusprechen, versucht es vielleicht mit Verdrängung und Ablenkung (vor allem durch Arbeit). Sofern möglich, kann man auch versuchen, dem Mobber aus dem Weg zu gehen.
Veränderung der Arbeitssituation
Als Nächstes (oder parallel zur direkten Ansprache) sollten Mobbingopfer versuchen, innerhalb ihres Betriebs Hilfe zu finden. Die wichtigsten Ansprechpartner sind in der Regel der Betriebs- oder Personalrat, danach Kollegen, die nicht am Mobbing
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