Mobbing
dafür zu geben? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?
Die Beantwortung dieser Fragen geht über eine Situationsanalyse hinaus, weil sich aus den Antworten ergibt, was Sie erreichen wollen. Vielleicht gelangen Sie durch Ihre Interpretation der Lage auch zu neuen Lösungen. Entscheidend ist, welche Veränderung Sie sich wünschen. Daraus ergeben sich nämlich Ihre Forderungen für potenzielle Konfliktgespräche.
Belege sammeln und Zeugen gewinnen
Schon zu Beginn eines Konflikts ist es empfehlenswert, alles gründlich zu dokumentieren. Damit ist nicht nur das bereits erwähnte Führen eines Tagebuches gemeint, sondern darüber hinaus die generelle Beweissicherung. Dokumentieren Sie alle eigenen Schritte und diejenigen Ihres Gegners. Sammeln Sie schriftliche Dokumente. Drucken Sie sich belastende E-Mails aus (möglichst diskret, weil es sonst als weitere Provokation gewertet würde). Suchen Sie sich eine Vertrauensperson im Betrieb und informieren Sie diese. Sie kann später Zeuge und Ratgeber sein, also wählen Sie sie gewissenhaft aus. Idealerweise erklärt sich diese Vertrauensperson auch bereit, an Konfliktgesprächen teilzunehmen. Im Idealfall haben Sie so Rückendeckung durch Ihre Interessenvertretung (Betriebsrat), durch Kollegen/innen und/oder Ihre Vorgesetzten.
Das Gespräch suchen
Nun versuchen Sie den Widersacher direkt anzusprechen. Wir unterstellen, dass es sich um eine einzelne Person handelt. Wenn es mehrere Personen sind, können Sie versuchen, nur mit dem „Rädelsführer“ zu sprechen – nie jedoch mit allenBeteiligten auf einmal. Im Idealfall besteht nur ein ungelöster Konflikt, den niemand ansprechen will, den man dann aber gemeinsam klären und auflösen kann. Dies müsste das Mobbing im Normalfall beenden. Leider funktioniert das nur in den seltensten Fällen. Meist versuchen Mobbingopfer, das Gespräch zunächst allein zu führen, erst später schalten sie zusätzliche Helfer ein. Ziel des Konfliktgesprächs sollte sein:
den Konflikt zu benennen,
die wechselseitigen Interessen zu klären,
sich Lösungen zu überlegen
und/oder sich auf einen neutralen Schlichter zu einigen, wenn man zu keiner Einigung kommt.
Hilfreiche Rahmenbedingungen
Das Gespräch sollte am Arbeitsplatz stattfinden. Der private Rahmen ist dafür ungeeignet! (Einzige Ausnahme: jahrelange Freundschaft, die aus ungeklärter Ursache abbricht.) Es kann in der Pause stattfinden oder nach Dienstschluss. Sie müssen Ihren Kontrahenten direkt ansprechen und um ein Gespräch bitten. Dies ist ohnehin ein Testballon: Wenn die Gegenseite wirklich an einer Verständigung interessiert ist, wird sie sich auch die Zeit für ein Gespräch nehmen. Wenn nicht, wird sie sich wahrscheinlich in Ausflüchte zu retten versuchen.
Das Gespräch vorbereiten
Führen Sie das Gespräch nie im Affekt, also wenn Sie gerade besonders wütend sind. Warten Sie dann lieber etwas ab.Trennen Sie Beziehungsebene (Enttäuschung und Wut auf den Kollegen) und die Sachebene (unkollegiales Zusammenarbeiten, schlechtes Arbeitsklima, unberechtigte Vorwürfe usw.). Folgende Dinge sollten Sie sich im Vorfeld des Gesprächs überlegen:
Ob Sie schon vorab einen Vorgesetzten informieren wollen, ist Ermessenssache. Geben Sie ihm dann eine allgemeine Information wie: „Ich befürchte einen Konflikt mit Herrn Maier, will ihn aber zunächst selbst ansprechen. Wenn es mir nicht gelingt, das Problem zu lösen, würde ich gerne deswegen auf Sie zukommen.“ Eine solche Information bietet den Vorteil, dass der Vorgesetzte hinterher nicht sagen kann, er habe nichts bemerkt. Sie haben den Konflikt dann aber bereits öffentlich gemacht (sofern er das nicht schon war). Vielleicht fühlt sich der Vorgesetzte jetzt selbst in der Verantwortung. Das müssen Sie gegeneinander abwägen.
Bereiten Sie konkrete Beispiele vor. Wenn die Gegenseite Sie danach fragt, können Sie nicht mit Allgemeinplätzen kommen wie „Ich fühle mich gemobbt“ oder „Mir fällt gerade kein konkretes Beispiel ein.“
Machen Sie sich das Ziel des Gesprächs klar. Sie wollen eine Konfliktlösung. Das ganze Gespräch muss darauf abzielen.
Am besten machen Sie sich vor dem Gespräch ein paar Notizen.
Beispiel: Ein möglicher Einstieg
„Ich bin im Moment unzufrieden mit unserer Zusammenarbeit und dem Klima in unserer Abteilung. In den letzten Wochen habe ich bemerkt, dass Sie mir ausweichen. Das belastet mich und ich würde es gerne in Zukunft ändern.“
Mit Widerständen umgehen
Typische Reaktionen von
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