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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Fichtenwälder flogen vorbei –, erfuhr ich endlich, was vorgefallen war. Alles hatte sie zufällig erfahren, hatte den Doktor angerufen wegen irgendeiner Untersuchung. Und dort war Alarm, alles in Auflösung, boegotovnost’ nomer odin! Die Garderobenfrau, die mir für eine Schachtel Pralinen meine Sachen ausgehändigt hatte, war bereits entlassen worden. Gračiovas war wütend. Die Gendarmenehre forderte, mich, wenn es sein musste, aus der Erde auszugraben. Hauptsache lebend! Živëm brat’! So klang auf Russisch der Festnahmebefehl für mich.
    Du bist ein richtiger Dussel, ereiferte sich Hrasilda. Er weiß doch, dass dieser Tausender schon bei dir ist. Meinst du, der wartet? Vielleicht hat er selbst Schulden.
    Wo fahren wir hin? – fragte ich beinahe gleichgültig. Ich war noch immer nicht nüchtern. Wollte nicht glauben, dass wegen einem wie mir, der das gar nicht wert war, die ganze Vilniusser Garnison alarmiert wurde.
    Nicht die ganze, Hrasilda war noch immer in Rage. – Für einen wie dich reicht ein Streifenwagen mit einem Offizier, zwei MP-Schützen, dazu Brūklys’ Adresse. Und die sind schon unterwegs. Ich hab sie überholt und bin vielleicht eine Viertelstunde früher am Ort gewesen.
    Und wo hast du die Adresse her?
    Ja, mein Lieber! – erstmals grinste die Megäre. Als ob das ein Problem wäre. Von der Kirche aus, du wirst dich erinnern, hab ich euch seinerzeit nach Hause verfolgt. Ich bin eine Detektivin, mein Junge!
    Da haben wir’s. Und ein Glück, dass sie es ist. Sonst säße ich jetzt ein, in der Kosciuška-Straße. Aber haben sie dazu ein Recht? Wo ich noch gar nicht Soldat bin?
    Sie haben alles, was sie brauchen! Ja. Die Kosciuška. Dort gibt es provisorische Arrestzellen [47] , stimmt.
    Sieh an, Hrasilda. Sie weiß rein alles. Sollte auch noch Jura studieren, Politik!
    Sie brachte mich in irgendeine vornehme Villa in Valakupiai. Ich fühlte mich wie der Held in einem Kriminalroman, wenn auch einem billigen. Darin gab es alles: Krankenhaus, Bahnhofsrestaurant, eine Wohnung in der Altstadt, Flucht in einen Vorort. Militärs und Zivilbeamte waren darin verwickelt und Frauen. Es war Nacht geworden, vor dem Fenster die schwarzen Silhouetten der Bäume, der Wind rauschte in den Wipfeln. Hrasilda telefonierte, ich wusste nicht mit wem, bekam nichts mit. Als sie zurückgekehrt war, schenkte sie sich Wein ein, mir Kognak, zog die Gardinen zu und knipste eine Nachtlampe an.
    Im nächsten Jahr, verkündete sie, werde ich hier Schlossherrin sein, kannst du dir das vorstellen? Sie war wieder gleichsam in ihrem Element. Und, wie immer man das sah, sie hatte mich gerettet. Jetzt bekam sie einen Anruf. Nein nein, erwiderte Giedriūtė ernst, nichts dergleichen, bleib, wo du bist. Ich fühl mich nicht gut, hab jetzt auch keine Zeit. Salve! So läuft das. Und es hatte doch offenbar der Boss selbst angerufen, Besitzer dieser Villa. Ich begann Hrasė noch mehr zu verehren. Und sie zu fürchten. Gleich würde ich das Geld herausrücken müssen.
    Na? Wie viel hast du schon verschleudert? Einige Hundert? Gut. Du wirst sie dennoch zurückgeben müssen. Irgendwann. Behalt jetzt den Zaster, du brauchst ihn. Und noch was: Ich werde nicht moralisieren, wie du vielleicht denkst. Tu, was du willst. Und was du für richtig hältst.
    Ich langte nach der Kognakflasche, aber da war so ein Blick, dass meine ausgestreckte Hand erstarrte.
    Hör auf zu saufen. Wir müssen überlegen, was wir jetzt mit dir machen. Steh auf. Dreh dich rum.
    Was war nun los, was hatte sie sich jetzt wieder ausgedacht? Vielleicht einen Schuss in den Hinterkopf? Dieser Furie war alles zuzutrauen!
    Raimundas hat genau deine Größe. Wiegt vielleicht nur ein bisschen mehr. Wir werden sehen.
    Dann begann sie, verschiedene Sachen aus dem Schrank zu ziehen – Hemden, Schals, Hosen, Mützen, Anzüge. Wählte das aus, was mir ihrer Meinung nach stehen müsste. Alles war neu, vielleicht nicht einmal getragen.
    Wer ist dieser Raimundas? Und was sagt er, wenn er seine Klamotten nicht findet?
    Klamotten? Mein Junge, das sind nicht irgendwelche Klamotten, hier ist alles aus Paris. Aber lassen wir das. Du kannst beruhigt sein, er wird nichts merken. Du fragst, wer er ist? Warum musst du das wissen? Aber ich kann’s auch sagen: Diplomat. Und ein ziemlich hochrangiger. Ihn werde ich heiraten, wie findest du das?
    Ich zuckte zusammen und goss mir nun schon entschlossen Kognak ein.
    Wie alt ist er, dieser Unglückliche? – erkundigte ich mich sachlich. Ich

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