Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
Vom Netzwerk:
fürchtete sie schon nicht mehr. Nur war ich nüchterner und in der Lage, meine nicht eben beneidenswerte Situation einzuschätzen. Der Aufenthalt hier, das war klar, würde sich nicht fortsetzen. Vielleicht noch diesen Tag über, aber auch das war fraglich. Man würde sehen.
    Ein Glücklicher, würde ich doch sagen. Nun lächelte sie ganz natürlich, die unvergleichliche Detektivin und Chefkomsomolzin. Er wird mich auf Händen tragen. Und anklopfen, bevor er mein Zimmer betritt … Dummkopf, der du bist. Wie ein Mensch werde ich leben, den Westen sehen, den Spiegel und Solženicyn lesen. Meine Kleider werde ich im Katalog auswählen …
    Und trotzdem an Luftmangel zu Grunde gehen!
    Aber Hrasilda war nicht aus der Reserve zu locken. Sanft tätschelte sie mir die Wange. Zynikerin! Aber schon setzte sie ihre Meditation fort, die eher einer Instruierung gleichkam:
    Es kann jetzt einige gefährliche Tage geben, für dich gefährlich. Aber bis zum Frühjahr beruhigt sich die Lage vielleicht. Wer weiß es genau, wer kennt sie! Würdest du im Winter selbst im Kommissariat vorstellig werden, wäre das gar nicht schlecht. Sie würden dich einbehalten und einziehen, fertig. Aber das hast du ja nicht vor, wie ich dich kenne, nicht wahr? Gut. Dann werden sie eine Fahndung ausschreiben. Uniformierte werden Brūklys’ Haus durchsuchen, auch das deiner Eltern. Die Kriminalpolizei wird dein Foto haben. Sie können dich auch in irgendeiner Bierstube hochnehmen, wenn ihnen danach ist. Weißt du übrigens, wer Stepaškins Schwiegersohn ist? Oberleutnant, arbeitet im Militärkommissariat. Ein sehr umtriebiger Mensch, Karrierist. Gut, weiter. Die Leute haben lange Zungen, das weißt du. Also werden sie sich bis zum Hof von Danielės Eltern durchgraben. Das wird nicht gerade angenehm sein für die beiden Alten, nicht wahr? So also sieht’s aus, mein Lieber. Hast dir alles selbst kaputt gemacht. Und jetzt ab in die Badewanne, und dann wird geschlafen. Morgen nehme ich dich bis Kaunas mit. Zu Danielė schlägst du dich selbst durch.
    Noch immer stößt es mir sauer auf, wenn ich mich an diesen Tag und diese Nacht erinnere, angefangen vom letzten Abendbrot im Dritten Allgemeinen Krankenhaus bis hin zum Morgen in jener Vorstadtvilla. Da ist nichts als Frust, auch wenn schon so viel Zeit vergangen ist. In der Tat: Alles hab ich mir selbst kaputt gemacht und sehr teuer dafür bezahlt. Ich wäre angewidert, hätte ich das als Film vorgesetzt bekommen, ein Buch darüber in die Ecke geschleudert. Nur wenn man etwas Ähnliches am eigenen Leib erfährt, scheinen die Dinge weder lächerlich noch banal. Es ist einem nicht zum Gähnen zumute. Sie hätten, dachte ich, mich auch in irgendein Militärkrankenhaus stecken können, aus dem ich nicht hätte fliehen können. Es war unklar, wie alles enden würde, so lautete am nächsten Morgen mein Fazit. Und dann wollte ich überhaupt nicht aus der Wanne, aber Hrasilda klopfte schon energisch an die weiße Tür:
    He, Rekrut, ein bisschen flotter!
    Sie hatte sich schon aus ihrem Bett erhoben, das die Größe eines Hubschrauberlandeplatzes hatte, sich geschminkt und herausgeputzt. Nächstes Jahr wird sie in diesem Haus herrschen. Wird den Spiegel lesen und Solženicyn. Was sie will, wird sie auch lesen. Ohne sich verstecken zu müssen. Und dieses Journal verleumdete doch regelmäßig unser großes und stolzes Land. Solženicyn schreibt sicher auch schon an einem neuen Roman, die alten wird Hrasilda nicht lesen. Gut, raus aus der Wanne, ich komme. Obwohl ich so gar keine Lust hatte.
    Frühstück: ein Gläschen Kognak, starker Kaffee, Rührei mit Schinken, Apfelsaft.
    Schätzchen, ich werde dich überleben und deine Schwindsüchtige. Versuch nicht, anderen eine Grube zu graben, du weißt, wer dann hineinfällt. Was, und du meinst, alles wegen dem Häuschen hier und damit ich was anzuziehen hab? Wegen dem Auto und den warmen Pelzen? Ja, auch deswegen. Ich hasse es, arm zu sein, und basta. Aber nicht nur deswegen. Raimundas ist intelligent, sogar ein Intellektueller. Ein Diplomat immerhin. Grenzenlose Toleranz, verstehst du? Šveras ist es nicht wert, ihm auch nur die Schnürsenkel zuzubinden.
    Wie alt ist er?
    Gut, er ist fünfundfünfzig. Aber da sind Reife und Kraft. Geschieden, das hat ihn besonders viel gekostet. Aber er ist für sie notwendig, nicht umgekehrt.
    Wunderbar, Hrasė. Du hast mir sehr geholfen. Aber, hör mal … und dein Asthma? Ist natürlich nicht meine Angelegenheit.
    Die Medizin macht

Weitere Kostenlose Bücher