Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile

Mobile

Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
Vom Netzwerk:
Haustür oder den Wagen auf dem Parkplatz des Supermarktes, selbst die Fahrräder vor der Schule wurden nicht gesichert. Unvorstellbar, dass hier etwas geschah wie Diebstahl. Erst recht nicht etwas noch Schlimmeres. Wie Kidnapping. Oder Mord. Oder beides.
    »Sharon?!«
    Keine Antwort. Jetzt nicht und auch später nicht.
    Sharon Eltern beteiligten sich nicht an der Suche. Sie saßen im Wohnzimmer ihres schlichten Hauses und starrten vor sich hin. Ein Polizist, ein Sanitäter und der Gemeindepastor waren bei ihnen, hielten sich aber im Hintergrund. Die Stille im Raum war drückend. Die Zeit schien stillzustehen.
    »Sie wird nicht zurückkommen«, durchbrach Sharons Mutter plötzlich die Ruhe. Sie hatte  einen dunkelgrünen Poncho übergeworfen, unter dem sie ihre Hände verbarg. Ihr Gesicht war leichenblass.
    »Was sagst du da?«, fragte ihr Mann staunend nach. Er traute seinen Ohren nicht.
    »Sie wird nicht zurückkommen. Sie ist für immer fort. Für immer.« Es klang vollkommen emotionslos, wie eine nüchterne Feststellung.
    »Schweig!«, zischte ihr Mann.
    »Eine Mutter spürt es, wenn ihr Kind nicht mehr zurück kommt. Weil dann in einer Mutter etwas faulig wird - und zwar genau hier.«
    Sie zog die linke Hand unter dem Poncho hervor und deutete an die Stelle, wo ihr Herz saß. Ihre Augen waren leer.
    »Sei still!«, raunte er.
    »Exakt hier fault etwas. Wie ein Apfel. Wie eine Kartoffel, aus der dieses dickflüssige, pechschwarze Gebräu der Fäulnis austritt.«
    Sharons Vater richtete sich auf und deutete mit dem Zeigefinger auf seine Frau. »Wie kannst du so etwas sagen? Ich verbiete dir, so etwas auszusprechen. Noch ein einziges Wort, und du kannst was erleben!«
    Der Polizist und der Pastor warf en sich einen raschen Blick zu.
    »Sie wird nie wieder mit uns am Tisch sitzen«, sagte sie, »nie wieder mit uns lachen. Sie wird niemals eine Ehefrau und Mutter werden.«
    Er stand auf. Langsam. Bedrohlich. Seine Gesichtsfarbe wurde rot.
    Auch der Polizist stand auf, bereit, sofort dazwischen zu gehen, sollte es erforderlich sein.
    Sharon s Mutter blickte geistesabwesend aus dem Fenster. »Sie wurde abgeholt und ist mitgegangen«, sagte sie tonlos. »Mein Mädchen.«
    Ihr Mann stampfte schnaubend auf sie zu. Der Polizist stellte sich ihm in den Weg.
    »Alan, verlier' nicht die Beherrschung«, sagte er leise, aber mit fester Stimme. »Es ist schwer für Maggy und dich, jeder versteht das, aber dreh jetzt nicht durch. Ihr müsst doch zusammenhalten, ihr zwei, jetzt erst recht. Beruhige dich, okay?«
    »Sharon ist mit niemanden mitgegangen«, sagte Alan kopfschüttelnd und die Tränen schossen in seine Augen. »Das würde sie niemals tun. Wenn, dann ist sie während der Nacht entführt worden, hier aus dem Haus gerissen worden, während wir schliefen und es nicht mitbekommen haben. Und Sharon ist nicht tot, mein Mädchen ist nicht tot, sie kommt zurück, ich weiß es genau. Du weißt es doch auch, oder Brett?«
    Der Polizist nickte, aber er wirkte alles andere als zuversichtlich.
    »Sie ist nicht fortgerissen worden«, sagte Maggy mit bleierner Stimme und stand auf. »Sie wurde abgeholt und ist mitgegangen, wie mit einem Vertrauten. So, wie sie mit uns mitgegangen wäre, Hand in Hand, ohne Angst und Argwohn. Ohne dunkle Gedanken. Voller Vertrauen hat sie die ausgestreckte Hand des Verderbens ergriffen und ist mitgegangen. In den Tod.«
    »Jetzt reicht's!«, brüllte Alan und stieß den überraschten Polizisten zur Seite, der gegen den Pastor taumelte und mit ihm zu Boden ging. Er machte einen Satz auf seine Frau zu und hob drohend die Faust, doch er schlug nicht zu.
    Maggy wich nicht einen Zentimeter zurück. Obgleich sie Alan ansah, blickte sie durch ihn hindurch. Mit ruhiger Stimme sagte sie: »Wäre Sharon fortgerissen worden oder hätte man sie im Schlaf aus ihrem Bett herausgenommen, dann wäre ihre gestrick te Fingerpuppe zurückgeblieben. Dieses hässliche Ding, das ich ihr kürzlich auf dem Jahrmarkt gekauft habe und die sie nie aus der Hand legte. Aber die Fingerpuppe ist ebenfalls fort, und das ist der Beweis dafür, dass Sharon ohne Widerstand mitgegangen ist. Sondern freiwillig.«
    Alan zitterte vor Wut, sein Gesicht verspannte sich. Jeden Moment würde er auf Maggy losgehen. Der Polizist näherte sich langsam, um Alan zu überwältigen.
    Maggy sagte: »Sie wird nicht wieder zurück kommen, Alan, unsere Sharon hat sich für immer aus unserem Leben verabschiedet. Sie hat sich von uns abgewandt und für

Weitere Kostenlose Bücher