Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile

Mobile

Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
Vom Netzwerk:
Seele, dass sie darüber nicht reden mag. Und das, Jo, ist kein gutes Zeichen.«
    Joachim ließ Michaels Worte ein paar Sekunden auf sich wirken, dann sagte er: » Ich werde und werde das Gefühl nicht los, dass du nicht mit offenen Karten spielst, Michi. Du weißt mehr, als du mir erzählst, und das macht mich dauerhaft nervös.«
    Michaels Mund zuckte leicht, und Joachim war sich nicht ganz sicher, ob Michael ein Grinsen unterdrücken wollte oder ob er plötzlich unruhig geworden war. Noch bevor Joachim weiter nachhaken konnte, setzte der Pilot die Maschine hart auf.
     
    *
     
    Die schwarzen Haare der Holzfigur, die vor einer Stunde gerade noch sichtbar gewesen waren, hatten sich nun gänzlich aufgelöst. Carola hatte Daniel auf dem Arm und versuchte das panisch schreiende Kind zu beruhigen. Sie schluchzte. Plötzlich spürte sie, wie sich von hinten zwei Hände um ihre Hüften legten. Sie fuhr zusammen und stieß einen spitzen Schrei aus. Erschrocken machte Niklas einen großen Schritt zurück, verlor das Gleichgewicht und knallte mit dem Rücken gegen den Heizkörper. Voller Schreck und Schmerz schrie er auf.
    »Kannst du nicht aufpassen«, brüllte Carola ihn an, »fast hätte ich deinen Bruder fallengelassen, das hätte gerade noch gefehlt!«
    Niklas rappelte sich wieder hoch und stand für eine Sekunde weinend und anklagend vor seiner Mutter. Dann rannte er in sein Zimmer und knallte die Tür zu.
    Ein paar Minuten später betrat Carola Niklas’ Zimmer. Sie trug Daniel auf dem Arm, dessen pausbäckiges Gesicht blass und verweint war. Der Kleine atmete noch immer unruhig, aber er war jetzt zumindest still und schrie nicht mehr.
    Niklas saß in einer Ecke seines Bettes. Er hatte die Beine angezogen und den Kopf zwischen den Armen vergraben. Carola setzte sich zu ihm. Sie sah ihn liebevoll an und strich i hm über die Wange. »Es tut mir leid, Nicki. Ich habe nicht mit dir gerechnet, und deshalb habe ich mich fürchterlich erschrocken. Was macht dein Rücken, mein Spatz?«
    »Tut total weh«, entgegnete Niklas und sah sie vorwurfsvoll an.
    »Es tut mir leid«, wiederholte Carola und küsste ihn auf die Stirn.
    Niklas sah seinen Bruder an, der mit großen Augen das an der Wand hänge nde FC Bayern München Poster betrachtete.
    »Er ist ni cht normal«, sagte Niklas leise und deutete auf Daniel.
    Perplex stieß Carola hervor: » Was ist er nicht?«
    »Normal«, flüsterte Niklas, jetzt ängstlich.
    Fassungslos rang sie nach Luft. »Was heißt das, Nicki - und wer erzählt dir so etwas?«
    »Niemand.« Er wich ihrem Blick aus.
    Carola musste sich zusammenreißen, um nicht wieder laut zu werden. »Nicki! Dieser Blödsinn kommt nicht von dir, ganz sicher nicht. Also los: Wer sagt so etwas?«
    »Louis«, gab Niklas zögernd zu.
    Carola lachte bitter auf: »Louis, natürlich - wer auch sonst. Ausgerechnet er sagt, dein Bruder sei nicht normal - na, das kommt ja vom Richtigen!«
    »Nicht nur Louis sagt das. Robert sagt das auch und kommt deswegen nicht mehr hierher. Er sagt, man kann hier nicht mehr richtig spielen, weil Daniel immer nur schreit und du immer so genervt bist. Da findet er doof, und deswegen kommt er nicht mehr.«
    Carola starrte ihren ältesten Sohn an. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Niklas schon seit Wochen keinen Freund mehr mitgebracht hatte. Wieso bloß war ihr das nicht schon früher aufgefallen?
    Niklas murmelt e: »Es war so schön bei uns, bevor Daniel da war.«
    Carola wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Sie war für einige Augenblicke außerstande, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    »Mama? Dieser Typ, wer ist das?«
    » Welcher Typ?«
    »Dieser Michael.«
    Carola spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. »Weshalb fragst du?«
    »Ich mag ihn nicht.«
    »Was hat er dir getan?«
    »Nichts. Aber ich mag nicht, wie er dich und Papa anguckt.«
    »Wieso? Wie guckt er denn?«
    Niklas zu ckte mit den Schultern. »Irgendwie merkwürdig. Er guckt dich anders an als Papa, ich weiß auch nicht .. . Ich mag ihn nicht.«
    »Wenn man Menschen nicht kennt, sollte man so etwas nicht voreilig sagen.«
    »Er ist hier … .« Niklas tippte sich erst an die Stirn und tat dann so, als stecke er sich den Finger in den Mund, um sich zu erbrechen.
    Carola presste die Lippe aufeinander . Niklas war ein Junge von knapp elf Jahren und er war ebenso ihr Kind wie Daniel. Sie hatte ihn zuletzt sehr vernachlässigt. Sie schämte sich dafür.
    Sie beugte sich vor und nahm ihren Sohn fest in die Arme. Niklas

Weitere Kostenlose Bücher